Herbstgutachten Experten attestieren deutscher Wirtschaft Schwächeanfall

Flaue Nachfrage, trübes Konsumklima, internationale Krisen: Deutschlands Wirtschaft wird wohl deutlich weniger wachsen als erwartet. In ihrem Herbstgutachten empfehlen die Institute Gegenmaßnahmen.

Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute rechnen in Deutschland mit einem deutlich abgeschwächten Wachstum. Die Konjunktur in Deutschland habe sich merklich abgekühlt, die Nachfrage aus dem In- und Ausland sei derzeit schwach, heißt es in ihrem in Berlin vorgelegten Herbstgutachten. Die Institute rechnen für dieses Jahr mit 1,3 Prozent mehr Wirtschaftsleistung. Im kommenden Jahr dürfte das Bruttoinlandsprodukt um 1,2 Prozent steigen. Bisher hatten sie einen kräftigen Anstieg des Bruttoinlandsproduktes um 1,9 Prozent und im nächsten Jahr von 2,0 Prozent veranschlagt.

"Die deutsche Wirtschaft befindet sich mithin in einem - wenn auch nicht allzu ausgeprägten - Abschwung", erklärten die Experten. Nach dem Schrumpfen der Wirtschaftskraft im Frühjahr habe es wohl auch im Sommer nur eine Stagnation gegeben. "Der Konjunkturmotor kommt nur schwerlich wieder auf Touren."

Schwache Nachfrage, trübe Verbraucherlaune

Als Grund für den schwindenden Optimismus nannten die Ökonomen, dass die Nachfrage nur mäßig anziehe und sich vor allem die Eurozone langsamer erhole als erhofft. Zudem habe sich die Stimmung der heimischen Verbraucher eingetrübt und die Unternehmen zögerten mit Investitionen. "Internationale Krisen wie der weiter schwelende link;http://www.stern.de/politik/ausland/un-bericht-ukraine-krise-forderte-bislang-mehr-als-3600-todesopfer-2144078.html;russisch-ukrainische Konflikt# und die kriegerischen Auseinandersetzungen in Syrien und im Irak trübten die wirtschaftlichen Aussichten zusätzlich ein."

Kaum etwas spreche dafür, dass die Firmen ihre Investitionszurückhaltung bald ablegten. Die Unternehmen würden ihre Ausgaben in Maschinen und Anlagen in diesem und im nächsten Jahr jeweils um rund vier Prozent steigern. Im Frühjahr hatten die Forscher hier noch Anstiege von knapp sechs und gut acht Prozent vorausgesagt.

Die schwächere Konjunktur trifft den Instituten zufolge auch den Jobmarkt. Die Zahl der Arbeitslosen werde 2014 leicht auf 2,91 Millionen sinken, allerdings 2015 wieder auf 2,96 Millionen steigen. Dennoch werde es in beiden Jahren einen Beschäftigungsrekord geben. Die Zahl der Erwerbstätigen klettere im nächsten Jahr auf 42,65 Millionen, aber langsamer als zuletzt. Grund für die Entwicklung ist, dass Arbeitslosen wegen mangelnder Qualifikation die Jobsuche immer schwerer fällt, während viele Zuwanderer eine Stelle finden.

Die Forscher empfehlen der Bundesregierung, die Wachstumskräfte mit einer Senkung der Abgabenbelastung und höheren Investitionen zu stärken.

Die "Gemeinschaftsdiagnose" wird von vier Konsortien von Wirtschaftsforschungsinstituten erstellt, zu denen das Berliner DIW, das Münchner Ifo, das Essener RWI und das IWH aus Halle gehören. Sie dient der Bundesregierung als Grundlage für ihre eigene Prognose, auf der wiederum die Steuerschätzung fußt. Zuletzt hatten sich auch die OECD und der Internationale Währungsfonds pessimistischer zur deutschen Konjunktur geäußert.

DPA · Reuters
mad/Reuters/DPA