Der Chef des britischen Ölkonzerns BP, Lord John Browne, ist nach einem verlorenen Rechtsstreit um sein Privatleben zurückgetreten. Der 59-Jährige kündigte seinen vorzeitigen Rücktritt mit sofortiger Wirkung an, nachdem er zugegeben hatte, in einem Streit mit dem Verlagshaus Associated Newspapers über Veröffentlichungen aus seinem Privatleben gelogen zu haben. Lord Browne, der 12 Jahre Chef des Ölgiganten war, hatte nach eigenen Angaben über vier Jahre hinweg eine Beziehung mit dem Kanadier Jeff Chevalier. Chevalier hatte dies jüngst der Associated Newspapers erzählt, die unter anderem die Boulevard-Zeitungen "Daily Mail", "Mail on Sunday" und "Evening Standard" herausgibt. BP akzeptierte den Rücktritt mit "tiefstem Bedauern".
Peinliche Lage für BP verhindern
Browne, einer der erfolgreichsten britischen Manager, hatte bereits im Januar angekündigt, sein Amt im Juli abzugeben. Sein designierter Nachfolger ist der BP-Manager Tony Hayward, der bislang für Förderung und Exploration verantwortlich war. Browne räumte ein, in einer ersten Aussage über den Fall Chevalier gelogen zu haben. Vor Gericht ging es damals darum, wie er seinen damaligen Partner kennen gelernt hatte. Zwar nahm er diese Erklärung schnell als "unwahr" wieder zurück. Nach Angaben aus BP-Kreisen war dieser Punkt aber der Grund, weshalb er sich nun entschieden hat, sofort zurück zu treten. Mit seinem Ausscheiden wolle er verhindern, dass BP in eine peinliche Lage komme.
Kommentar des "Daily Telegraph"
"Der Schock hätte kaum größer sein können. Lord Browne, der Mann, der BP zu einer der führenden Ölfirmen der Welt gemacht hat, ist zurückgetreten, wenige Minuten nachdem Richter Eady ihn als Lügner gebrandmarkt hat. Eine charismatische Führungspersönlichkeit, ein Vertrauter des Premierministers, der größte britische Geschäftsmann seiner Generation - und von seiner Reputation sind nur noch Ruinen übrig. (...) Mächtige Vorstandsfiguren müssen wohl oft versucht sein zu glauben, dass sie nicht an dieselben Regeln gebunden sind wie die einfachen Leute. Doch vor dem Gesetz sind sie es - eine Tatsache, über die Lord Browne für den Rest seiner Tage nachdenken kann."
Brownes Ex-Partner Chevalier, mit dem der BP-Chef vier Jahre lang zusammen war, hatte sich mit privaten Details an Associated Newspapers gewandt. Chevalier beschuldigte Browne, Ressourcen und geheime Informationen von BP missbraucht zu haben. Diese Behauptungen seien "irreführend" und "fehlerhaft", sagte Browne. "Ich verneine jede Beschuldigung, dass ich mich BP gegenüber nicht korrekt verhalten habe." Sein Rücktritt sei freiwillig, "um dem Unternehmen unnötige Peinlichkeiten zu ersparen", sagte er. "Während meiner 41 Jahre mit BP habe ich mein Privatleben immer vom Geschäftlichen getrennt. Ich habe meine Sexualität immer als Privatsache angesehen, als etwas, das geheim gehalten wird."
Browne verliert mindestens fünf Millionen Euro
BP-Chairman Peter Sutherland bedauerte den Rücktritt. "Es ist eine Tragödie, dass er als ehrenhafter Mann unter diesen schmerzhaften Umständen genötigt wird, zurückzutreten." Browne verliert mit seinem vorzeitigen Rücktritt 3,5 Millionen Pfund (rund 5,1 Millionen Euro) von seinem Abfindungspaket und möglicherweise weitere 12 Millionen Pfund in Aktien. BP, der weltweit drittgrößte Ölkonzern, hatte trotz eines problematischen Geschäftsjahres 2006 einen Rekordüberschuss von 22,3 Milliarden Dollar (17,4 Mrd Euro) verbucht.