Finanzkrise Banken zieren sich bei Hilfspaket

Unter großen Mühen hat der Staat endlich ein Hilfspaket für strauchelnde Banken aufgelegt - und jetzt will es kaum einer nutzen. Viele Geldinstitute haben Angst, sich als Sorgenkinder zu outen. Immerhin: Der Dachverband der Landesbanken hat entschieden, Hilfen in Anspruch zu nehmen.

Die deutschen Banken zieren sich noch, das milliardenschwere Hilfspaket der Bundesregierung in Anspruch zu nehmen. Mit Ausnahme der schwer von der Finanzkrise getroffenen BayernLB wagte sich zu Wochenbeginn kein weiteres Institut aus der Deckung. Die Geldhäuser fürchten offenbar, an den Märkten als Sorgenkinder abgestempelt zu werden. Der Verband der privaten Banken sah sich angesichts der Zurückhaltung gezwungen, seine Mitglieder zu einer sorgfältigen Prüfung des Pakets zu ermuntern. Nur so könne das System stabilisiert werden. Im Lager der öffentlichen Institute wurden derweil Forderungen nach einer gemeinsamen Nutzung der Hilfen lauter, damit niemand an den Pranger gestellt wird. Dies wollen aber diejenigen Landesbanken nicht mitmachen, die vergleichsweise gut durch die Krise gekommen sind.

Kurz nach Verabschiedung des Pakets aus Garantien und Kapitalhilfen für die Finanzbranche im Volumen von fast 500 Milliarden Euro winkten bereits die ersten Institute öffentlich ab. So betonte Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann, sein Haus benötige keine Staatshilfe. Sein Commerzbank-Kollege Martin Blessing dagegen will das Angebot prüfen. Die Reaktion an den Börsen fiel am Montag entsprechend aus: Während die Aktien der Deutschen Bank um mehr als 1,5 Prozent zulegten, sacken die Titel der Commerzbank um 3,3 Prozent ab.

Händlern zufolge wird am Markt gelauert, "wer sich von den Banken als erstes die Blöße gibt und das Rettungspaket annimmt". Das Paket ist mit Auflagen verbunden, etwa mit einer Gehaltsbegrenzung und einer Einmischung des Bundes in Geschäftsfragen. "Wer sich so stark vom Staat reinreden lässt, bei dem muss die Not schon sehr groß sein", sagte ein Börsianer. Auch Banker äußerten die Sorge, dass eine Nutzung des Pakets zu einer Stigmatisierung an den Kapitalmärkten führen könnte. Dann würde die Refinanzierung an den ohnehin eingetrockneten Geldmärkten möglicherweise noch schwieriger. "Jeder wartet daher ab, dass ein anderer den ersten Zug macht", sagte ein Banker.

Dem will der Bankenverband BdB entgegentreten. "Wir sollten vermeiden, diejenigen in die Ecke zu stellen, die jetzt das Stabilisierungsprogramm auch nutzen wollen", erklärte BdB-Präsident Klaus-Peter Müller, der auch dem Aufsichtsrat der Commerzbank vorsitzt. Ziel der Maßnahmen sei, dass Kredite für private Haushalte und Unternehmen weiter ungestört verfügbar seien. "Dazu ist das Paket geschnürt worden, jetzt müssen wir es auch anwenden", sagte er nach einer Vorstandssitzung des Geschäftsbanken-Verbandes. Die Finanzbranche sei der Politik zu Dank verpflichtet.

Die Landesbanken werden die Angebote des Staates nutzen. Es würden keine Sparkassen, aber Landesbanken Hilfen durch das Rettungspaket prüfen, kündigte der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) als Dachorganisation am Montag in Berlin an. "Jedes Institut entscheidet aber selber, welche Art der Hilfe und in welchem Umfang", sagte DSGV-Präsident Heinrich Haasis nach einer Vorstandssitzung. Die BayernLB hat bereits angekündigt, an diesem Dienstag ihren Kapitalbedarf aus dem Rettungspaket bekanntzugeben. Inwiefern weitere der insgesamt sieben Landesbanken Hilfen beantragen werden, wurde vorerst nicht mitgeteilt. Die HSH Nordbank prüft, ob sie auf das Rettungspaket der Bundesregierung zugreifen wird. Auch die WestLB sagte, es werde geprüft, eine Entscheidung sei aber noch nicht gefallen.

Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) und die SaarLB kündigten am Montag an, das Paket nicht in Anspruch nehmen zu wollen. Auch die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) will auf die Unterstützung verzichten und die Finanzkrise aus eigener Kraft durchstehen. Die Landesbanken werden meist von regionalen Sparkassenverbänden und den jeweiligen Bundesländern getragen. Für die Sparkassen selbst sei aus heutiger nicht zu erwarten, dass sie das Programm in Anspruch nehmen müssen, wie Haasis weiter sagte. Er verwies auf die stabilen Geschäftsmodelle, die in der Region gebunden seien. Die Nord/LB will Hilfen aus dem Rettungspaket derzeit nicht in Anspruch nehmen. Bisher hatte die Bank stets erklärt, sie sei von der Krise nur geringfügig betroffen.

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Reuters/DPA