Telekom Angst vor verschärftem Jobabbau

Die Ankündigung von Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke, in allen Bereichen sparen zu wollen, stößt der Gewerkschaft sauer auf: Verdi befürchtet nun bei der Telekom betriebsbedingte Kündigungen.

Das von der Deutschen Telekom angekündigte Kostensenkungsprogramm könnte zu einem drastischeren Abbau von Arbeitsplätzen führen als bisher bekannt. Das von der Gewerkschaft Verdi entsandte Aufsichtsratsmitglied des Konzerns Lothar Schröder berichtete, dass in der Geschäftskundensparte T-Systems bereits betriebsbedingte Kündigungen vorbereitet würden. Zudem kündigte Vorstandschef Kai-Uwe Ricke an, sein Unternehmen wolle das alte Telefonnetz auf ein Internet-basiertes Netz umstellen. Diese Technologie komme "mit deutlich weniger Arbeitskräften" aus als die bisherigen Netze.

"Verschärfter Kurs gegenüber der Belegschaft"

Schröder sagte der "Frankfurter Allgemeinen" (Samstagausgabe), das Management von T-Systems "verschärft den Kurs gegenüber der Belegschaft". Es würden "erkennbar betriebsbedingte Kündigungen vorbereitet". Bisher setzt die Telekom auf einen "sozialverträglichen Abbau" von Arbeitsplätzen. Vorruhestandsprogramme und andere Angebote sollen bis 2008 rund 32.000 Mitarbeiter zum freiwilligen Ausscheiden bewegen. Im Gegensatz zur ebenfalls stark unter Druck stehenden Festnetzsparte T-Com genießen die meisten der rund 54.000 Mitarbeiter von T-Systems keinen Kündigungsschutz.

Ein Sprecher von T-Systems habe Schröders Äußerungen zurückgewiesen, berichtet die Zeitung. Die Frage betriebsbedingter Kündigungen stelle sich erst dann, wenn alle anderen Mittel einschließlich einer Verkürzung der Wochenarbeitszeit ausgeschöpft seien. Darüber werde allerdings in den laufenden Tarifverhandlungen "nachgedacht", sagte der Sprecher.

Sparen in allen Bereichen

Ricke sagte dem Nachrichtenmagazin "Spiegel" auf die Frage nach einem zusätzlichen Arbeitsplatzabbau durch das geplante Kostensenkungsprogramm: "Wir werden in allen Bereichen sparen." Dies fange beim Verkauf von Immobilien an und reiche bis zu den Netzkosten. Mit Blick darauf, dass ein Internet-basiertes Telefonnetz deutlich weniger Arbeitskräften brauche als das traditionelle Festnetz, fügte er hinzu: "Solchen betriebswirtschaftlichen Notwendigkeiten werden wir uns angesichts des verschärften Wettbewerbs nicht verschließen können."

Ricke wiederholte zugleich seine Drohung, die geplanten Milliarden-Investitionen in das deutsche Hochgeschwindigkeitsnetz (VDSL) endgültig zu stoppen und stattdessen im Ausland einzusetzen, wenn dieses Netz vom Regulierer für die Konkurrenz geöffnet werden sollte. Über das VDSL-Netz werden Daten 50 Mal schneller übertragen als über eine einfache DSL-Leitung. Der Konzern will es zumindest eine Zeit lang alleine nutzen, um dadurch auch den Gewinn alleine einstreichen zu können. "Investiert wird nun einmal da, wo man Gewinn erwartet", verteidigte Ricke seine Position.

Wie hoch ist Sparziel wirklich?

Die Telekom will Einzelheiten ihres Sparprogramms erst im Spätherbst vorstellen. Ricke hatte bisher öffentlich als Sparziel ein Volumen von einer Milliarde Euro bis 2010 durch eine Rationalisierung der Informationstechnik genannt. Medien hatten allerdings berichtet, dass Ricke im Aufsichtsrat als Ziel rund fünf Milliarden Euro genannt haben soll. Schröder sagte der Zeitung dazu, in der Belegschaft "könnte ein Sturm losbrechen, sobald Ricke konkret werden muss".

DDP
Hartmut Wagner/DDP