Twitter-Chaos Die Falschen gefeuert: Elon Musk will offenbar entlassene Twitter-Leute zurück

Twitter-Chef Elon Musk will seine Stimme bei den Midterms den Republikanern geben
Twitter-Chef Elon Musk will seine Stimme bei den Midterms den Republikanern geben
© Frederic J. Brown / AFP
Am Freitag hat Elon Musk mit Massenentlassungen bei Twitter begonnen. Nun merkt er offenbar, dass er einige der gefeuerten Mitarbeiter dringend braucht – und bittet darum, dass sie zurückkommen.

Beim Twitter-Konzern herrscht nach der Machtübernahme durch Elon Musk weiter Chaos. Erst am Freitag hatte das Unternehmen massenweise Angestellte per Mail gefeuert, fast die Hälfte der 3700 Mitarbeitenden ist betroffen. Nun versucht die Führungsriege um Musk offenbar, einige der Entlassenen schon wieder zurückzuholen. Das berichten die Nachrichtenagentur Bloomberg und weitere US-Medien.

Bloomberg zufolge sind bereits Dutzende Mitarbeiter, die ihren Job verloren hatten, von der neuen Twitter-Führung mit der Bitte kontaktiert worden, zur Arbeit zurückzukommen. Einige der Angestellten seien "aus Versehen" entlassen worden, schreibt Bloomberg mit Verweis auf Insider. Bei anderen habe das neue Management erst nach der Entlassung realisiert, dass man die Fähigkeiten und Erfahrung brauche, um die von Musk geforderten neuen Features bei Twitter umzusetzen.

Vergangene Woche hatte Musk als erste Neuerung verkündet, dass der blaue Verifizierungshaken künftig 8 Dollar im Monat kosten soll. Auch über weitere Neuerungen wie die Wiederbelebung des Kurzvideodienstes Vine dachte Musk laut nach. Dazu gab es Berichte, Musk und seine Vertrauten hätten Twitter-Entwickler mit engen Zeitplänen durch anspruchsvolle Aufgaben gehetzt. Mitarbeitende bekamen dabei den Eindruck, wer nicht liefere, sei seinen Job bald los. 

Weniger Leute, mehr Arbeit

Die alte Konzernspitze hatte Musk direkt am ersten Arbeitstag gefeuert. Am vergangenen Freitag folgte dann die große via Mail verkündete Massenentlassung von etwa der Hälfte der Belegschaft. Mitarbeitende berichten, der Zugang zum Firmennotebook sei ihnen umgehend gesperrt worden. Er habe "keine andere Wahl", da Twitter über 4 Millionen Dollar pro Tag verliere, twitterte Musk.

Der Tesla-Chef hat das defizitäre Unternehmen für rund 44 Milliarden Dollar gekauft und etwa 13 Milliarden des Kaufpreises Twitter selbst als Schulden aufgedrückt. Twitter verdient also nicht nur kein Geld, sondern muss nun auch noch Schulden tilgen und Zinsen zahlen. 

Daher will Musk nun gleichzeitig massiv Kosten sparen und den Kurznachrichtendienst so umbauen, dass er Erträge abwirft. Auch technisches Chaos ist dabei vorprogrammiert. "Es wird massive Ausfälle bei Twitter geben", sagte ein Ex-Mitarbeiter, der für einen kritischen Teil der technischen Infrastruktur zuständig war, dem Handelsblatt. Die Frage sei nur, wie schlimm es wird.

Das Abo-Modell für den blauen Haken soll nach den in dieser Woche stattfindenden US-Midterm-Wahlen gestartet werden, weitere Änderungen sollen zeitnah folgen. Bei der bisherigen Haupteinnahmequelle, der Werbung, drohen Twitter hingegen Rückgänge, da zahlreiche Unternehmen ihre Werbebuchungen bei Twitter aussetzen. Sie befürchten, dass Musk unter dem Label der Redefreiheit, Radikalen und Verschwörungstheoretikern auf Twitter wieder verstärkt ein Forum bieten könnte.