Marktanteil ausgebaut Opel nimmt Fahrt auf

Gute Nachrichten für die Opelaner: Zuerst überraschte Fiat mit der Ankündigung, bei einer Übernahme des Rüsselsheimer Autobauers nun doch alle Werke in Deutschland zu erhalten. Dann teilte das Opel-Management mit, dass der Konzern seinen Marktanteil im April deutlich steigern konnte.

Die Braut wird hübscher: Mitten im Übernahme-Poker um den Konzern hat das Opel-Management gute Verkaufszahlen für den April vorgelegt. Demnach konnte der Autobauer seinen Marktanteil in Deutschland auf zehn Prozent steigern. Mit mehr als 38.000 Zulassungen liege man hinter Volkswagen auf Platz 2 der Statistik, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Vor Jahresfrist hatte der Marktanteil 8,8 Prozent betragen.

Den Aufwärtstrend begründete Opel mit der staatlichen Abwrackprämie für Altautos und dem Erfolg des neuen Mittelklassemodells Insignia. Es habe neben den stark gefragten Volumenmodellen Astra, Agila und Corsa einen beachtlichen Teil beigetragen. In den ersten vier Monaten des Jahres sei der Insignia europaweit bereits mehr als 100.000 Mal verkauft worden.

Die Zahlen könnten Opel bei der Suche nach einem Investor helfen und den Preis in die Höhe treiben. Am Dienstagvormittag hatte der italienische Fiat-Konzern bereits zugesagt, alle vier deutschen Opel-Werke nach einer möglichen Fusion mit dem Rüsselsheimer Autobauer zu erhalten. "Wir wollen keines der vier Opel-Werke in Deutschland schließen. Ich brauche die Werke in der Zukunft, um genügend Autos zu bauen", sagte Fiat-Vorstandschef Sergio Marchionne nach Angaben der "Bild-Zeitung". "Aber natürlich müssen die Belegschaften verkleinert werden. Das wird niemand ändern können."

Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg hatte am Montag nach einem Gespräch mit Marchionne erklärt, Fiat habe für den Fall einer Beteiligung an Opel keine Garantie für das Kaiserslauterer Werk gegeben.

Auf eine genau Zahl beim Abbau von Arbeitsplätzen wollte sich Marchionne allerdings nicht festlegen: "Ich kann Ihnen heute aber noch nicht sagen, wie viele Mitarbeiter wir brauchen. Aber es werden weniger sein. Bitte vergessen Sie nicht: Der erste Rettungsplan von Opel selbst sah die Schließung von zwei Werken vor."

Zu den Bedenken des Opel-Betriebsrates und der Gewerkschaften zu einem möglichen Fiat-Einstieg sagte Marchionne: "Opel kann in seiner jetzigen Größe niemals Geld verdienen, und wenn man kein Geld verdient, kann man nicht überleben. Ich verstehe die Ängste der Gewerkschaften - aber so ist die Realität." Der Fiat-Chef hält es für möglich, dass die Zentrale des neuen Fiat-Opel-Konzerns in zwei Ländern ihren Sitz hat: "Wir sind ein internationales Unternehmen mit Sitz in Italien. Und ich hätte kein Problem damit, wenn die Zentrale des neuen Fiat-Opel-Konzerns in Deutschland und in Italien ist."

Mögliche Staatsbürgschaften wolle Fiat nach drei Jahren zurückzahlen. "Opel verbrennt derzeit Geld, deswegen haben sie um Staatshilfe gebeten. Deshalb muss der Staat mit Bürgschaften einsteigen. Das darf aber nicht zu lange dauern. Der Staat hat bei Opel auf Dauer nichts verloren. Wir müssen es ohne Steuergelder schaffen. Deshalb wollen wir die Bürgschaften in spätestens drei Jahren zurückzahlen."

"Wir wollen einen echten europäischen Automobilkonzern"

Über den anderen Opel-Interessenten Magna sagte der Fiat-Chef: "Magna will mit russischer Hilfe bei Opel einsteigen. Wenn die deutsche Regierung das für eine gute Lösung hält, würde mich das überraschen. Unser Plan steht: Wir wollen einen echten europäischen Automobilkonzern bilden, der weltweit erfolgreich sein wird: Die Autosparte von Fiat geht zusammen mit Opel und Chrysler. Damit sind wir der zweitgrößte Autokonzern der Welt hinter Toyota." Das mache Arbeitsplätze weltweit und in Deutschland zukunftssicher, fügte Marchionne hinzu.

Unterdessen hat der Autozulieferer Magna sein Interesse an einer Partnerschaft mit Opel öffentlich bestätigt. Es gehe um potenzielle Alternativen für die Zukunft von Opel, einschließlich der möglichen Übernahme einer Minderheitsbeteiligung, teilte der Konzern am Dienstagmorgen mit. Details gab es nicht. Einige Politiker, Experten und Opel-Betriebsräte würden Magna als Partner vorziehen, weil sie im Falle einer Übernahme durch die Italiener massive Einschnitte befürchten.

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Reuters/DPA