Jean-Marie Messier Der einstige Medienliebling Messier zeigt späte Reue

Der einstige Vivendi-Universal-Boss Messier, der bei seiner Amtsübernahme vor sieben Jahren als dynamischer Macher gelobt wurde und sich gerne im Fernsehen darstellte, ist seitdem tief gefallen.

Der einstige Medienliebling Messier, der bei seiner Amtsübernahme vor sieben Jahren als dynamischer Macher gelobt wurde und sich gerne im Fernsehen darstellte, ist seitdem tief gefallen. Jetzt hat Messier ein Buch mit seiner Version des Vivendi-Debakels vorgestellt, «Mein wirkliches Tagebuch». Doch seine Kritiker konnte er damit kaum beschwichtigen. «Er macht andere für seinen Sturz verantwortlich und redet nur von sich», hieß es in der Presse.

Der Meister der Illusionen

In zwei gleichzeitig erschiedenen Büchern von Journalisten, «Messier-Story» und «Der Meister der Illusionen» steht Kritischeres zu lesen. Messiers Finanzchef habe ihn bei neuen Kaufankündigungen oft vor den möglichen Folgen gewarnt, doch am Schluss immer klein beigegeben. «Messier hat eine starke Überzeugungskraft, und es war sehr schwer, ihm zu widerstehen», schrieb William Emmanuel in «Der Meister der Illusionen».

Neuanfang mit einer Sekretärin

«Ich bin gescheitert und fange jetzt wieder bei Null an», gestand Messier bei der Vorstellung seines Buches. Der frühere Herr über 300.000 Angestellte hat nun in den USA eine Consulting-Firma («mit einer Sekretärin») gegründet, die Firmen in Amerika und Frankreich beraten soll. Das 17 Millionen Dollar teure Appartement an der Park Avenue mit Panoramablick über New York muss Messier mit seiner sechsköpfigen Familie verlassen. «Ich kann die Miete nicht mehr bezahlen», sagt der einst gefeierte Manager, der 2001 noch ein Jahresgehalt von etwa zwei Millionen Dollar kassiert hat.

Nagt nicht am Hungertuch

Weil er an sein Unternehmen geglaubt habe, so schreibt er, habe er für den Kauf von Vivendi Universal-Aktien einen Kredit von fünf Millionen Euro aufgenommen. Diese Aktien, zum Kurs von über 50 Euro gekauft, sind heute allerdings nur noch etwa 12 Euro wert. «Den Kredit kann ich erst zurückzahlen, wenn die Aktien wieder steigen». Doch Messiers Privatfinanzen sind gesichert. In und um Paris besitzt er vier Häuser für seine fünf Kinder und seine Ehefrau Antoinette, eine Physikerin.

Gefallener Liebling beidseits des Atlantiks

Kaum erwähnt wird in seinem Buch der Vertrauensverlust, den seine Einkaufstouren im Film-, Fernseh- und Telekommunikationsgeschäft auf beiden Seiten des Atlantiks ausgelöst haben. Die Zeiten, in denen seine amerikanischen Partner Messier noch freundschaftlich «our little Frenchman» (unser kleiner Franzose) genannt hatten, sind lange vorbei. In Frankreich hat Messier mit seiner Bemerkung über den «Tod der kulturellen Ausnahme Frankreichs» auch noch die französische Regierung gegen sich aufgebracht. «Jetzt ist Messier völlig zum Amerikaner geworden und versteht nichts mehr von Frankreich», hieß es damals in Paris zu diesem «unverzeihlichen Ausrutscher».

Vivendi kein "französisches Enron"

Entschieden wehrt sich Messier allerdings gegen Anschuldigungen, dass es bei Vivendi Universal ein «Enron á la française» gegeben habe. Die Konten von Vivendi seien korrekt, und «Beschuldigungen, dass die Führer des Unternehmens auf Kosten der Kleinaktionäre in ihre eigenen Taschen gewirtschaftet haben, sind völlig haltlos», versicherte er der Presse. Sehr geschadet habe dem Unternehmen «die fatale Gerüchteküche», die den Kurs der Aktie noch weiter in den Keller getrieben habe.

Gute Ratschläge

In Zukunft will Messier diskret bleiben und die Öffentlichkeit meiden. Gute Ratschläge hat er nun viele zu vergeben. Räuberische Hedge Funds sollten scharf kontrolliert, Steuerparadiese wirksam beseitigt werden und, besonders interessant, Unternehmen sollten nur bei ausreichenden Eigenmitteln andere aufkaufen dürfen.