Continental Wennemers Abwehrfront bröckelt

Der Kampf um die Übernahme von Continental durch die Schaeffler-Gruppe geht in die entscheidende Phase. Auch wenn der Aufsichtsrat das Angebot formell erneut ablehnt wird, ist der Widerstand deutlich geringer geworden. Vorstandschef Wennemer ist mit seiner harten Haltung zunehmend isoliert.

Kann der Autozulieferer Continental seinen Abwehrkampf gegen die übernahmehungrige Schaeffler-Gruppe gewinnen - oder gibt es doch noch eine Einigung? Um diese Frage geht es bei der mit Spannung erwarteten Aufsichtsratssitzung des Autozulieferers Continental am Mittwoch. Wenn Kontrolleure und Management voraussichtlich gegen Mittag vor die Presse treten, dürften sie zwar die Übernahmeofferte des fränkischen Familienunternehmens von 70,12 Euro je Conti-Aktie erneut als zu niedrig bezeichnen. Bei den Formulierungen und der Aufzählung von Handlungsoptionen werden aber viele Zuhörer die Ohren spitzen.

Hatte Conti-Chef Manfred Wennemer Schaeffler anfangs als "egoistisch, selbstherrlich und verantwortungslos" gegeißelt, gilt nun als möglich, dass er leisere Töne anschlägt. Kreisen zufolge stehen die Zeichen zwischen dem hannoverschen Konzern und Schaeffler auf Annäherung. Der früher eng mit den Franken verbundene Aufsichtsratschef Hubertus von Grünberg hatte schon vor drei Wochen erklärt: "Vernunft ist angesagt, nicht Kampf um jeden Preis. Wenn die Übernahme wahrscheinlich ist, dann bevorzuge ich, dass wir keine verbrannte Erde hinterlassen."

Schaeffler die bessere Wahl?

Bei den Arbeitnehmern im Aufsichtsrat setzt sich die Erkenntnis durch, dass Schaeffler in Bezug auf Standorte und Arbeitsplätze möglicherweise die bessere Wahl ist als ein zu Hilfe gerufener Finanzinvestor. "Man wird nicht drum herum kommen, sich mit Schaeffler zu einigen - wer sich den Tatsachen verschließt, wird zum Träumer", sagte Aufsichtsratsmitglied Erwin Wörle. Die von Schaeffler in Aussicht gestellten Garantien seien eine Verhandlungsgrundlage. Er setze auf eine gemeinsame Linie hoffe im Kontrollgremium: "Ich denke, wir werden mit einem einstimmigen Votum aus der Sitzung kommen."

Um den Conti-Vorstand umzustimmen, muss Schaeffler nach Einschätzung von Beobachtern aber Zugeständnisse machen - also den Preis erhöhen oder sich mit einer kleineren Beteiligung zufrieden geben. Schaeffler kann über Wertpapiergeschäfte bis zu 36 Prozent der Aktien bekommen. Die angebotene Beteiligung von 20 Prozent hatte Schaeffler abgelehnt, weil sich damit strategische Ziele nicht durchsetzen ließen. Bei einer Erhöhung der Offerte stünden die Franken vor einem Dilemma: Legen sie zu viel drauf, bekommen sie mehr Conti-Aktien als gewollt. Bei einer Mehrheitsübernahme haben die Conti-Banken das Recht, die Kreditbedingungen der Conti-Schulden neu zu verhandeln, was für Schaeffler teuer werden könnte.

Conti wird sich aber wohl nicht kampflos geschlagen geben. Der Konzern hat acht finanzstarke Banken als Berater verpflichtet. Die sollen alternative Bieter aufstöbern - und fungieren gleichzeitig als Bollwerk im Finanzsektor, das Schaefflers Spielraum einschränkt, zusätzliche Kredite zu bekommen. Einen "weißen Ritter" könnte Conti etwa über eine Kapitalerhöhung - von möglicherweise rund 30 Prozent - unter Ausschluss der Altaktionäre beteiligen. Das würde Schaefflers Anteil auf unter 30 Prozent verwässern.

Eine Ausgabe entsprechend vieler neuer Aktien müsste aber eine außerordentliche Hauptversammlung beschließen. Kreisen zufolge will der Aufsichtsrat solch ein Treffen beschließen, wodurch sich zudem die Bieterfrist für die Schaeffler-Offerte um sechs auf zehn Wochen erhöhen würde. Diese Zeit könnte Conti für zusätzliche Abwehrmaßnahmen nutzen - oder für Verhandlungen mit Schaeffler.

Reuters
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