Bankenübernahme Schnäppchenpreis erzürnt Bear Stearns-Aktionäre

Der Notverkauf der US-Bank Bear Stearns stößt auf Widerstand: Großaktionäre finden den Verkaufspreis zu niedrig. Ihre Zustimmung ist aber nötig für einen Deal. Weiteren Unmut könnten auch Pläne des Käufers JPMorgan hervorrufen, die Hälfte der Stellen bei Bear Stearns zu streichen.

Unter den Großaktionären der angeschlagenen US-Investmentbank Bear Stearns regt sich Widerstand gegen den extrem niedrigen Preis beim Notverkauf an den Konkurrenten JPMorgan. Unter anderem der Milliardär Joseph Lewis, der 9,4 Prozent an Bear Stearns hält, lehne den Preis von weniger als 300 Millionen Dollar als zu niedrig ab, berichtete das "Wall Street Journal". Auch viele Bear-Stearns-Beschäftigte, drohten, gegen das Geschäft zu stimmen. Die Belegschaft hält zusammen 30 Prozent der Anteile.

Für den Notverkauf von Bear Stearns ist noch die Zustimmung der Aktionäre erforderlich. Es sieht zwar so aus, als wäre die Insolvenz die einzige Alternative zu dem Kauf durch JPMorgan. Allerdings gehen einige Anteilseigner davon aus, dass sie selbst bei einer Liquidation der Bank besser wegkommen könnten: Allein das New Yorker Hauptquartier von Bear Stearns dürfte mehr als eine Milliarde Dollar wert sein.

Bear Stearns selbst hatte noch am vergangenen Freitag etwa 80 Dollar je Aktie als fairen Preis angesehen. JPMorgan würde den Konkurrenten verglichen damit zum absoluten Schnäppchenpreis bekommen: Die Übernahme über einen Aktientausch entspräche zum Kurs vom Freitag nur einem Angebot von zwei Dollar je Aktie oder insgesamt 236 Millionen Dollar wollen - 93 Prozent weniger als der Aktienkurs vom Freitag. Vor etwa einem Jahr war das Papier noch 172 Dollar wert.

Bear Stearns-Aktie trotz Kurssturz mehr wert als Kaufpreis

Die Aktie von JPMorgan stieg am Montag um gut zehn Prozent und das Volumen des Geschäfts entsprechend auch. Es liegt damit aber immer noch um Welten unter dem Börsenwert von 3,5 Milliarden am vergangenen Freitag. Die Aktie von Bear Stearns stürzte am Montag zwar um mehr als 84 Prozent ab. Sie schloss aber trotzdem bei rund 4,80 Dollar deutlich über der Preis des Notverkaufs.

Auch andere große Investoren hätten ihre Unzufriedenheit mit dem Deal signalisiert, berichtete das "Wall Street Journal" weiter. JPMorgan rechne fest mit Klagen unzufriedener Aktionäre. Für Prozesse seien bereits sechs Milliarden Dollar zurückgestellt.

morgenstern

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Eine US-Anwaltskanzlei teilte mit unterdessen, sie habe in New York eine Sammelklage gegen Bear Stearns eingereicht. Die Anwälte von Coughlin Stoia Geller Rudman & Robbins LLP warfen der Bank vor, Investoren über die finanzielle Lage des Unternehmens getäuscht zu haben. Zudem hätten die Bank und einige ihrer hochrangigen Angestellten gegen bundesstaatliche Sicherheitsgesetze verstoßen, hieß es.

Wie genau sich das Geschäft von Bear Stearns in den vergangenen Monaten entwickelte, bleibt unterdessen weiter unklar: Die für Montagabend angekündigte vorgezogene Vorlage von Zahlen für das erste Geschäftsquartal sagte Bear Stearns unter Hinweis auf die Verkaufspläne wieder ab.

JPMorgen will Hälfte der Bear Stearns-Stellen streichen

Zudem will JPMorgan bei Bear Stearns rund 7000 Stellen streichen, berichtete der Fernsehsender "CNBC" unter Berufung auf nicht namentlich genannte Kreise. Dies sei etwa die Hälfte der Arbeitsplätze bei dem Rivalen. JPMorgan erklärte dazu, dies sei "eine herbeigeholte Zahl". Weiter wollte sich eine Sprecherin nicht äußern. Mit den Plänen vertraute Personen sagten, JPMorgan habe erst damit begonnen, Bear Stearns zu durchleuchten. Noch sei unklar, ob und wie viele Arbeitsplätze gestrichen würden.

DPA · Reuters
Reuters/DPA