Ladendiebstahl Schweizer kaufen - Briten klauen

Der Einzelhandel rüstet auf. Um besser gegen Langfinger gewappnet zu sein, gibt der Handel jährlich etwa 925 Millionen Euro für Sicherungsmaßnahmen aus - oftmals vergeblich.

Der deutsche Einzelhandel verliert durch Ladendiebe und kriminelle Banden jährlich Waren im Wert von mehreren Milliarden Euro. Einer Studie zufolge wurden alleine 2003 Waren im Wert von etwa 2,1 Milliarden Euro gestohlen. Im Durchschnitt waren das 1,2 Prozent vom Umsatz. Zahlen für 2004 liegen noch nicht vor.

Erhebliche Schäden durch Mehrwertsteuerausfall

Statistisch gesehen stiehlt demnach jeder deutsche Haushalt jährlich Waren im Gesamtwert von 55 Euro im Einzelhandel, teilte die Messe Düsseldorf anlässlich der heute beginnenden Fachmesse "EuroShop" mit. Auf den Lebensmittelhandel bezogen bedeute dies, dass jeder 200. Einkaufswagen unbezahlt an der Kasse vorbeigeschoben werde. Auch aus volkswirtschaftlicher Sicht richten die Langfinger einen beträchtlichen Schaden an. Nach Darstellung der Branche beträgt der durch den Ausfall der Mehrwertsteuer entstehende Schaden im Jahr rund 230 Millionen Euro.

Die Gesamtschadenshöhe durch Diebstahl habe sich in den vergangenen Jahren nicht wesentlich verändert, sagte der Vize-Geschäftsführer des Hauptverbandes Deutscher Einzelhandel, Stefan Schneider. Mit moderner Sicherheitstechnik, Detektiven und der Schulung des Personals könnten Handelsunternehmen Ladendiebe allerdings abschrecken. Die Täter wichen dann aber auf Geschäfte aus, in denen sie ein leichteres Spiel hätten. Immer öfter würden auch Diebesbanden dafür sorgen, dass die Schäden im Einzelfall deutlich ansteigen, so der Experte. Um besser gegen Langfinger gerüstet zu sein gibt der Handel jährlich etwa 925 Millionen Euro für Präventions- und Sicherungsmaßnahmen aus.

Die Schweizer sind am ehrlichsten

Europaweit würden pro Jahr Waren im Verkaufswert von etwa 13 Milliarden Euro von Verbrauchern gestohlen, berichtete die Messe weiter. Damit sei der Ladendiebstahl durch Kunden die mit Abstand größte Verlustquelle der europäischen Einzelhändler, gefolgt von Diebstahl und Unterschlagung durch eigene Mitarbeiter.

Nach Angaben des Centre for Retail Research im britischen Nottingham gibt es in Europa länderspezifische Unterschiede beim Ladendiebstahl. Deutlich über der durchschnittlichen Verlust-Quote von 1,37 Prozent des gesamten europäischen Einzelhandelsumsatzes liegt etwa Großbritannien mit 1,69 Prozent. Ebenfalls über dem Schnitt liegen die Quoten in Griechenland, Frankreich, Finnland und Norwegen. In Deutschland liegt der Umsatzanteil bei 1,2 Prozent. Der Einzelhandel in Österreich und in der Schweiz dagegen hat nach einer zur "EuroShop" veröffentlichten Studie des Instituts mit 0,98 beziehungsweise 0,89 Prozent die geringsten Diebstahlsverluste.

Während die Ladendiebe früher fast nur Waren für den Eigenbedarf unbezahlt mitgehen ließen, werde heute schon überwiegend für den Weiterverkauf beispielsweise über Internet-Auktionshäuser gestohlen. Die Aufklärungsquote sei gering: Nur jeder zehnte Dieb werde ertappt. Daher seien allein 2003 europaweit rund 6,4 Milliarden Euro in neue Sicherheitstechnik und vorbeugende Maßnahmen geflossen. Davon knapp eine Milliarde Euro in Deutschland.

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