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"Das Problem sind die Eltern" Kinder im Restaurant – muss das sein? Das sagen unsere Leser

"Sowohl gute als auch schlechte Erfahrungen": Kinder können schon mal ein Restaurant aufmischen.
"Sowohl gute als auch schlechte Erfahrungen": Kinder können schon mal ein Restaurant aufmischen.
© dougberry / Getty Images
Kinder im Restaurant können eine Herausforderung für alle Beteiligten sein. Wir haben stern-Leser nach ihren Erfahrungen und ihrer Meinung zum Thema gefragt. Hier sind die Antworten von Eltern, Kinderlosen und Restaurantmitarbeitern.

Vor einigen Tagen berichteten wir über eine Umfrage zum Thema Kinder im Restaurant. Jeder zweite Deutsche empfindet demnach kleine Kinder im Lokal als störend. Ein Kinderverbot in bestimmten Restaurants lehnte eine Mehrheit trotzdem ab. Auf jeden Fall erhitzt das Thema die Gemüter. Wir haben unsere Leser in einem Aufruf nach ihren Erfahrungen gefragt und zahlreiche, teils ausführliche, Antworten bekommen. Viele wünschen sich, dass Eltern stärker einschreiten, andere werben für mehr Gelassenheit. Hier sind einige der Zuschriften, teilweise gekürzt, wiedergegeben:

"Kreischende Kinder hab ich zu Hause genug"

"Wenn ich mir vorstelle, ich müsste für einen Ausflug ins Restaurant sparen, dann ist es etwas Besonderes. Und dann will ich, verdammt noch mal, dass der Restaurantbesuch perfekt wird. Keine kreischenden Kinder, kein fliegendes Essen / Besteck / Gläser – davon hab ich zu Hause genug. Ich kann in jeder Hinsicht nachvollziehen, dass Kinder nicht immer und überall willkommen sind." Ricarda W.

"Seine Ruhe hat man im Sarg"

"Ein Kind ist kein Handy, dass man nach Belieben auf stumm schalten kann! Viele Leute vergessen, selber einmal klein gewesen zu sein. Natürlich heißt das nicht, dass Kinder im Restaurant rumrennen und schreien dürfen, wie sie wollen, aber es ist ganz normal, dass die Eltern mal schimpfen müssen und es mal kurz lauter wird. Kleinkinder müssen diese Situation auch lernen, das richtige Benehmen im Restaurant! Aber die meisten Leute möchten am liebsten Kleinkinder komplett ausschließen aus der Gesellschaft, damit sie ihre Ruhe haben! Seine Ruhe hat man im Sarg! Als Gesellschaft sollte man zusammenhalten, Kinder sind unsere Zukunft!!!" Christopher W.

"Das Problem sind die Eltern"

"Das Problem sind nicht die Kinder. Das Problem sind die Eltern. Ganz klar. Kinder sind leicht produzierbar, aber schwer zu erziehen. Es ist ja nicht schlimm, wenn man beim Essen merkt, dass einen so ein Vierjähriger unter dem Tisch am Bein zieht. Oder etwas lauter ist. Hallo wer bist du denn? Hast du dich verlaufen? Komm, ich bring dich zurück. Dreimal akzeptiere ich sowas. Beim vierten Mal hat der Arschlinger meinem Labrador auf die Nase gehauen. Der ist heute noch etwas stinkig. Beim fünften Mal hat er meine Tochter in den Rücken gepiekst. Während die Eltern - zwei Tische weiter - weiterhin nur Smartphoneschauen waren." Tim S.

Mit den eigenen Waffen geschlagen

"Meine Frau und ich haben vier Kinder, inzwischen alle schon erwachsen. Als die Kinder noch klein waren, sind wir trotzdem immer einmal pro Woche ohne die lieben Kleinen essen gegangen, um unser Privatleben zu schützen. Nachdem einmal in einem nicht billigen Restaurant zwei kleine Kinder mehr als 20 Minuten um unseren Tisch gerannt sind, und meine höfliche Bitte an Eltern und Kinder, dies zu unterlassen, nicht half, habe ich kurzerhand selbst den Elterntisch ca. zehn Mal unter dem Gelächter der übrigen Gäste rennend umkreist. Dann war Ruhe, und wir konnten den Abend genießen." Hans K.

Fragwürdiges Gegenmittel

"Eine gutbürgerliche fränkische Gaststube. Am Nebentisch eine Großfamilie bei einer Feier. Ein Kind war besonders laut und unartig. Die ältere Dame neben ihm (Tante, Großmutter?) sagte ganz freundlich zu ihm: "Etz sei lieb, sonst kriegst aane g'schmettert!" Hat funktioniert." Peter F.

Tatütata, die Feuerwehr ist da

"Freitagabend, gemeinsames Abendessen mit unseren Nachbarn und deren Kindern (Sohn 6, Tochter 7 Jahre) in einem vollbesetzten gutbürgerlichen Restaurant im Frankfurter Nordend. Das Publikum besteht fast ausschließlich aus Pärchen mittleren bis gesetzten Alters. Unsere Nachbarskinder sind die einzigen Kinder im Lokal.

Der Junge hat ein kleines Feuerwehrauto mitgebracht. Das Spielzeugauto wird zunächst langsam auf dem Tisch hin und hergerollt, dann immer wilder, bis es quer über den Tisch zu den anderen Gästen und darüber hinaus auf den Boden schießt. Das Ganze wird von ihm durch ein immer lauter werdendes Sirengeheul untermalt. Nach einiger Zeit meldet sich eine Frau vom Nebentisch und meint in Richtung der Eltern ganz höflich, ob man denn bitte wenigstens die Sirene abstellen könne.

Daraufhin explodiert der Vater geradezu und brüllt, er könne sich nun mal nicht raussuchen, welche Geräusche seine Kinder erzeugen und nein, er würde seine Kinder auch nicht mit Medikamenten ruhigstellen, nur damit die Leute hier einen entspannten Abend verbringen könnten. Das wäre ja mal wieder typisch Deutschland (er selbst und seine Frau sind auch Deutsche). Im Ausland würde einem sowas nicht passieren. Die wären da eben nicht so kinderfeindlich eingestellt. Nach seinem mehrminütigen Ausbruch beruhigt er sich dann langsam wieder und der Sohn setzt seinen Feuerwehreinsatz mit Sirene fort. Das war dann auch das allerletzte Mal, dass wir mit unseren Nachbarn zusammen Essen waren." Peter S.

Tagsüber ja, abends nein

"Ich bin selbst Vater von zwei Kindern und bin absolut dafür, dass Kinder tagsüber kein Problem im Restaurant sind, aber abends generell da nichts zu suchen haben. Abends soll ein Restaurantbesuch dem gemütlichem Essen und Zusammensein dienen und nicht vom dauernden Kinderlärm gestört werden. Das Problem ist ja, dass viele der heutigen Eltern den Kindern keinen Einhalt mehr gebieten und sich nicht mehr viel um die Kinder kümmern, leider." Xaver D.

Teilnahmslose Eltern

"Ich war vor wenigen Wochen beim Frühstück in einem Hotel. Das Kind am Tisch gegenüber kletterte über Bänke, über die Stühle (auch der Nachbartische) und die Mutter daddelte am Handy, der vermeintliche Vater verzehrte teilnahmslos sein Frühstück. Die haben nichts getan, um sich mit dem Kind zu beschäftigen. Und solche ähnlichen Szenen beobachte ich überall. Ich, selbst Mutter, bin auch genervt von solchen Familien. Mein Sohn war immer willkommen und wusste sich zu benehmen. Auch finde ich, wenn jemand Räume anbietet, in denen Kinder nicht erwünscht sind, dann ist das vollkommen legitim. Es gibt genug Alternativen, in denen Kinder, auch die nervigen, geduldet sind. Wo ist also das Problem!?" Raquel O.

In Frankreich besser

"Meine Frage ist: warum sind in Frankreich Kinder in Restaurants so gar nicht nervend. Weil sie von Anfang an ganz normal dabei sind und, das muss ich leider sagen, sehr viel besser erzogen sind, als die Kinder bei uns. Die Kinder können gar nichts dafür - es ist eine Frage der Kultur und der Regeln des Zusammenlebens, die es gerade in Deutschland nicht mehr gibt. Oder nur noch für einen kleinen Teil der Bevölkerung. Warum das so ist, können sicher Wissenschaftler beantworten." Marion B.

"Handyvideos müssen nicht sein"

"Ich persönlich habe sowohl gute als auch schlechte Erfahrungen gemacht. Es gibt viele Eltern, die Grenzen ziehen und darauf achten, dass das Kind sich versucht, angemessen, so wie es das Alter zulässt, zu benehmen.

Aber es gab einen Fall, der mich dazu veranlasste, ein italienisches Restaurant nicht mehr zu besuchen. Die Kinder tobten herum, es wurden auf dem Handy Kinderlieder vorgespielt und die Eltern empfanden das Schreien ihrer Kinder noch als Musik. Der Besitzer äußerte sich so: Es sind Kinder. Da kann man nichts machen. Das wars. Ich zahle für mein Essen, die Ruhe und die schöne Atmosphäre. Ich bin froh, dass ich als Kind nicht so erzogen wurde. Gerade Handyvideos und laute Musik müssen nicht sein." Nicole H

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Das richtige Restaurant auswählen

"Kinder sind keine kleinen Erwachsenen und haben Bewegungsdrang und Neugier. Wir gehen gern und oft mit ihnen zum Essen. Aber: Wir achten immer darauf, dass das Restaurant nicht so vornehm ist, dass ein paar Kinderdiskussionen nicht in diesen Rahmen passen. Bevorzugt werden natürlich Restaurants mit Maltisch, Spielecke oder einem kleinen Spielplatz. Ist es von Eltern zu viel verlangt, nach den Bedürfnissen von Kindern ihre Restaurantauswahl zu treffen, solange diese klein sind? Auch diese Zeit geht doch schnell vorbei." Walli G.

Zumutung fürs Gastronomie-Personal

"Ich bin selbst Mutter eines dreijährigen Sohnes aber eben auch schon seit fast 20 Jahren in der Gastronomie tätig. Als gelernte Hotelfachfrau habe ich mittlerweile fast alle Facetten kennengelernt. Meine persönliche Meinung ist auch eher diese, dass Kinder in bestimmten Altersstufen speziell zu Stoßzeiten nichts in herkömmlichen Restaurants verloren haben. Säuglinge lasse ich allerdings ganz bewusst außen vor. Die Eltern machen sich ja auch nicht einmal im Ansatz bewusst, wieviel Mehrarbeit und häufig auch Stress es für die Angestellten bedeutet, wenn Kinder, um es mal krass zu sagen, am Rad drehen. 

Lange Zeit habe ich in einem renommierten Hotel eines Kurortes gearbeitet mit integriertem Café /Restaurant. Sobald eine Familie mit Kindern die Lokalität betrat (Alter zwischen 2 und 6 Jahren) war meistens eine Kollegin/ein Kollege komplett abgestellt. Getränke wurden verschüttet, Spieldecken wurden ausgebreitet. Kekse wurden verteilt. Während die Eltern gemütlich und ganz entspannt ihren Kuchen genossen haben, sind wir häufig im Dreieck gesprungen. Kinder vom Fahrstuhl fernhalten, die selbigen wieder aus der Küche holen usw. Das ist eine reine Katastrophe. Dass diese Gesamtsituation nicht die Schuld der Kinder war, war uns auch klar. Aber wenn man auch nur die leiseste Kritik äußerte, wurde man direkt als kinderfeindlich abgestempelt." Julia F.

Kinder sollen Kinder sein

"Schon traurig, dass darüber überhaupt diskutiert wird. In Italien, Spanien, Frankreich würde es solch Diskussion nicht geben, Kinder, unsere Zukunft, gehören einfach dazu! Ein Kind sollte sich wie ein Kind benehmen, d.h. laut sein, toben, kleckern und all das mehr. Die Kindheit ist eh schon viel zu kurz! Schule teilweise ab 6 Jahren, still sitzen, keinen Quatsch machen, so nehmen Kinder viel zu schnell die Gewohnheiten der Erwachsenen an und werden oft schreckliche Erwachsene, die ich gern ab und zu aus Gaststätten entfernen würde." Oma Tina

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