Cerberus Bernhard wird bei Chrysler aktiv

  • von Michael Gassmann
Der Automanager Wolfgang Bernhard spielt bei der Sanierung von Chrysler eine aktivere Rolle als bislang bekannt. Der ehemalige Chrysler-Vizechef hat in der Detroiter Konzernzentrale kürzlich ein Büro bezogen. Sein Job wird eine einzige Gradwanderung werden.

Einen entsprechenden Bericht des "Wall Street Journal" bestätigten mehrere Chrysler nahestehende Personen. Der 46-jährige Bernhard arbeitet seit Anfang des Jahres beim neuen Chrysler-Eigentümer Cerberus als Berater.

Seine neue Rolle zwingt Bernhard zu einer Gratwanderung. Er darf einerseits die Führungsautorität von Konzernchef Tom LaSorda nicht untergraben, muss aber andererseits in die Geschäfte eingreifen, damit Chrysler möglichst schnell zur Profitabilität zurückfindet. Im ersten Vierteljahr 2007 schrieb der Autobauer zwei Milliarden Dollar Verlust und verkaufte drei Prozent weniger Autos als im Vorjahreszeitraum.

Cerberus spielt Bernhards Rolle herunter. "Tom LaSorda wird die Gesellschaft auch weiterhin führen. Wolfgang Bernhard hilft Cerberus, seine Investments in der Autoindustrie zu managen, Chrysler eingeschlossen", sagte ein Sprecher der Beteiligungsfirma. Bernhard werde aber nicht in die Führung des drittgrößten US-Autobauers eintreten.

Es gilt als sicher, dass Cerberus die Chance des Eigentümerwechsels nutzen wird, um Traditionen und Besitzstände bei Chrysler zu kappen. Bernhard, nach seinem Ausscheiden als VW-Vorstand von Cerberus angeheuert, gilt dafür als Idealbesetzung. Er kennt Chryslers Schwächen bis ins Detail. Daimler-Chrysler hatte ihn im Jahr 2000 als Chef der Betriebsführung nach Auburn Hills geschickt, wo er - damals Vorgesetzter von LaSorda - die zersplitterte Modellpalette ausmistete und erfolgreiche neue Modelle wie den Chrysler 300 und den Dodge Charger durchzusetzen half.

Enger Freund vom Chef

LaSorda bezeichnete Bernhard kürzlich als "engen Freund": "Ich wäre verrückt, wenn ich nicht versuchen würde, seine Kenntnisse zu nutzen." Ob die Rollentrennung auf Dauer gelingt, ist offen. So spielt Bernhard bereits eine Schlüsselrolle im Verhältnis zur wichtigen Automobilarbeitergewerkschaft UAW. "Er nimmt an Sitzungen teil - beispielsweise kürzlich mit den Gewerkschaften", heißt es aus dem Konzern. Von Zugeständnissen der UAW bei den Kosten der Krankenversicherung und Pensionskassen hängt das Gelingen der Chrysler-Sanierung wesentlich ab.

Während die UAW Chrysler unter der Regie von Daimler Kompromisse jahrelang verweigert hat, zeigt sich UAW-Chef Ron Gettelfinger seit einiger Zeit überraschend milde gegenüber Cerberus. "Wir haben eine Gesellschaft vorgefunden, die willens ist, Milliarden zu investieren", sagte er. Bernhard dürfte ein Beitrag zur Überzeugungsarbeit leichtgefallen sein. Er gilt als Manager, die mit den Gewerkschaften immer gut zurechtgekommen ist.

FTD

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