Angesichts der Lohnforderung der IG Metall von fünf Prozent hat das vor einem weiteren Anstieg der Arbeitslosigkeit gewarnt. "Hohe Lohnabschlüsse werden den Beschäftigungsabbau in Deutschland verschärfen, weil Arbeit noch teurer wird und sich Investitionen im Inland immer weniger lohnen. Mehr Arbeitslose bedeuten unterm Strich weniger Kaufkraft für alle", sagte der Konjunkturchef des Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel), Joachim Scheide der "Berliner Zeitung" (Samstag). Die Lohnforderung für die knapp 3,5 Millionen Beschäftigten der Branche nannte Scheide unrealistisch.
Lohnsteigerungen nur, wenn der Betrieb das verkraftet
"Die Löhne dürfen nur so stark steigen, wie es das jeweilige Unternehmen verkraften kann. Die Frage ist aber, ob das der Flächentarif in seiner bisherigen Form gewährleisten kann. Ich bin da sehr skeptisch", sagte Scheide. Gesamtwirtschaftlich vertretbar wäre über alle Branche gesehen eine durchschnittliche Lohnerhöhung von 1,5 Prozent. "Sollte dies der Fall sein, wird das der Konjunktur zumindest nicht schaden. Vielleicht können wir dann sogar auf leichte Impulse am Arbeitsmarkt hoffen."
Auch der Vorsitzende des Rates der Wirtschaftsweisen, Bert Rurüp, hält die Forderung der IG Metall nach fünf Prozent mehr Lohn für überzogen. Das Ziel der Gewerkschaft bei der anstehenden Tarifrunde für die 3,4 Millionen Beschäftigten der Branche sei problematisch, sagte Rürup dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" laut Vorabbericht vom Samstag. Die Kalkulation der Arbeitnehmervertreter - Produktivitätszuwachs plus Inflation gleich Lohnforderung - lasse außer Acht, dass die gestiegenen Rohstoffpreise nicht den deutschen Unternehmen sondern dem Ausland zugute kämen, sagte er. Der beschäftigungspolitische Verteilungsspielraum liege, über alle Branchen hinweg, bei zwei Prozent. Aus Sicht Rürups ist der schwache Konsum eine Folge der hohen Arbeitslosigkeit. "Entscheidend dafür, ob der Konsum anspringt, wird daher nicht die Höhe des Metall-Abschlusses sein, sondern eine Wende am Arbeitsmarkt", sagte der Chef des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, der die Bundesregierung berät.
Nur wer Geld hat, kann es auch ausgeben
Die Metallbranche steuert nach der am Freitag bekannt gegebenen Tarifforderung der IG Metall auf einen massiven Arbeitskampf zu. Die Arbeitgeber hatten die fünfprozentige Lohnerhöhung umgehend als unbezahlbar abgelehnt und vor einem Abbau weiterer Arbeitsplätze gewarnt. IG-Metall-Chef Jürgen Peters hatte erklärt, seine Gewerkschaft werde Konflikte nicht scheuen. Die IG Metall hatte ihre Lohnforderung unter anderem auch damit begründet, dass sie mit Lohnzuwächsen die Binnennachfrage stärken und so auch einen Impuls für die Binnenkonjunktur geben wolle.