Schweizer Großbank UBS streicht 8700 Jobs

Der Schweizer Bankkonzern UBS hat im ersten Quartal einen Milliardenverlust eingefahren und will noch in diesem Jahr 8700 Stellen abbauen. Zu schaffen macht der Bank auch, dass viele Kunden ihre Ersparnisse abgezogen haben.

Die Schweizer Großbank UBS zieht mit einem radikalen Stellenabbau Konsequenzen aus einem erneuten Milliarden-Verlust im ersten Quartal. Den Planungen des neuen Konzernchefs Oswald Grübel zufolge sollen nächstes Jahr noch 67.500 Personen für den Konzern arbeiten, Ende März 2008 waren es 83.800. Bislang war eine Reduzierung der Mitarbeiterzahl in diesem Jahr auf 75.000 Beschäftigte vorgesehen.

"Leider kann ich Ihnen noch keine erfreulichen Nachrichten überbringen, sondern muss Ihnen weitere schlechte Zahlen und einschneidende Maßnahmen zumuten", sagte der ehemalige Chef des Erzkonkurrenten Credit Suisse laut Redetext zu den Aktionären.

Im ersten Quartal dürfte bei dem weltgrößten Vermögensverwalter vorläufigen Zahlen zufolge ein Verlust von knapp zwei Milliarden Franken (rund 1,3 Milliarden Euro) angefallen sein. Illiquide Risikopositionen und Rückstellungen für Kreditrisiken belasteten das Ergebnis mit 3,9 Milliarden Franken. Zudem zogen die Kunden weitere Mittel ab. Im Unternehmensbereich Wealth Management & Swiss Bank zogen Kunden netto 23 Milliarden Franken ab. Vor allem die von den USA erzwungene Übergabe von Kundendaten an die Steuerbehörden habe viele Kunden verschreckt.

Was viele Beobachter als Aufweichung des für die Schweizer Vermögensverwalter wichtigen Bankgeheimnisses gesehen hatten, war jedoch nur die letzte in einer Reihe von schlechten Nachrichten für das Institut. 2008 verbuchte die UBS vor allem wegen Abschreibungen auf US-Anlagen mit 20,9 Milliarden Franken den größten jemals von einem Schweizer Unternehmen verzeichneten Verlust. Viele Kunden verloren das Vertrauen, 226 Milliarden Franken wurden abgezogen. Staat und Notenbank mussten der größten Bank des Landes mit einem Milliarden-Rettungspaket beispringen. Nun sollen bis Ende 2010 rund 3,5 bis vier Milliarden Franken eingespart werden und nochmals 8700 Arbeitsplätze gestrichen werden, davon 2500 in der Schweiz.

Verhaltene Prognose

Der als harter Sanierer bekannte Grübel dämpfte die Erwartungen an schnelle Resultate der Sparmaßnahmen. "Sie sollten nicht davon ausgehen, dass sich dies schon in den nächsten Quartalen deutlich in unseren Ergebnissen niederschlägt. Unser Ausblick bleibt verhalten, da wir noch viele Unwägbarkeiten vor uns haben."

Die UBS werde sich aus risikoreichen und aus wenig Erfolg versprechenden Geschäftsfeldern zurückziehen. Neben dem Kerngeschäft der Vermögensverwaltung und dem Schweizer Bankgeschäft will Grübel aber weiterhin in dem für die Verluste verantwortlichen Investmentbanking und im Asset Management tätig bleiben.

"Das Ergebnis ist eine Riesenenttäuschung", sagte ein Händler in einer ersten Einschätzung. "Nach den unerwartet guten Zahlen von Goldman Sachs und Wells Fargo und den optimistischen Äußerungen der Deutschen Bank über die ersten Monate hat man auch bei UBS ein mindestens ausgeglichenes Ergebnis erwartet." Die UBS-Aktien gingen auf Talfahrt und verloren im frühen Handel acht Prozent ihres Wertes.

DPA · Reuters
DPA/AFP/Reuters