Luftfahrt Großrazzien bei europäischen Airlines

Die EU-Kommission hat zum Großschlag gegen europäische Fluggesellschaften ausgeholt. Nach Lufthansa und KLM wurden nun auch die Büros von Air France durchsucht. Der Verdacht: Preisabsprachen bei Langstreckenflügen.

Auch Air France ist wegen Verdachts auf Preisabsprachen für Flüge nach Japan ins Visier der EU-Wettbewerbshüter geraten. Die Fluggesellschaft bestätigte, sie werde von der EU-Kommission "in der gleichen Weise wie andere Airlines" untersucht. Man kooperiere vollständig mit den Ermittlern, erklärte Air France.

Brüssel begründete das Vorgehen mit dem Verdacht, die betroffenen Unternehmen könnten durch Preisabsprachen und abgestimmte Verhaltensweisen im Verkehr zwischen der EU und Japan gegen Wettbewerbsregeln verstoßen haben. Die EU-Kommission betonte, sie reagiere nur auf einen ersten Verdacht. "Die Inspektionen bedeuten nicht, dass die Unternehmen schuldig sind." Fristen für Entscheidungen in Kartellverfahren gebe es nicht. Dies hänge von der Komplexität des Falles und der Kooperationsbereitschaft der Unternehmen ab.

Am Dienstag hatten bereits Lufthansa und die zu Air France gehörende niederländische KLM mitgeteilt, Büros seien von Wettbewerbshütern durchsucht worden. Auch Alitalia war unter den aufgesuchten Airlines, wie ein mit dem Vorgang Vertrauter von Alitalia bestätigte. British Airways, die Fluggesellschaft Virgin und die skandinavische Gesellschaft SAS erklärten, sie seien von den Razzien nicht betroffen.

Lufthansa-Gewinn kräftig gestiegen

Verbraucherschützer in Deutschland erklärten, generell gingen Preisabsprachen zu Lasten der Kunden. Der Bundesverband der Verbraucherzentralen sei aber bislang noch keinen Beschwerden wegen möglicher Preisabsprachen bei Airlines nachgegangen.

Indes sieht sich die Deutsche Lufthansa trotz Unsicherheiten in der Weltwirtschaft und an den Finanzmärkten im Aufwind. Europas zweitgrößte Fluggesellschaft steuert deshalb nach der Rekordbilanz für 2007 auch für 2008 und 2009 Umsatz- und Ergebnissteigerungen an. "Die Perspektiven für die Luftfahrt sind überwiegend aussichtsreich", sagte Konzernchef Wolfgang Mayrhuber. Lufthansa wolle die Ertragskraft mit dem bereits gestarteten Programm "Upgrade" weiter verbessern. Ziel sei die Spitzenposition unter den großen europäischen Linienfluggesellschaften.

Im vorigen Jahr verbesserte sich das operative Ergebnis trotz erheblich gestiegener Treibstoffkosten um zwei Drittel auf 1,4 Milliarden Euro. Der Reingewinn war mit 1,7 Milliarden Euro mehr als doppelt so hoch wie im Vorjahr, der Umsatz stieg um 13 Prozent auf 22,4 Milliarden Euro. Die Lufthansa-Aktie legte nach dem positiven Ausblick um knapp zwei Prozent auf 15,30 Euro zu.

AP · DPA · Reuters
Lio/Reuters/DPA/AP