Familienunternehmen Deutschland ist ein unattraktiver Standort

Hohe Personalkosten, zu viel Bürokratie - das sind die Gründe, warum Deutschland für Familienunternehmen im Vergleich zu anderen Ländern ein unattraktives Pflaster ist. So jedenfalls das Ergebnis einer aktuellen Studie. Attraktivste Standorte für Familienbetriebe sind Großbritannien, Dänemark und die Schweiz.

Deutschland ist für Familienunternehmen im Vergleich zu anderen Ländern einer Studie zufolge ein unattraktives Pflaster. Gründe dafür seien viele Vorschriften für Arbeitgeber und vergleichsweise hohe Personalkosten, teilte die Stiftung Familienunternehmen in Stuttgart mit. Deutschland landete bei der Untersuchung, in der das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) im Auftrag der Stiftung Standortfaktoren in 18 Industrieländern verglichen hat, lediglich auf Rang 12. Attraktivste Standorte für Familienbetriebe sind demnach Großbritannien, Dänemark und die Schweiz. Schlusslicht ist Italien.

"Nirgendwo sonst werden Einstellungen und Kündigungen von Arbeitnehmern durch Bestimmungen und Vorschriften so stark beeinflusst wie in Deutschland", sagte Studienleiter Friedrich Heinemann. Diese starke Regulierung gehe auf Kosten der Flexibilität, die gerade für Familienunternehmen besonders wichtig sei. Sie sei die Grundlage, um wettbewerbsfähig zu bleiben und dynamisch zu wachsen, sagte Heinemann. Für die Studie wurden die Bereiche Steuern, Arbeitskosten, Regulierung, Finanzierung und Infrastruktur in den verschiedenen Ländern verglichen.

Punkten konnte der Standort Deutschland bei der Infrastruktur. Der Ausbau des Straßennetzes sowie die Anbindung an den Bahn- und Flugverkehr seien vergleichsweise gut, ergab die Studie. Dies gelte auch für die Informations- und Kommunikationsstruktur. Auch die Kreditversorgung und die Finanzierungsmöglichkeiten für Familienunternehmen seien besser als in vielen anderen Industriestaaten, sagte Heinemann.

Weit hinten landete Deutschland dagegen bei den Arbeitskosten und der Produktivität. Grund dafür seien vor allem überdurchschnittlich hohe Personalzusatzkosten wie Arbeitgeberbeiträge zur Sozialversicherung oder Urlaubsgeld, sagte der ZEW-Studienleiter. Während in Deutschland eine Arbeitsstunde durchschnittlich 41,50 Euro koste, seien es im Durchschnitt der untersuchten Länder 38 Euro pro Stunde. Zu schaffen mache den Familienunternehmen auch eine relativ hohe Steuerbelastung.

Bei der ersten Auflage der Studie vor zwei Jahren hatte Deutschland bereits ähnlich schlecht abgeschnitten und unter 14 Industrieländern Platz 11 belegt. "Die gute Konjunkturlage der letzten beiden Jahre sowie die optimistischen Wachstumsprognosen dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass die strukturellen Rahmenbedingungen für den Standort Deutschland dringend verbessert werden müssen", sagte der Vorsitzende der Stiftung Familienunternehmen, Brun-Hagen Hennerkes.

Seinen Angaben zufolge sind rund 3 Millionen der insgesamt 3,2 Millionen Unternehmen in Deutschland Familienbetriebe. Sie erwirtschaften mehr als 40 Prozent des Gesamtumsatzes der deutschen Wirtschaft und sind Arbeitgeber für 57 Prozent der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten.

(Die Studie im Internet: www.familienunternehmen.de)

DPA
DPA