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Metro macht Rückzieher Verwirrung um Karstadt-Rettung

Kaum schien eine Karstadt-Rettung in greifbarer Nähe, da folgte das Dementi auf dem Fuß. Nur 30 Minuten, nachdem sich Metro und Arcandor auf einen konkreten Verhandlungsfahrplan für eine Fusion der Häuser von Kaufhof und Karstadt geeignet hatten, zog Metro die entsprechende Erklärung zurück. Arcandor steht damit weiter am Abgrund.

Der Handelskonzern Metro hat am Sonntag eine Erklärung zum angepeilten Zusammengehen der Kaufhausketten Karstadt und Kaufhof überraschend zurückgezogen. "Bitte ignorieren Sie das vor ca. 30 Minuten verschickte Statement", hieß es ohne Angabe von Gründen. Zunächst hatte es geheißen, die Konzernspitzen von Metro und Arcandor hätten sich auf einen konkreten Verhandlungsfahrplan geeinigt.

In einer neuen Erklärung wurden die zuvor verbreiteten Formulierungen abgeschwächt. Nun heißt es lediglich, alle Beteiligten hätten einen konstruktiven Beitrag zur Bildung einer Warenhaus AG zugesagt. Zuvor hatte es geheißen, es sei Gemeinsamkeit darüber erzielt worden, in konkrete Gespräche über die Bildung einer Deutschen Warenhaus AG einzutreten. Auch von einem "gemeinsamen Verhandlungs-Fahrplan" ist nun nicht mehr die Rede. Jetzt heißt es lediglich: "In dem Gespräch wurden die unterschiedlichen Szenarien zur Rettung der Karstadt-Warenhäuser und einer möglichen Bildung einer Warenhaus AG diskutiert." Unverändert bleibt, dass die Gespräche kurzfristig fortgesetzt werden sollen. Was dieser Rückzieher für Arcandor konkret bedeutet, ist derzeit ungewiss. Im Laufe des Sonntags hatte es geheißen, ohne konkrete Hilfe werde Arcandor an diesem Montag Insolvenz anmelden müssen. Arcandor-Chef Karl-Gerhard Eick betonte nach dem Krisentreffen, auch bei einer Kaufhof-Lösung für Karstadt sei sein Konzern auf staatliche Hilfen angewiesen.

Vor den Krisengesprächen am Sonntag hatte sich die Lage bei Arcandor mit seinen rund 50.000 Mitarbeitern immer weiter zugespitzt: Das Unternehmen musste die Mietzahlungen für seine Karstadt-Filialen einstellen. Sollte die Bundesregierung den beantragten Notkredit in Höhe von 437 Millionen Euro ablehnen, muss Arcandor nach eigenen Angaben bereits an diesem Montag Insolvenz anmelden. Zehntausende Arbeitsplätze stehen damit akut auf dem Spiel. Ohne staatliche Hilfszusage werde Arcandor am kommenden Freitag zahlungsunfähig. Dann werden überlebensnotwendige Kredite auslaufen. Der Zusammenschluss mit Metro zu einer Deutschen Warenhaus AG sei ein Weg, um die Voraussetzungen für staatliche Hilfen zu erfüllen, sagte Koslowski weiter. Eine privatwirtschaftliche Lösung war seitens der Politik immer wieder als Bedingung für staatliche Hilfe genannt worden.

Dramatischer Appell von Verdi

Das Bundeswirtschaftsministerium erklärte, man stehe mit den Beteiligten in Kontakt, nehme aber nicht selbst an dem Krisentreffen teil. Teilnehmer sind nach Informationen der Nachrichtenagentur AP die Vorsitzenden von Arcandor und Metro, Karl-Gerhard Eick und Eckhard Cordes, auch Arcandor-Aufsichtsratschef Friedrich Carl Janssen sowie der Deutschland-Chef der Investmentbank Goldman Sachs, Alexander Dibelius. Die Bank ist Haupteigentümer der Immobiliengesellschaft, der die meisten Karstadt-Häuser gehören.

Metro ist an einer Fusion seiner Kaufhof-Standorte mit den Karstadt-Warenhäusern interessiert. Das Rettungskonzept sieht den Wegfall von rund 5000 Stellen vor, für die laut Metro-Chef Cordes anderweitige Lösungen gefunden werden könnten. In einem dramatischen Appell an Bundeskanzlerin Angela Merkel forderte die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi sofortige Staatshilfe für Arcandor: "Ohne die Hilfe der Politik geht es nicht", erklärte Verdi-Vorstand Margret Mönig-Raane. "Die Rettungsbeihilfe muss am Montag kommen." Sie forderte zudem, alle Beteiligten an einen Tisch zu holen und erst wieder auseinanderzugehen, wenn eine Lösung gefunden sei.

Auch Merkel forderte die Arcandor-Geschäftsführung auf, mit Metro zu sprechen. Sie lehnt derzeit Staatshilfen ab. "Bei Arcandor muss man zunächst einmal die Eigentümer und die Gläubiger stärker fordern", sagte die CDU-Chefin dem Blatt. Sie warf Arcandor Missmanagement mit äußerst ungünstigen Vertragsgestaltungen vor und nannte die Mietverträge als Beispiel. Vizekanzler Frank-Walter Steinmeier (SPD) schließt staatliche Hilfen für Arcandor dagegen nach wie vor nicht aus. "Ich habe in den letzten Tagen immer wieder gesagt, das hängt auch davon ab, inwieweit die Eigentümer, insbesondere die Eigentümer der Immobilien, in der Lage und bereit sind, sich selbst zu beteiligen", sagte der SPD-Kanzlerkandidat am Sonntag in Berlin.

AP/DPA AP DPA

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