Die belgische Regierung stellt sich auf einen Konkurs der Fluggesellschaft Sabena ein. Am Montag wurde das Polizeiaufgebot am Brüsseler Flughafen Zaventem verstärkt, um im Konkursfall auf mögliche Proteste von Beschäftigten der Airline vorbereitet zu sein. Nach Zeitungsberichten könnte der Aufsichtsrat von Sabena bereits am (morgigen) Dienstag für einen Konkurs entscheiden, nachdem sich keine Investoren für die strauchelnde Fluggesellschaft gefunden haben.
Flugzeuge kehren in die Hangars heim
Nach einem Bericht der Tageszeitung »Le Soir« zieht Sabena ihre Flugzeuge bereits von ausländischen Flughäfen ab, damit diese wegen ausstehender Forderungen nicht beschlagnahmt werden können. Der Konkurs wird voraussichtlich schon am Mittwoch vor einem Brüsseler Handelsgericht eingereicht. Das Management und die Regierung hoffen aber, dass der Flugbetrieb bereits am Donnerstag neu gestartet werden kann. Teile von Sabena sollen in die Tochtergesellschaft Delta Air Transport (DAT) übergehen, für die weiter nach Investoren gesucht werde.
Ohne Neuinvestoren kommt Liquidation
Kommt kein frisches Geld, will das Sabena-Management laut »Le Soir« den Konkursverwalter um einen Aufschub der Vollsteckung bitten, so lange Verhandlungen mit potenziellen Investoren laufen. Scheitern die Gespräche, könnte dies dem Bericht zufolge die Liquidation der Airline und den Verlust von rund 10.000 Arbeitsplätzen bedeuten.
150 zusätzliche Polizisten
Die Entsendung von zusätzlich rund 150 Polizisten an den Brüsseler Flughafen wurde von den Gewerkschaften scharf kritisiert. »Das ist ein Skandal. Seit Wochen bitten wir um soziale Unterstützung und stattdessen bekommen wir die Polizei«, sagte Gewerkschaftssprecher Denis De Meulemeester. Die Regierung sprach dagegen von einer üblichen Vorsichtsmaßnahme.
Frist endet am 8. November
Am 5. Oktober hatte ein belgisches Gericht Sabena Gläubigerschutz gewährt und eine Frist bis zum 8. November für einen Rettungsplan gesetzt. Die belgische Regierung hält 50,5 Prozent der Fluggesellschaft, der Rest ist im Besitz der Swissair, die ihren Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen konnte. Allein im ersten Halbjahr 2001 machte Sabena einen Verlust 139 Millionen Euro (rund 280 Millionen Mark).