Das bekannteste Wirtshaus der Welt, das Hofbräuhaus in München, bleibt in staatlicher Hand. Bayerns Finanzminister Kurt Faltlhauser (CSU) trat am Mittwoch der erneut entflammten Debatte um eine Privatisierung der Gaststätte und Brauerei entschlossen entgegen. "Das ist eine emotional gebundene politische Entscheidung", sagte der CSU-Politiker im Bayerischen Landtag. "Wir werden das Hofbräuhaus ebenso wenig verkaufen wie die Staatliche Hofkellerei in Würzburg."
Das 1589 gegründete Hofbräuhaus wird täglich von mehr als 3500 Gästen aus aller Welt besucht. Der jährliche Bierkonsum wird mit rund 16.000 Hektolitern angegeben. Neben der Frauenkirche in der Innenstadt gehört auch das Hofbräuhaus zu den Wahrzeichen von München. Es steht vor allem bei US-Amerikanern und Japanern hoch im Kurs.
Angesichts der großen Beliebtheit bei den US-Touristen entschied sich das Staatliche Hofbräuhaus sogar zum Sprung über den großen Teich. Im Frühjahr 2003 wurde in Newport im US-Staat Kentucky eine Minibrauerei im Stil des Hofbräuhauses eröffnet, seit Anfang 2004 gibt es auch im Spielerparadies Las Vegas im US-Staat Nevada ein Hofbräuhaus.
Hofbräu-Dissident in der CSU
Mit seinem Widerstand gegen eine Privatisierung des Münchner Hofbräuhauses hat Faltlhauser allerdings mit CSU-internen Widerstand zu kämpfen. Als "Hofbräu-Dissident" betätigt sich seit Jahren der schwäbische CSU-Landtagsabgeordnete Max Strehle: "Ich weiß sehr wohl, dass das eine heilige Kuh ist", sagte er. "Nach wie vor habe ich kein Verständnis dafür, dass Bierbrauen eine Aufgabe des Staats sein soll." Die Grünen forderten ebenfalls einen Verkauf: "Wir betrachten Bierbrauereien als eine Art Spielwiese", sagte deren haushaltspolitischer Sprecher Eike Hallitzky. Volle Rückendeckung erhielt Faltlhauser dagegen von der SPD: Hofbräu und Hofkellerei müssten im Staatsbesitz bleiben, sagte SPD- Haushaltsexperte Heinz Kaiser. "Das ist die Tradition."
Das Hofbräuhaus wurde vom bayerischen Herzog Wilhelm V., genannt der Fromme, zur Gesundung des herzoglichen Etats gegründet. Denn für das aus Niedersachsen für den Hofstaat bezogene Bier musste teuer bezahlt werden. Maximilian, der Sohn des "frommen Wilhelm", bewies Marketing-Geschick und gestattete per Edikt den Münchner Gastwirten, Bier aus dem herzoglichen Hofbräuhaus zu beziehen und auch an das "gemeine Volk" auszuschenken. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das bei Bombenangriffen weitgehende zerstörte Wirtshaus wieder aufgebaut. Die Brauerei des Hofbräuhauses ist inzwischen aus Platzmangel von der Innenstadt nach München-Riem umgezogen.