TUI Tourismusunternehmen baut Konzern radikal um

  • von Sven Clausen
TUI plant einen radikalen Konzernumbau. So soll die Zentrale von Hannover nach Hamburg verlegt werden. Unternehmenschef Michael Frenzel hofft, den Konzern vor der Zerschlagung zu schützen.

Der weltgrößte Tourismuskonzern TUI plant einen radikalen Umbau. Vorstandschef Michael Frenzel will nach Informationen der "Financial Times Deutschland" die Schifffahrtstochter Hapag-Lloyd als eigenständige Aktiengesellschaft auflösen und den TUI-Konzernsitz nach Hamburg verlegen.

Übernahmen sollen abgewendet werden

Der Schritt ist eine weitere Abwehrmaßnahme des Dax-Konzerns, um die seit Jahren von einigen Investoren geforderte Zerschlagung zu verhindern. Schon mehrfach waren Interessenten wegen der Schifffahrtstochter an TUI herangetreten. Frenzel halte den Konzern für "chronisch übernahmegefährdet", heißt es aus dem TUI-Umfeld.

Der Vorstand wolle "die gesellschaftsrechtliche Verschmelzung der Hapag-Lloyd AG auf die TUI AG 2008 umsetzen", schreibt Frenzel in der Einladung zur nächsten Aufsichtsratssitzung am 23. Januar. Zwar erwähnt Frenzel darin den Umzug nach Hamburg nicht. Das sei aber von der Konzernführung beschlossen, heißt es aus dem Umfeld des Konzerns. Der Aufsichtsrat müsse allerdings noch zustimmen.

Schifffahrtsgeschäft stärker in den Konzern integrieren

Die Holding mit ihren noch rund 300 Beschäftigten will Frenzel nach Informationen der "FTD" in ihrer alten Form auflösen. Deren Funktionen wie etwa Konzernfinanzierung und strategische Planung sollen mit den entsprechenden Pendants bei Hapag-Lloyd verschmelzen. Die rechtliche Eigenständigkeit des Schifffahrtsgeschäfts wäre damit beendet. "Damit wird auch nach außen dokumentiert, dass wir unser Schifffahrtsgeschäft als nicht isoliert übernehmbares Kerngeschäft definieren. (...) Oberstes Ziel muss sein, die Abtrennung der Schifffahrt aus dem Konzern zu verhindern", schreibt Frenzel in der Aufsichtsratsvorlage, die der FTD in Auszügen vorliegt.

Der Konzernchef hält das Geschäft zwar für zyklischer, aber langfristig deutlich renditestärker und besser berechenbar als die Touristik, die unter anderem durch Umweltkatastrophen oder Terroranschläge besonders gefährdet ist. "Die Sicherung und der Ausbau unseres 100-prozentigen Kerngeschäfts Schifffahrt hat Priorität im Konzern", schreibt Frenzel.

Im vergangenen Jahr hatte TUI bereits seine Tourismussparte mit First Choice zum Weltmarktführer fusioniert, dabei knapp die Hälfte der Anteile abgegeben und das Geschäft als TUI Travel an der Börse in London listen lassen. Schon dieser Schritt sollte Kaufinteressenten abschrecken, weil sie bei einer TUI-Übernahme auch ein Gebot für TUI Travel abgeben müssten. TUI ist an der Börse derzeit 4,1 Milliarden Euro wert, TUI Travel rund 3,4 Milliarden Euro.

Historische Wurzeln gekappt

Mit dem Umzug kappt Frenzel TUIs historische Wurzeln. Das Unternehmen ist aus dem Mischkonzern Preussag hervorgegangen, der 1923 in Hannover gegründet wurde, seitdem dort seine Zentrale hatte, von Frenzel aber in ein Dienstleistungsunternehmen umgebaut worden war.

Gleichzeitig hat Frenzel ein "langfristiges Investitionsprogramm" für die Containerschifffahrt von rund 2,6 Milliarden Euro bis 2013 angekündigt. Das Wachstum sei "unabdingbar, da die Skaleneffekte den geplanten Ergebniszuwachs absichern". Zudem solle das Kreuzfahrtgeschäft ausgebaut werden. Für die Schifffahrt seien Zukäufe nicht ausgeschlossen, "ohne dass diese konkret in die Planung eingeflossen sind", so die Aufsichtsratsvorlage. Ein TUI-Sprecher wollte die Informationen am Sonntag nicht kommentieren.

FTD

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