Stellenabbau Deutsche Bank will noch mal nachdenken

Nachdem die Deutsche Bank angekündigt hatte, trotz Milliardengewinnen Stellen zu streichen, war von "Schweinerei" und "Boykott" die Rede. Der öffentliche Druck hat offenbar Wirkung gezeigt.

Die Deutsche Bank ist zu Gesprächen über den geplanten Arbeitsplatzabbau bereit. Der Chefvolkswirt der Deutschen Bank Norbert Walter sagte am Donnerstag in der ZDF-Sendung "Berlin Mitte", er könne sich vorstellen, "dass es sich lohnt darüber noch mal nachzudenken". "Wenn wir eine andere Methode gemeinsam mit dem Betriebsrat und den Gewerkschaften finden können, die Arbeitskosten zu senken und so wettbewerbsfähig zu werden, wie wir werden wollen und die Menschen behalten können und ihre Motivation, dann wäre uns das sicherlich lieber", sagte Walter.

Harsche Kritik

Die Ankündigung der Deutschen Bank, trotz Milliardengewinnen Stellen zu streichen, hatte deutschlandweit Empörung ausgelöst. SPD-Fraktionsvize Michael Müller hatte in der "Berliner Zeitung" gar von einer "Schweinerei" gesprochen. Die Gewinnerwartungen so zu Lasten der Arbeitsplätze zu überziehen, sei eine Unverschämtheit, so der SPD-Politiker. Harte Töne hatte auch Hessens SPD-Chefin Andrea Ypsilanti angeschlagen, als sie die Bankkunden zum Boykott des Unternehmens aufrief.

Vor allem der Vorstandschef der Deutschen Bank, Josef Ackermann, war von Politikern kritisiert worden. Trotz eines nahezu verdoppelten Gewinns im vergangenen Jahr hatte er den Abbau von rund 6400 Stellen angekündigt hatte. Die Stellenstreichungen sollte dem Ziel diene, eine Eigenkapitalrendite von 25 Prozent vor Steuern in 2005 zu erreichen.

Betriebsrat appellierte an Unternehmensführung

Am Donnerstag hatte der Bankberiebsrat dann die Unternehmensführung des Finanzinstituts aufgefordert, den umstrittenen Stellenabbau zurückzunehmen. In einer internen Stellungnahme hatten die Arbeitnehmervertreter an die Verantwortlichen der Bank appelliert, von dem entstandenen Imageschaden entgegenzutreten. Der Gesamtbetriebsrat monierte, dass Kunden sich bereits Sorgen machten um "Ihre" Mitarbeiter. Sogar Nichtkunden hätten bereits Termine mit dem Verweis auf die Unmoral der Bank abgesagt. Die Bank müsse sich nachhaltig der Verantwortung gegenüber ihren Mitarbeitern und der Gesellschaft stellen, forderte der Betriebsrat.

Ackermann blieb bei seiner Meinung

Josef Ackermann blieb indes bei seiner Meinung und wehrte sich gegen die massiven, öffentlichen Anschuldigungen. Er bezeichnete die heftige Kritik an der Bank und seiner Person als "vielfach unangemessen", "einseitig" und teilweise "missverständlich". Der Arbeitsplatzabbau sei ihm nicht leicht gefallen. Mit den weltweit betroffenen 6.400 Mitarbeitern solle eine faire und sozial verträgliche Lösung gefunden werden, versicherte der Vorstandschef. Zudem habe die Bank die Streichung von per saldo 1920 Stellen in Deutschland bereits Anfang Dezember angekündigt. Damals war öffentliche Kritik ausgeblieben. An den Plänen habe sich seitdem nichts geändert, sagte der Bankchef. Zusätzlich habe die Deutsche Bank vergangene Woche den Abbau von per saldo weiteren 3280 Stellen im Ausland bekannt gegeben. Davon seien vor allem gut bezahlte Investmentbanker betroffen.

In einem Brief an die Mitarbeiter verteidigte Ackermann den Stellenabbau als notwendig, um die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. "Die Deutsche Bank konzentriert sich auf ihre Rentabilität und den kontinuierlichen Ausbau ihrer Marktposition, auch durch einen starken Aktienkurs. Daran halten wir fest, dazu gibt es für uns keine Alternative", schrieb der Vorstandschef an die 65.000 Mitarbeiter der Bank.

Deutsche Banken sind international zu schwach

Unterstützung erhielt Ackermann von dem Hauptgeschäftsführer des Bundes deutscher Banken, Manfred Werber. Weber warf den Politikern vor, mit ihrer Kritik von eigenen Versäumnissen im Reformprozess abzulenken. Die deutschen Banken seien international zu schwach. Weitere Stellenstreichungen seien nicht auszuschließen. Auch Wirtschaftsprofessor Gerke verteidigte die Deutsche Bank und warf den Politikern Populismus vor, der dem Finanzplatz und den Mitarbeitern schade. "Wenn jetzt Politiker noch hingehen und womöglich zum Boykott eines Kreditinstituts aufrufen, muss man sich fragen, ob man diese Politiker nicht in die Haftung nehmen muss. Sie verursachen einen Schaden", sagte er im Nachrichtensender "N-TV".

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