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Neuordnung der Siemens-Spitze Löscher raus, Cromme auch

Teure Patzer, keine Vision - die Ablösung von Siemens-Chef Löscher ist konsequent. Nun sollte auch sein Mentor und Beschützer Cromme aufhören. Nur dann ist ein Neustart möglich.
Ein Kommentar von Steffen Klusmann

Der Machtkampf an der Siemens-Spitze ist vorerst entschieden, aber er ist noch lange nicht vorbei. Siemens-Chef Peter Löscher muss weichen, Finanzvorstand Joe Kaeser soll ihm nachfolgen. Darauf haben sich die mächtigsten Männer des Aufsichtsrats am Wochenende geeinigt.

Die Personale scheint logisch. Zum einen hat sich Peter Löscher in den letzten Jahren zu viele teure Patzer geleistet und Zielvorgaben gerissen, ohne so etwas wie eine visionäre Strategie für die Industrie-Ikone zu entwickeln. Leere Versprechungen und wolkige Ansagen nehmen die Investoren irgendwann verdammt übel. Zum anderen hält sich Joe Kaeser seit Langem für den wahren und den besseren Vorstandsvorsitzenden - was er jetzt endlich beweisen darf.

Cromme lässt Löscher fallen

Offiziell stand Kaeser natürlich immer hinter (oder zumindest neben) seinem alten Chef, alles andere wäre auch gefährlich gewesen. Denn Peter Löscher stand unter dem besonderen Schutz des mächtigen Aufsichtsratsvorsitzenden Gerhard Cromme. Der hatte auf dem Höhepunkt der Schmiergeldaffäre den in der Deutschland AG weitgehend unbekannten Löscher zu Siemens geholt. Der unnahbare Löscher konnte sich in dem Großkonzern in all den Jahren keine eigene Hausmacht aufbauen, seine Autorität basierte vor allem auf der Tatsache, der Mann Crommes zu sein.

Und solange der Aufsichtsratschef stark war, durfte sich auch der Vorstandschef stark fühlen. So erhielt Löscher einen neuen hochdotierten Fünfjahresvertrag, obwohl seine Leistung zu wünschen übrig ließ. Cromme, der Machtmensch, wollte es so. Er will keine starken Manager neben sich. Erst als die Defizite Löschers nicht mehr zu übersehen waren, ließ sein Mentor ihn fallen.

Neuanfang nur ohne Cromme

Und deshalb wird der Machtkampf weiter gehen. Kaeser fühlt sich stark, er kennt Siemens in- und auswendig. Und er weiß, dass Cromme ihn nie wirklich an der Spitze wollte. Sonst hätte er ihn längst zum Chef gemacht. Für Cromme ist der Posten bei Siemens die letzte verbliebene Chance, Einfluss zu nehmen und sich wichtig zu fühlen. Der legendäre Berthold Beitz hat ihn verstoßen, bei ThyssenKrupp hat man ihn als Aufsichtsratschef davon gejagt, weil er die korrupten Verhältnisse in dem Stahlkonzern viel zu lange geduldet hatte. Der selbstbewusste Kaeser wird dem entzauberten Cromme nie wirklich trauen. Ein echter Neuanfang für den geschundenen Siemens-Konzern ist nur ohne Cromme möglich. Und geeignete Nachfolger für die Aufsichtsratsspitze gäbe es auch, der angesehene Linde-Chef Wolfgang Reitzle ist einer davon.

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