Erstes Halbjahr 2009 Abwrackprämie rettet VW vor roten Zahlen

Die Analysten sind beeindruckt: VW hat im zweiten Quartal zwar einen kräftigen Umsatzeinbruch verbucht, dennoch verkauften die Wolfsburger weltweit 1,7 Millionen Fahrzeuge - ein Plus von 1,4 Prozent. Mit seinen Geschäftszahlen setzt sich VW erneut von der Konkurrenz ab.

Dank der Abwrackprämie hat Volkswagen einen größeren Gewinneinbruch im zweiten Quartal vermeiden können und damit seine Sonderstellung in der Automobilbranche untermauert. Das operative Ergebnis fiel in den Monaten April bis Juni im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um mehr als die Hälfte auf 928 Millionen Euro, wie VW am Donnerstag mitteilte. Von Reuters befragte Analysten hatten jedoch mit einem sehr viel höheren Ergebnisrückgang um 70 Prozent auf 628 Millionen Euro gerechnet. Der Konzernumsatz gab um rund acht Prozent auf 27,2 Milliarden Euro nach.

Für das Gesamtjahr zeigte sich Europas größter Autobauer, der vor der Eingliederung von Porsche steht - verhalten optimistisch. Dem allgemeinen Abwärtstrend der Autoindustrie werde sich VW zwar nicht entziehen können, im Vergleich zum Gesamtmarkt werde der Konzern aber besser abschneiden und in der Krise Marktanteile hinzugewinnen, hieß es. Steigende Refinanzierungskosen und ein größerer Anteil von kleineren Autos mit geringerer Marge belasteten das Ergebnis. Dagegen steuere Volkswagen mit seinem Sparkurs an. An der Börse sorgten die Zahlen wie auch der Ausblick für Erleichterung. Mit einem Kursplus von mehr als vier Prozent gehörte die VW-Aktie zu den größten Gewinnern im Leitindex Dax.

Mit den Geschäftszahlen setzte sich Volkswagen erneut von der Konkurrenz ab. Europas Nummer zwei, der französische Autobauer PSA Peugeot Citroen, hatte im ersten Halbjahr im Gegensatz zu VW kaum von der Abwrackprämie profitiert und war tief in die roten Zahlen geraten. Auch Renault schrieb Verluste. Der Stuttgarter Rivale Daimler hat im zweiten Quartal den dritten Milliardenverlust in Folge verbucht, verspricht für die zweite Jahreshälfte aber Besserung.

Analysten zeigten sich beeindruckt von den Auslieferungszahlen. "Sagenhaft, wie Volkswagen es schafft, so viele Autos zu verkaufen", sagte NordLB-Experte Frank Schwope. Von April bis Juni lieferte der Konzern weltweit 1,7 Millionen Fahrzeuge aus, ein Zuwachs von 1,4 Prozent. Dabei profitierten die Wolfsburger von der Nachfrage in Deutschland, China und Brasilien, während die Nachfrage in Europa schwach war. Die Auslieferungen im Inland legten - angeschoben durch die staatliche Abwrackprämie - um fast 30 Prozent zu, während sie im Ausland insgesamt um fünf Prozent schrumpften.

Die Produktion fuhr Volkswagen im zweiten Quartal um zehn Prozent zurück und sorgte so bei den leicht gestiegenen Auslieferungszahlen dafür, dass die Lagerbestände erneut deutlich sanken. Das macht sich in den Barmitteln bemerkbar, die sich im Automobilgeschäft um ein Fünftel auf 3,5 Milliarden Euro erhöhten. Die Nettoliquidität lag zur Jahresmitte über zwölf Milliarden Euro. Damit sehen Analysten den Konzern für die Übernahme von Porsche finanziell gerüstet.

Porsche und Volkswagen hatten sich vergangene Woche im Grundsatz auf einen Zusammenschluss zu einem Autokonzern geeinigt. Demnach soll der klamme Sportwagenbauer als zehnte Marke in den VW-Konzern eingegliedert werden. VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piech kommt damit seinem Ziel eines Megakonzerns näher, der Marktführer Toyota in den nächsten Jahren an der Weltspitze ablösen soll. Die finanziellen Details sollen bis Mitte August geklärt werden.

DPA · Reuters
DPA/Reuters