ProSiebenSat.1 hat seine Benelux-Töchter für weit über eine Milliarde Euro nach Finnland verkauft. Europas zweitgrößter Fernsehkonzern verliert damit seinen nach Deutschland wichtigsten Umsatzbringer. Mit den Verkaufserlösen kann das Unternehmen aber seinen horrenden Schuldenberg verkleinern. Der Verkauf des muss noch vom Kartellamt genehmigt werden.
Den Zuschlag habe der finnische Medienkonzern Sanoma erhalten, der zusammen mit Partnern 1,23 Milliarden Euro zahle, teilte ProSieben am Mittwoch mit. Die Fernsehsender in den Niederlanden und die auflagenstarke TV-Zeitschrift "Veronica" gingen demnach an ein Konsortium aus Sanoma und der Firma Talpa von "Big Brother"-Erfinder und Milliardär John de Mol. Die beiden belgischen Sender erwerben die Finnen zusammen mit zwei belgischen Unternehmen.
Der Kaufpreis ist hoch: Als ProSiebenSat.1 die Sender vor fünf Monaten zum Verkauf stellte, rechneten Analysten mit höchstens 900 Millionen Euro. Auch die ursprünglich an den Sparten interessierte RTL Group sah das so und war bereits am Dienstag ausgestiegen.
ProSieben-Chef Thomas Ebeling macht aus seiner Freude über den hohen Preis keinen Hehl: "Wir haben für die Geschäftsbereiche in Belgien und den Niederlanden eine Bewertung realisiert, die das Multiple des Gesamt-Konzerns deutlich übertrifft." Mit dem Verkaufserlös sollten vor allem die Schulden gesenkt werden - Ende 2010 beliefen sich diese auf drei Milliarden Euro.
Nicht verkauft hat das Unternehmen das Skandinavien-Geschäft, für das Ebeling ebenfalls zwei Gebote auf dem Tisch hatte. "Das hängt mit dem wahnsinnig guten Preis zusammen, den man für Benelux erlöst hat", sagte eine mit den Verkaufsverhandlungen vertraute Person Reuters. Die Eigner KKR und Permira wollten zudem den Medienkonzern nicht zu klein werden lassen.
Nach Reuters-Informationen wollen die Finanzinvestoren ihre Mehrheit an ProSiebenSat.1 versilbern, indem sie ihre Anteile noch 2011 an der Börse platzieren. Damit würde ProSieben als erster Medienkonzern in die oberste deutsche Börsenliga Dax aufsteigen. Eine kritische Größe der Münchener wäre dafür allerdings notwendig.