Zukunft der Fußgängerzone Expertin über Galeria-Sterben: "Innenstädte werden keine reinen Shoppingmeilen mehr sein"

"Hohler Zahn in der schönen Innenstadt": Der Warenhauskonzern Galeria schließt die Mehrzahl seiner Kaufhäuser
"Hohler Zahn in der schönen Innenstadt": Der Warenhauskonzern Galeria schließt die Mehrzahl seiner Kaufhäuser
© Waltraud Grubitzsch / DPA
Dutzende Galeria-Kaufhäuser machen dicht, auch andere Ketten schließen Läden oder sind pleite. Wer verschwindet als Nächstes – und was kommt stattdessen? Iris Schöberl, Expertin für Innenstadt-Immobilien, erklärt, wie sich das Bild der Fußgängerzonen verändern wird.

Frau Schöberl, viele Warenhäuser von Galeria Karstadt Kaufhof machen dicht. Der Modehändler Orsay hat 2022 sämtliche Filialen geschlossen. Der Schuhhändler Görtz ist insolvent. Sterben die Innenstädte als Shoppingmeile aus?

Sie sterben nicht aus, aber viele Innenstädte werden keine reinen Shoppingmeilen mehr sein. In vielen Fußgängerzonen werden wir vermehrt andere Nutzungen sehen – Gastronomie, Kultur und weitere abseits vom reinen Konsum. In den Großstädten werden aber große Teile der Innenstadt weiter von Shopping dominiert bleiben. Dort gibt es genug Kundschaft mit hoher Kaufkraft.

Bleiben wir einen Moment beim Fall Galeria: Von derzeit 129 Warenhäusern sollen nur 77 übrig bleiben. Vor fünf Jahren waren es sogar noch 175 Häuser. Was bedeuten die Schließungen für die Attraktivität der betroffenen Innenstädte?

Bei den Warenhäusern dauert es ungefähr fünf Jahre zwischen einer Schließung und einer Neueröffnung. Fünf Jahre haben Sie da einen hohlen Zahn in der schönen Innenstadt. Das ist für eine mittlere Stadt eine Katastrophe. Da müssen sich die Eigentümer der Immobilie und die Stadt zusammentun und Übergangslösungen schaffen, und wenn man es nur etwas schön macht und ein Bürgerbüro reinsetzt.

Was passiert langfristig mit diesen Flächen in bester Lage?