Eine gemeinsame Transaktionsbank der drei großen Frankfurter Häuser, welche für die Institute vom Zahlungsverkehr bis zu den Wertpapiertransaktionen alles abwickelt, wird es in naher Zukunft nicht geben. »Es ist für alle eine schwierige Hürde, das eigene System aufzugeben«, heißt es am Finanzplatz Frankfurt.
Voraussetzung: gemeinsames IT-System
Ingo Wagner, Unternehmensberater bei A.T. Kearney ergänzt: »Sparen können die Banken nur, wenn sie sich auf ein IT-System einigen, doch diese Umstellung ist teuer«. Andererseits wäre eine einzige »Abwicklungsfabrik« nach Ansicht von Experten auch die Chance, das Privatkundengeschäft der Banken profitabel zu machen.
Zunächst höhere Kosten
»Je mehr über ein System abgewickelt wird, desto wirtschaftlicher kann es arbeiten«, bestätigt der Dresdner-Bank-Sprecher Torsten Albig. Doch auf die Banken, die ihr eigenes System aufgeben müssten, kämen zunächst noch höhere Kosten zu, umreißt ein Banker das Problem: »Jedes Haus hat ins eigene System investiert und hätte in dem Fall einen erheblichen Abschreibungsbedarf.« Die Commerzbank schätzt die Umrüstungskosten zum Beispiel auf 100 Millionen Euro (knapp 196 Mio DM).
Gemeinsames Wertpapiergeschäft
Den vollen Spareffekt erzielen die Banken außerdem nur, wenn sie neben dem Zahlungsverkehr auch die Wertpapiergeschäfte gemeinsam bearbeiten lassen. »Das Sparpotenzial allein beim Zahlungsverkehr wird oftmals überschätzt«, sagt Wagner. Und auf nur diesen Bereich will die Dresdner Bank die Gespräche reduzieren.
Trennung von eigener Abwicklung
Gerade die Trennung von ihrer eigenen Wertpapierabwicklung fällt den Häusern offenbar schwer. »Das ist technisch sehr komplex«, sagt Albig. Die Dresdner Bank führt derzeit ein »starkes« IT-System namens 'Geos' ein und will daran festhalten. Commerzbank-Vorstand Michael Paravicini argumentierte im Januar in einem Interview, dass sein Haus im Wertpapierhandel sehr gut aufgestellt ist. Wagner erläutert: »Das Wertpapiergeschäft ist für die Banken strategisch wichtiger und wir prüfen für unsere Klienten noch, ob die Kosten den Aufwand dort lohnen«.
Eigene Systeme laufen nicht
Der Versuch einiger Banken, ihre eigenen Systeme im Alleingang besser auszulasten, verzeichnet ebenfalls geringe Erfolge. Die Deutsche-Bank-Tochter European Transaction Bank konnte bislang nur die Sparda-Banken und die Privatbank Sal. Oppenheim gewinnen.
Bessere Auslastung statt Kündigung
Keine konkreten Fortschritte gibt es bei der genossenschaftlichen DZ Bank. Sie hatte im Dezember ebenfalls angekündigt, den Zahlungsverkehr für andere mitübernehmen zu wollen. Zwei Drittel der Arbeitsplätze des Spitzeninstituts sind in diesem Bereich angesiedelt. Eine bessere Auslastung gilt als Alternative zu Kündigungen. Der Arbeitsplatz-Aspekt spielt auch bei anderen Banken eine Rolle. »Wir haben einen Marktanteil von 17 Prozent und Erfahrung damit, die Abwicklung auch für externe Kunden zu übernehmen«, sagt ein DZ Bank-Sprecher.
Unterschiedliche Vereinheitlichung
Komfortabel wäre allerdings nach Ansicht von Wagner erst ein Anteil von 25 bis 30 Prozent. »Die höchsten Marktanteile haben die Genossenschaftsbanken und die Sparkassen, allerdings haben die ihre Systeme noch nicht vollständig vereinheitlicht.« Weiter sind aber offensichtlich die Genossenschaftsbanken.
Thema bleibt aktuell
Trotz der mühseligen Verhandlungen legen die Banken die Gespräche aber noch nicht auf Eis. »Das Thema bleibt aktuell«, sagt Commerzbanksprecher Peter Pietsch. Es gibt vielfältige Kontakte über die drei Großbanken hinaus. Auch Deutsche und Dresdner Bank bestätigten, dass zumindest in Teilbereichen Gespräche geführt werden.