Börse Euro auf Allzeithoch - Dax auf Jahrestief

Der Euro hat erstmals in seiner Geschichte ein Rekordhoch von 1,6038 Dollar erreicht. Börsenhändler machen dafür vor allem die wachsende Sorge um die US-Wirtschaft verantwortlich. Das wirkt sich auch auf die Stimmung in der deutschen Wirtschaft aus: Der Dax fiel auf ein neues Jahrestief.

Aus Angst vor weiteren Bankenpleiten in den USA haben Anleger ihren Rückzug aus dem Aktienmarkt und aus dem US-Dollar beschleunigt. Der deutsche Aktienindex Dax fiel um bis zu 3,1 Prozent auf 6006 Punkte und notierte damit so niedrig wie seit Oktober 2006 nicht mehr. Am Nachmittag lag der Leitindex bei 6056 Zählern.

Einen neuen Rekordwert erreichte hingegen die europäische Gemeinschaftswährung: Ein Euro kostete zeitweise 1,6038 Dollar.

"Die Kreditkrise hat uns wieder voll eingeholt", kommentierte ein Händler. "Die Angst ist groß, dass in den USA eine Kettenreaktion ausgelöst wird." Die US-Regierung hatte zwar am Vortag ein Rettungspaket für die angeschlagenen Immobilienfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac aufgelegt. Börsianern zufolge fürchten aber viele Investoren, dass die Hilfen nicht ausreichen, um der Finanzkrise Herr zu werden.

"Es geht um unvorstellbare Summen", spielte ein Händler auf das Volumen der Schuldverschreibungen der beiden Institute an. Dieses entspricht mit fünf Billionen Dollar mehr als einem Drittel des US-Bruttoinlandsprodukts.

Der überraschend starke Einbruch des ZEW-Index auf ein Rekordtief von 63,9 Punkten trübte die Stimmung auf dem Parkett zusätzlich. Der Umfrage zufolge sind die Konjunkturerwartungen von Analysten und Anlegern im Juli auf ein Rekordtief gefallen. Das Barometer brach überraschend deutlich um 11,5 auf minus 63,9 Punkte ein, wie das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) mitteilte. Das ist der niedrigste Wert seit Umfragebeginn 1991.

Von einem Ausverkauf oder gar Panik mochten Börsianer trotz der teilweise drastischen Kursverluste nicht sprechen. "Das ist eher ein Crash auf Raten", sagte einer von ihnen mit Blick auf das knapp 25-prozentige Dax-Minus seit Jahresbeginn. Am frühen Nachmittag lag das Umsatzvolumen aller im Leitindex notierten Werte mit rund 100 Millionen im Rahmen des Durchschnitts der vergangenen 90 Handelstage. Ohne nachhaltigen Einfluss auf die Aktienkurse blieben indes die am Nachmittag vorgelegten US-Konjunkturdaten.

Deutsche Finanzwerte im Sinkflug

Wegen der Kreditkrise trennten sich Anleger vor allem von Finanzwerten. So brachen die Titel der Allianz um 6,1 Prozent auf 101,91 Euro ein und setzten sich damit an die Spitze der Dax-Verlierer. "Selbst die Übernahme-Saga zu Dresdner Bank und Postbank zieht heute nicht", sagte ein Händler. Postbank-Titel rutschten um 3,3 Prozent auf 49,80 Euro ab. Bei der Commerzbank, die als möglicher Partner für Dresdner und/oder Postbank gilt, lag das Kursminus bei 5,1 Prozent. Die Aktien der Deutschen Bank gaben 4,5 Prozent auf 49,88 Euro nach.

Zu den am stärksten gebeutelten Werten gehörte außerdem die Deutsche Börse. Ihre Titel verbilligten sich um 5,4 Prozent auf 63,09 Euro. "Zum einen sind die Umsätze schwach und zum anderen bekommt die Börse ja bald Konkurrenz", sagte ein Händler mit Blick auf den für Mitte August geplanten Start der pan-europäischen Handelsplattform Turquoise. Im Dax konnte sich allein Continental dem Sog entziehen. Die Papiere des Unternehmens, das sich derzeit gegen eine feindliche Übernahme durch die Schaeffler-Gruppe wehrt, legten 4,6 Prozent auf 68,84 Euro zu.

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Reuters/AP/DPA

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