FDP-Wirtschaftspolitiker Brüderle "Gebt das Geld zurück!"

Während Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) die Börsenturbulenzen kleinredet, verlangt FDP-Wirtschaftsexperte Rainer Brüderle im stern.de-Interview Taten: Um der drohenden Rezession zu entkommen, sollte die Regierung die Bürger rasch steuerlich entlasten.

Schwappt die US-Rezession auf Deutschland über? Wie dramatisch ist die Wirtschaftslage in Amerika? Rainer Brüderle (FDP), zwischen 1987 und 1998 Wirtschaftsminister in Rheinland-Pfalz und nun wirtschaftspolitischer Sprecher seiner Fraktion, sieht schwarz: "Die Amerikaner sind faktisch schon in der Rezession drin", sagte er im stern.de-Interview im "Café Einstein". "Wäre auch ein Wunder, bei solch einer Immobilienkrise, bei solch einer Blase, die wir dort haben – und die noch lange nicht zu Ende ist."

Für Brüderle steht außer Frage, dass auch die deutsche Wirtschaft in Mitleidenschaft gezogen werden könnte: "Man darf sich ja nicht in die Tasche lügen, die Menschen können ja auch zählen. Sie sehen jeden Abend die Entwicklung der Börsen draußen, die Börsen spiegeln immer die Zukunft wider." Die derzeitigen guten Konjunkturdaten Deutschlands reichen nach Brüderles Ansicht nicht, um das Land gegen Krisen wetterfest zu machen – weil die Inlandsnachfrage nicht hoch genug sei. Sein Rezept: Die Regierung müsse "sehr schnell eine Steuerentlastung vornehmen", und zwar für die breite Mehrheit, um die Binnenkaufkraft zu stärken. "Wir müssen den Menschen ein Stück mehr ihr Geld zurückgeben". Aber nichts dergleichen geschehe, stattdessen gebe es nur populistische Aktionen.

Wachstumsprognose reduziert

Bundeswirtschaftsminister Glos hingegen rät trotz der Börsenturbulenzen zu Gelassenheit. "Es gibt weder einen Grund zur Panikmache noch Grund zur Ignoranz", sagte Glos am Donnerstag in der Bundestagsdebatte über den Jahreswirtschaftsbericht. Die Lage der deutschen Wirtschaft sei trotz gestiegener Risiken gut.

In ihrem aktuellen Jahreswirtschaftsbericht prognostiziert die Bundesregierung, dass die Wirtschaft dieses Jahr nur um 1,7 statt, wie zuvor angenommen, um 2,0 Prozent wachsen werde. Zugleich würde die Arbeitslosigkeit weiter sinken und der private Konsum anziehen.