Der hoch verschuldete Medienkonzern Kirch gerät immer stärker unter Druck. Jetzt hat sich auch Kirch-Partner Rupert Murdoch zu Wort gemeldet. »News Corp wäre sehr besorgt«, zitierte der 'Spiegel' aus einem Brief des Vizepräsidenten von Murdochs News Corp, Arthur Siskind, an Kirch-Geschäftsführer Dieter Hahn, wenn Kirch ausgewählten Gläubigern oder Aktionären finanzielle Vorzüge gewährte, »ohne News Corp vergleichbare Rechte einzuräumen«. Murdoch hält eine Insolvenz seines Münchner Geschäftspartners Leo Kirch nicht mehr für ausgeschlossen. Für diesen Fall droht Murdoch mit einem Rechtsstreit, berichtete das Nachrichtenmagazin. »Bitte nehmen Sie zur Kenntnis, dass in diesem Fall News Corp. alle geeigneten rechtlichen Mittel einlegen wird«, heißt es weiter in dem Schreiben vom vergangenen Mittwoch. Nachdem der Axel Springer Verlag am Mittwoch bei Kirch eine Zahlung über 767 Millionen Euro eingefordert hat, bangt Murdoch offenbar um seine erst im Oktober fälligen Milliardenforderungen.
Springer: 'Eindeutige Rechtslage'
Zugleich verteidigte der Springer Verlag dem Bericht zufolge seine finanziellen Ansprüche gegenüber Kirch. »Die Rechtslage ist eindeutig«, zitierte das Magazin den Juristen Georg Thoma, der Springer vertritt. Nach Auffassung des Münchner Medienunternehmens soll die gesamte Vereinbarung aus dem Jahr 2000 ungültig sein, weil wesentliche Vertragsteile angeblich nie notariell beurkundet wurden.
Tauziehen um Rückgabe der Anteile
Zwischen der Kirch-Gruppe und dem Springer Verlag war vergangene Woche ein offener Streit um die Rückgabe der Springer-Anteile an der ProSiebenSat.1 AG ausgebrochen. Das Verlagshaus hatte eine Verkaufsoption für die 11,5-prozentige Beteiligung geltend gemacht und dem Münchner Konzern eine Frist von drei Monaten gesetzt, um den vereinbarten Kaufpreis - Berichten zufolge rund 770 Millionen Euro - auszuzahlen. Dagegen kündigte Kirch rechtliche Schritte an.
Riesenloch in der Firmenkasse
Für Kirch, der vor allem unter hohen Verlusten bei seinem Abosender Premiere World leidet, würde eine Auszahlung des Spinger-Anteils ein weiteres Loch in die Firmenkasse reißen. Im April läuft ein von der Dresdner Bank zwei Mal verlängerter Kredit von rund 460 Millionen Euro aus.
Murdoch kann weiter an Schraube drehen
Wenn zudem der Kirch-Abosender Premiere World im Oktober nicht deutlich mehr Abonnenten zählt, kann der Medientycoon Murdoch seine Beteiligung von 22 Prozent für knapp 1,8 Milliarden Euro an Kirch zurückgeben. Der Abosender blieb im vergangenen Jahr deutlich hinter den Erwartungen zurück und schrieb nach Unternehmensangaben mehr als eine halbe Milliarde Euro Verlust.