Die meisten Pressesprecher setzen auf die Strategie, selbst das größte Desaster noch in positive Formulierungen zu verpacken. Daniel Abbou, der PR-Chef des Berliner Pannenflughafens BER ist nun einen anderen Weg gegangen. Im Interview mit dem "prmagazin" fand Abbou erstaunlich offene Worte - und wurde daraufhin entlassen.
Der 45-Jährige, der erst seit Anfang des Jahres Sprecher der Flughafengesellschaft war, erklärte dem Fachblatt: "Die Berliner und Brandenburger haben ein Recht zu sehen, wo ihre Milliarden versenkt worden sind", Und weiter: "Früher wurde meist gesagt: Nein es ist alles gut. Das ist Bullshit. Bekenne Dich dazu, wenn etwas scheiße gelaufen ist", sagte Abbou. Die alte Flughafencrew habe "zu viel verbockt", es seien "zu viele Milliarden in den Sand gesetzt worden." Beschönigen hilft seiner Ansicht nach nicht weiter. "Es kommt eh alles raus."
"Kein Mensch, der nicht medikamentenabhängig ist, gibt Ihnen feste Garantien für diesen Flughafen"
Zum offiziell anvisierten Starttermin des BER im Jahr 2017 sagte Abbou: "Mein Technikchef hält weiter daran fest, dass es eine Chance gibt, 2017 einzuhalten. Und wenn er das glaubt und mir das auch kommuniziert, dann ist es so." Das hört sich nicht wirklich so an, als ob Abbou auch selbst davon überzeugt ist. Zumal er hinterher schiebt: "Glauben Sie mir, kein Politiker, kein Flughafendirektor und kein Mensch, der nicht medikamentenabhängig ist, gibt Ihnen feste Garantien für diesen Flughafen."
Endlich mal einer, der ehrlich sagt, was Sache ist beim BER, werden sich viele gedacht haben. Für die Bosse des Flughafens waren es aber ein paar offene Worte zu viel. Laut "Tagesspiegel", der über das Interview berichtet hatte, wurde Abbou nach Veröffentlichung des Gesprächs freigestellt. Nach Informationen der "B.Z." erfolgte die Freistellung zunächst für eine Woche, was danach passiert, sei offen. BER-Boss Karsten Mühlenfeld sagte der "B.Z.": "Das Interview war nicht mit mir abgesprochen und nicht freigegeben."