Die Billigflieger werfen den etablierten Touristik-Konzernen den Fehdehandschuh hin. Die Charterfluggesellschaften der Marktführer TUI und Thomas Cook haben die Kampfansage angenommen und bereits reagiert. Auf viel genutzten Strecken wie nach Mallorca oder Ibiza versuchen sie, ihrerseits mit Niedrigpreisen den Newcomern Paroli zu bieten. "Wir werden jeden Angriff auf uns kontern", sagte TUI-Touristikvorstand Volker Böttcher am Freitag. "Und wir werden in der Lage sein, auch günstigste Preise zu unterbieten."
Für 48 Euro nach Mallorca
Nicht die von TUI im vorigen Jahr gegründete eigene Low Cost-Airline HLX (Hapag-Lloyd Express), die sich weiter auf großstädtische Ziele konzentriert, sondern die traditionelle Ferienfluglinie Hapag-Lloyd soll die Billig-Konkurrenz abwehren. Sie bietet neuerdings ein Ticket von Hannover nach Mallorca bereits ab 48 Euro an. Bei Thomas Cook Airlines ist Mallorca ab Frankfurt ab 64 Euro zu haben, wenn auch nur als Last-Minute-Angebot in den letzten Wochen vor dem Abflugtermin.
Verzicht auf extrem niedrige Lockpreise
Die großen Reisekonzerne reagieren damit auf die Expansion der Billigflugprogramme auf touristische Ziele wie Ibiza und Mallorca. Sowohl die indirekt mit der Lufthansa verbundene Germanwings als auch die neue, vom früheren TUI-Manager Jürgen Branse geführte Germania Express (Gexx) bieten jetzt Billigflüge in Urlaubszentren im Mittelmeerraum an. Allerdings staffelt Gexx nicht mehr wie andere Billiglinien die Preise, sondern nimmt einheitlich für Flüge nach Mallorca 77 Euro, nach Ibiza 88 Euro und verzichtet damit auf extrem niedrige Einstiegspreise. Am Sonntag hebt eine Gexx-Fokker 100 erstmals vom TUI-Stammsitz Hannover Richtung Mallorca ab.
Charterlinien kommen unter Druck
"Alle Billig-Airlines müssen wachsen, brauchen auch am Wochenende eine ordentliche Auslastung und werden deshalb ganz klar ins touristische Geschäft gehen", sagt Gexx-Chef Branse. "Damit kommen die klassischen Charterlinien von TUI und Thomas Cook gewaltig unter Druck". Diese könnten zwar vorübergehend mit günstigeren Preisen werben. "Aber das kann Hapag-Lloyd wegen der zu hohen Kosten nicht durchhalten", sagt Ex-TUI-Mann Branse.
Auch Preise der Billigflieger wanken
TUI-Manager Böttcher bestreitet dies. "Es ist kein Geheimnis, dass auch im Airlinebereich intensiv an den Kostenstrukturen gearbeitet wird", sagte er. Denn von allen Seiten geraten in diesem Sommer die Reisepreise nach der Frühjahrsflaute unter Druck und erreichen neue Tiefstände. Der Last-Minute-Marktführer L'Tur hat nach eigenen Angaben in den vergangenen Wochen rund 40.000 Flugtickets für 88 Euro an Mallorca-Urlauber verkauft. "Hin und zurück", wie Sprecherin Tanja Huber betont. Dabei habe es sich größtenteils um Restkontingente aus dem Hause TUI gehandelt. Noch günstiger geht es eigentlich nicht mehr, heißt es bei L'Tur.
Gewinne schmelzen in der Urlaubssonne
Nicht nur die großen Konzerne sehen angesichts des Preissturzes ihre Gewinne in der Urlaubssonne schmelzen. Der Preiskampf wird mittlerweile auch für Billigflieger selbst zum Problem. Noch werben Germanwings und Hapag-Lloyd Express mit ihren wenigen Tickets ab 19 Euro beziehungsweise 19,99 Euro. Der Großteil der Fluggäste muss aber weit mehr bezahlen. Das bedeutet viele frustrierte Anrufer. Außerdem werden dann Plätze für 100 Euro und mehr - die zwar im Vergleich zu traditionellen Fluglinien immer noch günstig sind - schlecht gebucht, sagt ein Airline-Manager. "Das wird also schnell zum wirtschaftlichen Risiko". So wird bei HLX entgegen öffentlicher Dementis über einen höheren Einstiegspreis zumindest nachgedacht. Gexx-Chef Branse: "Die Einstiegspreise der Billiganbieter werden sich ändern, da bin ich ganz sicher." Gexx will schon im kommenden Jahr schwarze Zahlen schreiben. HLX und Germanwings hatten sich dafür bisher ein Jahr länger Zeit gegeben.