Übernahme Schaeffler legt Angebot für Continental vor

Die fränkische Schaeffler-Gruppe hat jetzt offiziell ein Angebot zur Übernahme des Automobilzulieferers Continental vorgelegt. Bisher halten die Franken knapp drei Prozent an Conti. Schaeffler will den Dax-Konzern aber nicht vollständig übernehmen, sondern strebt eine Beteiligung von mehr als 30 Prozent an.

Die fränkische Schaeffler-Gruppe hat für den Autozulieferer Continental ein Übernahmeangebot vorgelegt. Das teilte das Unternehmen in einer Börsenmitteilung am Dienstagabend mit. Schaeffler bietet danach 69,37 Euro pro Aktie in bar. Das Angebot wurde unter dem Vorbehalt kartellrechtlicher Genehmigungen abgegeben. Schaeffler halte derzeit 2,97 Prozent Aktien an Conti.

Schaeffler will den Autozulieferer zudem nicht zwingend ganz übernehmen und ihn als eigenständiges Unternehmen an der Börse lassen. Schaeffler strebe eine strategische Beteiligung von mehr als 30 Prozent an, aber nicht unbedingt die Mehrheit, teilte der fränkische Wälzlagerspezialist weiter mit. Schaeffler unterstütze die Strategie von Continental, auch in Bezug auf das Reifengeschäft. Es werde keine Zerschlagung von Continental geben.

"Der Fokus liegt auf der Kombination der Stärken beider Unternehmen", erklärte Schaeffler. Es solle nicht zum Verluat von Arbeitsplätzen kommen, Conti solle als eigenständiges Unternehmen mit Sitz in Hannover erhalten bleiben. Schaeffler könne den Kauf der Beteiligung aus eigener Kraft stemmen und sei nicht darauf angewiesen, Continental Mittel zu entziehen.

Internationale Hilfe

Die Schaeffler-Gruppe hat sich übereinstimmenden Zeitungsberichten zufolge bereits einen Anteil von mindestens 30 Prozent am Dax-Konzern gesichert. Eine Gruppe internationaler Banken habe Aktien des Autozulieferers gekauft und Schaeffler mit Optionen ausgestattet, berichten die "Financial Times Deutschland" (FTD), das "Handelsblatt" und die "Hannoversche Allgemeine Zeitung" (HAZ). Laut Vorabmeldung des "Handelsblatts" hält der fränkische Wälzlagerhersteller auf diese Weise bereits 36 Prozent an Conti, die "FTD" und die "HAZ" sprechen von einem Anteil von 30 Prozent.

Die Zeitungen nennen als Quelle für ihre Informationen Finanzkreise. Das fränkische Unternehmen sei von verschiedenen Kreditinstituten, darunter der Royal Bank of Scotland, der Dresdner Bank, der Deutschen Bank und Merrill Lynch unterstützt worden. Man habe sich "durch die Hintertür angeschlichen", zitiert das "Handelsblatt" aus den Kreisen.

Durch die Verteilung auf verschiedene Banken und die Verwendung von Optionen werde die gesetzliche Meldepflicht umgangen. Das sei das Modell Porsche, hieß es mit Verweis auf das Vorgehen der Stuttgarter bei der Übernahme von VW. Laut Wertpapierhandelsgesetz müssen Aktionäre mitteilen, wenn ihr Besitz die Schwellen von drei, fünf, zehn oder 25 Prozent des Aktienkapitals überschreitet.

Weißer Ritter nicht in Sicht

Für Continental sei das eine schwierige Situation. Als Abwehr denkbar sei unter anderem der rechtliche Weg, weil Schaeffler sich offenbar den Einfluss auf Continental gesichert habe, ohne ein Angebot an die freien Aktionäre abzugeben. Das könnte ein Fall für die Finanzaufsicht BaFin sein, heißt es in dem "Handelsblatt"-Bericht. Als nahezu aussichtslos dürfte sich angesichts der Größe des Aktienpakets hingegen die Suche nach einem sogenannten weißen Ritter erweisen, also einem Unternehmen, das Continental gegen die geplante feindliche Übernahme hilft.

Die Schaeffler-Gruppe setze den DAX-Konzern unter enormen Druck, schreibt die "FTD". Sollte sie alle Optionen ziehen, sei sie der mit Abstand mächtigste Aktionär und könnte eine Mehrheit auf der nächsten Hauptversammlung erreichen. Nach Informationen der Zeitung wollen sich Manager der beiden Unternehmen in Kürze zu einem weiteren Gespräch treffen.

Conti stellt sich laut "Handelsblatt" jedoch auf die Abwehr des feindlichen Übernahmeversuchs ein. Vorstandschef Manfred Wennemer und sein Finanzchef Alan Hippe bereiteten entsprechende Maßnahmen vor, hieß es in Aufsichtsratskreisen. Die Kontrolleure wollen in den nächsten Tagen über die Abwehrstrategie beraten.

Widerstand aus Politik und Gewerkschaften

Auch in der niedersächsischen Politik und bei den Gewerkschaften formiert sich der Widerstand gegen die Übernahme. Ministerpräsident Christian Wulff sagte der "HAZ": "Wir betrachten die Entwicklung sorgenvoll." IG-Metall-Bezirksleiter Hartmut Meine sagte der Zeitung: "Wir werden mit allen Mitteln verhindern, dass ein völlig intransparentes Unternehmen möglicherweise Continental übernimmt und zerschlägt."

Auch die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (BCE) äußerte sich besorgt. Die Schaeffler-Gruppe sei "nicht an Nutzfahrzeugreifen und Autoreifen interessiert", sagte IG-BCE-Vorstand Werner Bischoff. "Wenn, dann ist Schaeffler an Automotive Systems interessiert. Also würde sich sehr schnell die Frage nach der Reifensparte stellen", sagte Bischoff, der bei Continental stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender ist.

Der Autozulieferer Continental soll unterdessen im Abwehrkampf gegen den Familienkonzern Schaeffler die Finanzaufsicht BaFin zu Hilfe gerufen haben. Das berichtet die "Financial Times Deutschland" (Online-Ausgabe). In einem Brief an die Bonner Behörde rechne der Automobilzulieferer vor, dass Schaeffler bereits Zugriff auf 36 Prozent der Stimmrechte hat. Folge die Finanzaufsicht dieser Einschätzung, müsste Schaeffler ein sogenanntes Pflichtangebot für sämtliche Aktien des Konzerns abgeben.

AP · DPA · Reuters
DPA/AP/Reuters