Die in vielen Schreckensszenarien heraufbeschworenen verheerenden Öl-Brände im Irak sind ausgeblieben. Nur eine Hand voll der mehr als 1.100 irakischen Ölquellen brannten bislang, und die meisten Feuer sind von kuwaitischen und amerikanischen Spezialisten bereits unter Kontrolle gebracht worden. Dennoch dürfte der große Geldsegen nach der Wiederaufnahme der irakischen Produktion noch lange auf sich warten lassen.
"Fürchterlicher Zustand"
In Rumaila, wo rund 60 Prozent des irakischen Öls gefördert wurden, sei vorerst nicht an ein Anfahren der Produktion zu denken, berichtete Brian Burridge, Kommandeur der britischen Truppen im Golf, die das Gebiet im Süden des Landes eingenommen hatten. «Die Felder sind in fürchterlichem Zustand. Es wird mindestens drei Monate dauern, bevor dort wieder gepumpt werden kann.»
US-Regierung braucht baldige Förderung
Die Ölindustrie hatte gehofft, dass die irakische Produktion in Kürze wieder angefahren wird. Das irakische Öl, rund drei Prozent des Weltverbrauchs, fällt seit Kriegsbeginn auf den Weltmärkten aus. Unruhen und Streiks haben die Produktion in Venezuela und Nigeria drastisch beeinträchtigt. Auch die US-Regierung setzt auf baldige Ölförderung im Irak, damit die Einnahmen für die Versorgung der Bevölkerung und den Wiederaufbau herangezogen werden können.
Alte, verrostete Anlagen
Die Anlagen sind dem ersten Augenschein nach rostiger und veralteter als erwartet. «Die Infrastruktur ist hoffnungslos veraltet», sagt Energieexperte Herman Franssen vom Center for Strategic and International Studies (CSIS) in Washington. Die jahrelangen Sanktionen und dürftige Wartungsarbeiten haben die Industrie dahin siechen lassen. Weil Ersatzteile und Knowhow fehlten, fürchten viele Experten, dass die Felder bleibende Schäden erlitten haben.
Zuerst muss modernisiert werden
Die Produktion auf das Niveau vor der irakischen Invasion Kuwaits zu bringen, rund 3,5 Millionen Barrel pro Tag, brauche mindestens zwei bis drei Jahre, schätzt Franssen. «Die Produktion könnte zwar schneller wieder hochgefahren werden, doch die Iraker müssen die Anlagen zuerst modernisieren, damit die Reservoire nicht weiter geschädigt werden.» Auf sechs Milliarden Dollar schätzt er die Investitionskosten.
US-Firmen stehen schon in den Startlöchern
Diese Summe aus den Öleinnahmen selbst zu speisen, ist illusorisch. Mit dem Öleinnahmen müssen auch die Nahrungsversorgung, der Aufbau von Gesundheits- und Schulwesen und vieles andere finanziert werden. Die Iraker sind deshalb auf ausländische Partner angewiesen. Dafür stehen amerikanische Firmen bereits in den Startlöchern, argwöhnisch beobachtet von Russland und Frankreich.
Soldaten wurden vorher speziell geschult
Amerikanische Öl-Firmen sind seit Wochen in Kuwait. Mit kuwaitischen Feuerlösch-Spezialisten entbrannte schon ein Streit darüber, wer welche Ölquellen löschen darf. Die Kuwaiter, die zuerst vor Ort waren, sprachen von Nachbarschaftshilfe, die Amerikaner setzten auf ihre Beziehungen zum US-Militär. US-Ölfirmen und die britische BP hatten Soldaten, die für die Einnahme der Ölfelder vorgesehen waren, vor dem Krieg im Umgang mit Ölfeldern geschult.
Erster Vertrag ging an US-Firma
Moskau und Paris wollen verhindern, dass die Amerikaner den Wiederaufbau allein dirigieren und damit auch über die Vergabe von Verträgen entscheiden. Das erste US-Unternehmen hat aber bereits einen Vertrag für notdürftige Reparaturen in der Tasche.
Auch Russen wollen ihre Verträge erfüllen
Russische Firmen hatten jedoch bereits vor dem Krieg von den Vereinten Nationen abgesegnete Verträge über den Bau neuer Ölanlagen für die Zeit nach dem Ende der UN-Sanktionen abgeschlossen. «Wir arbeiten daran, dass die russischen Firmen so schnell wie möglich zu ihren Projekten zurückkehren und mit der Arbeit beginnen», zitierte das «Wall Street Journal» den russischen Energieminister Igor Jusufow.