Versteckte Preiserhöhungen, Luftpackungen und vermeintlich "verbesserte Rezepturen": Bei diesen Themen schaut die Verbraucherzentrale Hamburg genau hin und lässt einmal im Jahr die dreisteste Mogelpackung der Hersteller wählen. Zur "Mogelpackung des Jahres 2020" kürten Verbraucher nun das "Frucht Müsli" von Seitenbacher.
Bei der Online-Abstimmung entfielen mehr als die Hälfte der über 20.000 abgegeben Stimmen auf das Seitenbacher-Müsli. Das Frucht-Müsli gibt es seit Kurzem in einer 750-Gramm-Packung statt in einem 1000-Gramm-Pack, trotzdem ist es teurer geworden. Unterm Strich beträgt die versteckte Preiserhöhung laut Verbraucherzentrale je nach Supermarkt bis zu 75 Prozent.
Seitenbacher spricht von neuem Produkt
Hersteller Seitenbacher hatte gegenüber der Verbraucherzentrale erklärt, bei dem 750-Gramm-Produkt handle es sich um ein "relativ neues Müsli" und nicht um das gleiche Produkt wie zuvor. Die Verbraucherschützer sahen das anders: "Die Zutatenliste der Frühstücksflocken war quasi identisch mit der des günstigeren Vorgängerprodukts Vollkorn-Früchte-Müsli." Mittlerweile wird das kritisierte "neue" Produkt nach Informationen der Verbraucherzentrale nicht mehr hergestellt.
Auf Platz zwei der Mogelpackungs-Abstimmung landeten Milka-Osterhase und -Weihnachtsmann von Hersteller Mondelez. Die Schokofiguren waren im Vergleich zum Vorjahr geschrumpft und damit teurer geworden. Die drittmeisten Stimmen erhielt die Kinder-Schokolade von Ferrero, in der nach Füllmegenreduzierung nur noch acht statt zehn Riegel enthalten sind. Ebenfalls nominiert war das Katzenfutter Whiskas Knuspertaschen von Mars sowie die Bifi-Minisalami von Jack's Link. Die Verbraucherzentrale hatte die zur Wahl stehenden Kandidaten aus Einsendungen von Verbrauchern ausgewählt.
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Flaschentrick bei Listerine – versteckte Preiserhöhung empört Verbraucher
Die Mundspülung Listerine enthält nur noch 500 statt 600 Milliliter Inhalt. Damit man das nicht so merkt, ist die Plastikflasche immer noch genau so hoch und gut gefüllt – aber schmaler geworden. Zudem ist die Füllmenge nun nicht mehr in gelb hervorgehoben, sondern möglichst unauffällig angegeben. Dazu ist auch noch der Preis bei manchen Händlern gestiegen, sodass die Verbraucherzentrale Hamburg auf eine versteckte Preiserhöhung von bis zu 33,5 Prozent kommt. Die Verbraucherschützer haben dazu viele Beschwerden von Verbrauchern erhalten und das Produkt zur "Mogelpackung des Monats" erhoben. Hersteller Johnson & Johnson verweist in einer Stellungnahme auf höhere "Rohstoff- und Produktionskosten". (August 2023)
Die Verbraucherzentrale Hamburg fordert auch die Politik auf, stärker gegen versteckte Preiserhöhungen vorzugehen. "Verbraucherinnen und Verbraucher können sich gegen die Weniger-drin-Preis-gleich-Masche nicht wehren, denn die Tricksereien sind beim normalen Einkauf kaum zu bemerken", sagt Armin Valet von der Verbraucherzentrale. Er fordert eine Plattform, auf der Hersteller Füllmengenreduzierungen vorab transparent anmelden müssen.