Deutscher Gründerpreis Deutschland, wo sind deine Gründer?

Deutsche Uni-Absolventen sind bestens ausgebildet, haben kreative Idee - doch statt ein Start-up zu gründen, unterschreiben sie lieber bei großen Konzernen. Dabei entdecken gerade die nun die deutsche Gründer-Szene - und pumpen Millionen in die guten Ideen. 
Deutsche Uni-Absolventen sind bestens ausgebildet, haben kreative Idee - doch statt ein Start-up zu gründen, unterschreiben sie lieber bei großen Konzernen. Dabei entdecken gerade die nun die deutsche Gründer-Szene - und pumpen Millionen in die guten Ideen. 
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Trotz bester Ausbildung und vieler kreativer Geschäftsideen werden in Deutschland immer weniger Unternehmen gegründet. Unterschätzen sollte man die Start-up-Szene aber nicht - denn längst ist sie in den Fokus finanzstarker Konzerne gerückt. 

Will man die Geschichte von Deutschlands Gründern erzählen, muss man sich leider an die Fakten halten. Und die sind düster. Seit Jahren sinkt das Interesse an Firmengründungen. Trotz guter Ausbildung und kreativer Ideen zieht es die jungen Absolventen eher zu etablierten Konzernen statt sich ein eigenes Unternehmen aufzubauen. Die Deutschen, einst Wegbereiter ganzer Industrien, sind zu Hasenfüßen geworden, die lieber auf die finanzielle Absicherung eines festen Jobs setzen. 

Gerade mal 227.703 Gründungsgespräche führten die Industrie- und Handelskammern im vergangenen Jahr. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren waren es noch rund 406.000. "Deutschland steckt in einer Gründungsmisere", sagt der Chef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) Eric Schweitzer in einem Interview. 

Sicherheit statt Unternehmergeist

Die Ursachen für die Gründungsmüdigkeit sind nicht so leicht auszumachen. Denn politisch sind Start-ups gewollt. Förderprogramme sollen ihnen den Einstieg erleichtern. Auch die Geschäftsmodelle selbst haben Potential. Vielmehr scheint den Nicht-Gründern die eigene Mentalität im Wege zu stehen. Deutsche lieben Sicherheit - und scheuen das Risiko. Warum mit Aktien handeln, wenn ich eine Lebensversicherung abschließen kann? Wieso sich in die nicht planbare Selbstständigkeit wagen, wenn ein sicherer Arbeitsplatz in einem Unternehmen wartet? Gerade gut ausgebildete Fachkräfte werden auf dem Arbeitsmarkt umgarnt - ein  eigenes Unternehmen scheint nicht notwendig.

Kleine Szene mit Potenzial

Damit ist die deutsche Gründer-Szene klein und überschaubar - aber sicherlich nicht unbedeutend. Denn längst haben finanzstarke und internationale Investoren deutsche Start-ups entdeckt und investieren kräftig. Auch einer der diesjährigen Gewinner beim Deutschen Gründerpreis, der am Dienstag in Berlin verliehen wurde, konnte einen US-Finanzier überzeugen. Das Homepage-Baukasten-System von Jimdo überzeugte Spectrum Equity - der Investor stieg Anfang Juni mit 25 Millionen Euro bei dem Unternehmen ein, das 2007 gegründet wurde und inzwischen profitabel arbeitet. Auch andere Firmen konnten internationale Geldgeber überzeugen, wie das Banking-Start-up Kreditech aus Hamburg. Der US-Investor Victory Park Capital pumpt 200 Millionen Dollar ins Unternehmen. Und Microsoft kaufte erst kürzlich den Berliner App-Entwickler 6Wunderkinder für einen Betrag, der sich zwischen 100 und 200 Millionen Dollar bewegen soll. Durch den jüngsten Geldsegen zeigt sich: Deutschland hat zwar als größte europäische Volkswirtschaft eine vergleichsweise kleine Gründerszene. Doch die hat es in sich.