dba + Gexx Hochzeit am Himmel

Die lang erwartete Marktbereinigung bei den Billigfliegern hat begonnen: Ende März übernimmt die Fluggesellschaft dba das Geschäft des Konkurrenten Gexx. Die Fusion beschert den dba-Passagieren neue Abflughäfen und Feriendestinationen.

Gemeinsam sind sie stark: Die beiden Billigfluglinien dba (ehemals Deutsche BA) und Germania Express (Gexx) schließen sich zusammen. Dabei übernimmt die dba ab dem 28. März 2005 insgesamt 12 Flugzeuge sowie 15 Strecken der Fluggesellschaft Gexx. Dass im Zuge der Fusion Germania 64 Prozent der vom Nürnberger Textilunternehmer Hans Rudolf Wöhrl kontrollierten dba übernehmen soll, wurde umgehend von Wöhrl dementiert. Hintergrund der Fusion ist der zunehmende Wettbewerb unter den Billigfliegern. Durch die guten Marktchancen drängen ständig neue Gesellschaften auf den Markt, die ein Stück vom Kuchen wollen. Das - und der ständig steigende Ölpreis heizen den Wettbewerb untereinander an. Studien prophezeihen in den nächsten Jahren eine brutale Marktbereinigung, im Jahr 2010 sollen nur noch drei bis vier große Billigflieger den Markt dominieren.

Der Markt ist nach wie vor attraktiv: 56 Milliarden Euro gaben die Deutschen im letzten Jahr für Reisen aus, wobei heutzutage 60 Prozent aller Flugpassagiere Privatreisende und nur noch 40 Prozent Geschäftsleute sind. Vor wenigen Jahren war es noch genau umgekehrt. Platzhirsch unter den Billigfliegern ist nach wie vor die irische Ryanair, gefolgt von der britischen Easyjet. Auf Platz drei folgt Air Berlin.

dba und Gexx ergänzen sich

Der neue Name der Fluglinie, die europaweit agieren wird, soll Germania/dba lauten. Durch die Fusion entsteht die drittgrößte deutsche Fluggesellschaft nach Lufthansa und Air Berlin mit zusammen 27 Boeing- und Fokker-Flugzeugen. Die Marke Gexx wird verschwinden, dba wird die Strecken sowie die 12 Fokker-Flugzeuge im Leasing von Germania-Eigner Hinrich Bischoff übernehmen. Wichtig für alle Passagiere, die ein Gexx-Ticket besitzen: Die Flugscheine bleiben auf allen Strecken gültig, auf denen die dba ab Ende März statt Gexx fliegt. Über finanzielle Details der Transaktion oder eine mögliche Kapitalverflechtung gab die dba zunächst nichts bekannt.

dba und Gexx ergänzen sich. Während dba vor allem Inlandsverbindungen fliegt, hat Gexx seit Gründung Mitte 2003 mehr europäische Strecken aufgebaut. Germania-Eigner Bischoff besitzt insgesamt 40 Flugzeuge, die größtenteils an andere Fluglinien, meist mit Besatzung, verliehen sind. Auch dba hat vier Boeing-Flugzeuge von Germania geleast, verfügt aber auch über Erfahrungen mit Fokker-Flugzeugen, wie sie Gexx benutzt.

Arbeitsplätze bleiben

Die dba übernimmt die ehemaligen Gexx-Maschinen im Rahmen eines "Wet-Lease": So bleibt sichergestellt, dass bei der Gexx-Muttergesellschaft Germania keine Arbeitsplätze verloren gehen: Die 12 neuen dba-Maschinen von Typ Fokker 100 werden bei dieser Art der Zusammenarbeit auch in Zukunft von ihren bisherigen Piloten, Flugbegleitern und Technikern geflogen und gewartet. Außerdem will die dba weitere Arbeitsplätze schaffen.

Wöhrl hatte die dba 2003 für einen Euro von British Airways gekauft, welche die Gesellschaft unter dem Namen Deutsche BA geführt hatte. Die nach eigenen Angaben zweitgrößte innerdeutsche Linienfluggesellschaft befördert im Jahr mehr als drei Millionen Gäste. Auch Germania Express behauptet sich seit Juni 2003 im umkämpften Markt für Billigflieger. Die in Hannover ansässige Germania und die dba waren im November vergangenen Jahres erstmals als mögliche Partner genannt worden.

Neue Abflughäfen und Destinantionen

Gexx hat in ihrem ersten Geschäftsjahr 2003/04 (zum 31. Oktober) 1,4 Millionen Passagiere geflogen und bei 130 Millionen Umsatz einen kleinen Gewinn erzielt. Allerdings hatte Gexx Probleme mit der Auslastung der Maschinen. Wiederholt wurden Flüge kurzfristig gestrichen oder verschoben. dba peilt nach früheren Angaben für das Geschäftsjahr 2004/05, das am 31. März endet, ein ausgeglichenes bis leicht positives Ergebnis und für das kommende Geschäftsjahr einen deutlichen Gewinn an. Durch die Übernahme der Gexx-Strecken will dba mehr als vier Millionen Fluggäste befördern.

Die Fluggäste der dba können künftig zwischen 15 (bisher elf) innerdeutschen und 17 (bisher sechs) internationalen Strecken wählen. Mit Ende März werden außerdem Flüge ab Frankfurt/Main, Bremen und Karlsruhe angeboten und internationale Destinationen wie Athen, Thessaloniki, Rom, Florenz, Stockholm, Moskau und Tiflis angeflogen. An Bord der dba-Flotte ist der Bordservice mit Getränken, Snacks und Zeitschriften übrigens kostenlos.

Karin Spitra