Die Tarifverhandlungen für die 850 000 Beschäftigten im Baugewerbe werden an diesem Montag in Wiesbaden wieder aufgenommen. Die Verhandlungen waren vor drei Wochen in der Schlichtung gescheitert. Die Folge waren Streiks auf zahlreichen Baustellen in Deutschland, die auch am Montag anhielten. Der Bauindustrieverband in Berlin teilte mit, über den Stand der Ergebnisse solle vom Nachmittag an informiert werden. Wie ein neues Angebot der Bauarbeitgeber aussieht, blieb zunächst unklar.
Rund 30.000 Arbeiter streiken
Zu Beginn der zweiten Streik-Woche haben nach Angaben der IG BAU in der Frühschicht über 30 000 Arbeiter auf rund 2460 Baustellen die Arbeit niedergelegt. Das seien 10 000 Arbeiter und 950 Baustellen mehr als beim Streik am Freitag, teilte die Gewerkschaft mit. Die Streiks würden bis zu einem erfolgreichen Tarifabschluss fortgesetzt werden.
Die Streiks sind am Montagmorgen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen ausgedehnt worden. »Wir haben es das ganze Wochenende vorbereitet«, sagte der Sprecher der Gewerkschaft IG BAU, Bernhard Becker. Nördlich von Leipzig wurden rund 300 westdeutsche Streikende auf einer Baustelle in der Nähe der Autobahn 14 Dresden-Halle erwartet. Sie wollen nach Gewerkschaftsangaben ihre Kollegen vom Niederlassungssitz der Firma BS-Bauservice GmbH (Walther Bau), die bislang als einzige am Streik nicht beteiligt sind, in den Arbeitskampf einbeziehen. Weitere Schwerpunkte nannte die Gewerkschaft zunächst nicht.
In den drei Ländern hatten sich bis zum Wochenende rund 2000 Bauleute an dem Streik beteiligt, 143 Baustellen wurden lahm gelegt. In Sachsen sind von 60 000 Bauleuten die Hälfte Gewerkschaftsmitglieder. Auch in Sachsen-Anhalt ist nach Gewerkschaftsangaben von 41 000 Bauarbeitern etwa jeder zweite organisiert. In Thüringen gibt es 33 000 Beschäftigte in der Baubranche, davon 15 000 Gewerkschaftsmitglieder.
IG BAU fordert 4,5 Prozent mehr Geld
In dem seit Monaten andauernden Tarifkonflikt fordert die IG BAU 4,5 Prozent mehr Geld. Die Arbeitgeber bieten für 2002 und 2003 eine stufenweise Erhöhung von 3,0 und 2,1 Prozent. In Ostdeutschland geht es auch um die Anhebung der Mindestlöhne, was die Unternehmer ablehnen.