Den großen US-Banken droht ihr Sicherheitsnetz flöten zu gehen: Die Ratingagentur Moody's zweifelt daran, dass die Regierung bei einer neuerlichen Schieflage wie zu Zeiten der Finanzkrise 2008 rettend eingreifen würde. Das hieße: Sollte eine Bank in existenzielle Not geraten, würde sie schlimmstenfalls untergehen.
"Moody's geht zwar davon aus, dass die Regierung weiterhin den systemisch wichtigen Finanzfirmen ein bestimmtes Niveau an Unterstützung zukommen lässt", erklärte die Ratingagentur am Mittwoch in New York. "Doch es ist jetzt gleichzeitig wahrscheinlicher als während der Finanzkrise, dass sie erlauben würde, dass eine große Bank scheitert."
Aufgrund der neuen Einschätzung hat die Ratingagentur die Kreditwürdigkeit der beiden US-Großbanken Bank of America und Wells Fargo herabgestuft. Moody's senkte die Note der Bank of America um zwei Stufen von A2 auf Baa1 und die von Wells Fargo um eine Stufe von A1 auf A2. Entgegen einer vorherigen Ankündigung beließ Moody's die Note der Bankengruppe Citigroup für langfristige Kredite bei A3. Die Note für kurzfristige Kredite wurde dagegen von Prime-1 auf Prime-2 gesenkt wurde.
Die Einschätzung von Moody's sorgte für Unwohlsein an der Börse und beschleunigte die massiven Kursverluste bei den US-Großbanken. Besonders schlimm traf es den Sorgenfall der Branche, die Bank of America. Ihre Papiere brachen bis zum Börsenschluss um fast 8 Prozent ein. Denn mit der Warnung ging eine Abstufung der Kreditwürdigkeit des Hauses einher.
Auch in Italien schwelt die Krise weiter
Zuvor hatte die Ratingagentur Standard & Poor's die Kreditwürdigkeit von sieben italienischen Großbanken herabgestuft und drohte damit, dass dies auch bei acht weiteren Häusern geschehen könnte. Zu den abgestuften Banken zählen Größen wie Mediobanca und Intesa Sanpaolo. Bei der UniCredit und einigen Tochterfirmen steht der Ausblick jetzt auf "negativ" - das heißt, die Ratingagentur erwägt eine Abstufung in der Zukunft. S&P erklärte, dass das sogenannte Rating einer Bank üblicherweise nicht das Rating des Landes übersteigen könne.
Kanada warnt vor neuer Bankenkrise
Sorgenkind Nummer eins bleibt jedoch Griechenland. Der kanadische Finanzminister Jim Flaherty hat vor einer weltweiten Bankenkrise als Folge der Schuldenprobleme Griechenlands gewarnt. Er rief die europäischen Staaten am Mittwoch in einem Rundfunkinterview dazu auf, ihre Schwierigkeiten in den Griff zu bekommen. Ansonsten würden die Märkte Tatsachen schaffen, mahnte Flaherty vor dem Finanzministertreffen der 20 größten Industrie- und Schwellenländer (G20) am Donnerstag in Washington. Die daraus resultierende Krise könne die Banken weltweit erfassen. "Wir könnten in eine neue Kreditkrise geraten, die zu einer Schrumpfung der Realwirtschaft führt", sagte Flaherty. Er riet dazu, das Volumen des europäischen Rettungsfonds auf eine Billion von 440 Milliarden Euro auszuweiten.