MEDIEN Kirch pokert munter weiter

Die Verkaufsverhandlungen über seine Beteiligung am Axel Springer Verlag werden zu einem Wettlauf mit der Zeit. Dafür wurde die Angebotsfrist für die insolvente KirchMedia verlängert.

Trotz der ablehnenden Haltung im Gesellschafterkreis der WAZ sieht Kirch noch immer Chancen für einen Verkauf der 40-prozentigen Beteiligung an die Essener Mediengruppe, hieß es aus dem Umfeld des Medienunternehmers. »Er verhandelt bis zur letzten Sekunde.« Zwar hat sich ein Teil der WAZ-Gesellschafter gegen den Einstieg bei Springer ausgesprochen. Eine endgültige Entscheidung ist aber wohl noch nicht gefallen.

WAZ eher ablehnend

Die WAZ bekräftigte, dass es derzeit wegen der ablehnenden Haltung von zwei Gesellschaftern keine Grundlage für einen Einstieg beim Axel Springer Verlag gibt. Um den Kauf von Kirchs 40-Prozent-Paket an Springer zu ermöglichen, müssten alle fünf Anteilseigner der WAZ-Gruppe zustimmen. An diesem Dienstag will Kirch vor dem Landgericht München darum kämpfen, noch bis zum Monatsende über das Paket verfügen und seine Verhandlungen voran treiben zu dürfen. Gelingt ihm dies nicht, könnte das Paket schon an diesem Tag der Deutschen Bank zufallen. In einem nächsten Schritt könnte das Paket dann an den Schweizer Ringier-Verlag gehen.

Gesellschafter uneins

Nach Angaben der WAZ-Gruppe gibt es derzeit noch keinen formellen Beschluss aller Gesellschafter. Es liege nur die Aussage der Funke-Seite vor, bei der die Mehrheit der drei Beteiligten - Grotkamp-, Schubries- und Holthoff-Stamm - den Einstieg ablehnt. Die Brost-Seite mit den Gesellschaftern Anneliese Brost und Erich Schumann hat sich noch nicht offiziell geäußert. Einer bedeutenden Verlagsentscheidung müssen alle Einzelgesellschafter zustimmen. Die WAZ-Gruppe wird zu gleichen Teilen von den Familiengesellschaften der ehemaligen WAZ- Gründer Brost und Funke beherrscht. Als Hindernis werden unter anderem die Haltung der Kartellbehörden und die Vinkulierung der Aktien mit der ablehnenden Haltung der Springer-Seite gegenüber der WAZ angesehen.

Kirch versucht außergerichtliche Einigung

Um etwas mehr Zeit für seine Verkaufsverhandlungen zu gewinnen, hat sich Kirch nach Informationen aus Branchenkreisen auch um eine außergerichtliche Einigung mit der Deutschen Bank über eine Fristverlängerung bemüht. Beim Landgericht München wurde der Gerichtstermin Kirch gegen die Deutsche Bank an diesem Dienstag (10. September) bis zum Montagnachmittag aber noch nicht abgesagt. »Dies ist aber bis fünf Minuten vor dem Termin möglich«, sagte ein Gerichtssprecher.

Poker ums Kerngeschäft geht weiter

Der Milliardenpoker um die Übernahme der insolventen KirchMedia wird etwas länger dauern als geplant. Die Frist für verbindliche Kaufangebote der Interessenten sei vom 10. auf den 12. September verschoben worden, sagte ein Sprecher der KirchMedia in München. Die zuständige Investmentbank UBS hat sich in Abstimmung mit den Bietern aus verfahrenstechnischen Gründen zu der Verlängerung entschlossen. Damit haben die Interessenten offiziell zwei Tage länger Zeit, ihre abschließenden Gebote für das Kerngeschäft des zusammengebrochenen Kirch-Imperiums abzugeben.

Konsortium könnte wieder mitmischen

Für die Bieter um die insolvente KirchMedia ist nach Informationen aus Branchenkreisen auch der neue Termin am 12. September keine »behördliche« Frist. Auch gute Angebote, die kurz nach diesem Tag eingehen, haben angeblich noch eine Chance. Durch die Fristverlängerung hat auch ein Konsortium der Verlage Springer, Bauer und Spiegel mit der HypoVereinsbank die Möglichkeit, sein bisheriges Angebot nachzubessern. Das Quartett war zwar in der Vorrunde ausgeschieden, hat jedoch die Möglichkeit, durch ein höheres Gebot wieder einzusteigen.

Illustre Mitbieter

Die neuen Geschäftsführer der KirchMedia wollen das Kerngeschäft nach Möglichkeit als Ganzes erhalten. Nach der Vorauswahl unter den unverbindlichen Angeboten waren drei Bieter übrig geblieben. Das höchste Gebot soll mit 2,6 Milliarden Euro der US-Medienunternehmer Haim Saban mit dem französischen Medienkonzern TF1 abgegeben haben. Auf Platz zwei soll ein Konsortium der Altgesellschafter mit der Investmentbank Lehman Brothers, der Kingdom Holding des saudi-arabischen Prinzen Walid und dem Handelskonzern REWE mit einem Gebot von 2,5 Milliarden Euro stehen. Danach folgt angeblich ein Konsortium aus Commerzbank und dem Hollywood-Studio Columbia mit einem Angebot von 2,3 Milliarden Euro.