Deutschlands größter Internetanbieter T-Online will zunehmend mit Bezahlinhalten Geld verdienen und erntet für diese Strategie den Beifall seiner Aktionäre. Bei der Hauptversammlung der Telekom-Tochter am Mittwoch in Köln lobten Aktionärsvertreter glaubwürdige Prognosen und eine nachvollziehbare Strategie des seit dem vergangenen Jahr tätigen Vorstands, die schnell zu besseren Zahlen führe.
Schwarze Zahlen bis Jahresende
T-Online-Vorstandsvorsitzender Thomas Holtrop kündigte vor knapp 2.000 Besuchern an, dass noch in diesem Jahr in einer Testphase neue Bezahl-Produkte eingeführt werden sollen. Dank der weiter positiven Entwicklung trotz eines schwierigen Marktumfeldes wird das Unternehmen auch einschließlich der ausländischen Töchter bis Ende 2002 schwarze Zahlen beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) erreichen, ein Jahr früher als bisher erwartet. In Deutschland ist das EBITDA schon seit dem dritten Quartal 2001 positiv. Unter dem Strich schreibt T-Online allerdings weiter rote Zahlen, auch wenn sich der Verlust von rund 121 Millionen Euro im ersten Quartal 2001 auf knapp 90 Millionen Euro in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres verringerte.
T-DSL ist Hoffungsträger
Immer stärker setzt das Unternehmen auch auf die neuen Möglichkeiten, die der breitbandige Internetzugang per T-DSL bietet. Holtrop betonte, dass sich ohne solide wirtschaftliche Grundlage die massiven Investitionen in die technische Infrastruktur des Internets auf Dauer nicht bewältigen lassen. Einnahmen aus bezahlten Inhalten bildeten die Voraussetzung für die künftige Weiterentwicklung. Im Jahr 2004 will das Unternehmen »signifikante Umsätze durch diese Angebote erzielen«.
Zahlungsbereitschaft für Inhalte steigt
Es gibt Zahlungsbereitschaft bei den über elf Millionen Kunden, wenn die Angebote einen echten Mehrwert bieten, unterstrich Holtrop. Die derzeitige Bezahl-Palette reicht von Musik, Filmen, Spielen und Sportnachrichten bis zu Verbraucherinformationen oder Finanz- und Business-Diensten. T-Online wandelt sich beschleunigt vom Internetzugangsanbieter und Portalbetreiber zu einem Internet-Programm-Anbieter, erklärte der Vorstandsvorsitzende. Ein Vorteil sind dabei die bestehenden Abrechnungsbeziehungen zu den rund neun Millionen Kunden in Deutschland, die es erlauben, Bezahlinhalte auch zu Cent-Beträgen für den Kunden bequem über die Telefonrechnung abzurechnen.
Keine Krise des Mediums
So sieht holtrop auch die Schwierigkeiten, in die viele Internet-Unternehmen seit dem vergangenen Jahr geraten sind, keinesfalls als Krise des Mediums, »sondern vielmehr eine Krise unausgereifter Geschäftsmodelle«. T-Online hat dagegen im vergangenen Jahr sein bisher erfolgreichstes Geschäftsjahr abgeschlossen und setzt diese Entwicklung im ersten Quartal dieses Jahres fort.
Steigender Umsatz aus Werbung und E-Commerce
Die Erträge aus Werbung und E-Commerce und Bezahlinhalten, stiegen im vergangenen Jahr um 47 Prozent auf einen Anteil von etwa 17 Prozent am Gesamtumsatz. Im ersten Quartal 2002 war bereits ein Anteil von 19 Prozent erreicht. Bis 2004 sollen Einnahmen und Werbung und dem Handel per Internet 30 Prozent des Umsatzes bringen.
Leider reflektiert der Kurs der T-Online-Aktie diese positive Entwicklung nicht, sagte Holtrop. Ein Wertverlust von 1,8 Prozent binnen Jahresfrist ist aber unter den schwierigen Börsenbedingungen noch eine relativ gute Entwicklung.