Übernahmekampf Schaeffler will Continental ganz lassen

Im Übernahmekampf um den Hannoveraner Autozulieferer Continental ist das Familienunternehmen Schaeffler offenbar auf Niedersachsens Regierung zugegangen. Man wolle den Konzern im Fall einer Niederlage nicht zerschlagen, wurde offenbar versprochen.

Im Übernahmekampf um den Autozuliefererkonzern Continental hat Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) einem Zeitungsbericht zufolge mit der Führung der Schaeffler-Gruppe gesprochen. Er habe mit der Eigentümerin des fränkischen Wälzlagerkonzerns, Maria-Elisabeth Schaeffler, und mit Geschäftsführer Jürgen Geißinger ein zweistündiges Gespräch in der Staatskanzlei in Hannover geführt, berichtet die "Bild"-Zeitung, ohne dafür Quellen zu nennen. Die Unternehmer hätten zugesichert, dass der Continental AG im Fall einer Übernahme keine Zerschlagung drohe. Hannover solle Stammsitz bleiben. Schaeffler habe eine Garantie für alle Sparten und Arbeitsplätze abgegeben.

Gegenüber der Wirtschaftszeitung "Euro am Sonntag" forderte Wulff, dass Continental ein eigenständiges Unternehmen bleiben muss. "Wir bewerten die gesamte Entwicklung danach, dass die Arbeitsplätze gesichert sind, dass die Conti eigenständig bleibt, dass sie börsennotiert im Dax bleibt, dass sie zusammenbleibt und nicht zerschlagen wird und ihren Sitz in Hannover behält", sagte Wulff der Wirtschaftszeitung "Euro am Sonntag".

Schaeffler-Gruppe lässt nicht locker

Indes pocht die Schaeffler-Gruppe weiterhin auf eine Kontrollmehrheit bei dem Autozulieferer. Die Zielsetzung gelte unverändert, "ein strategischer Großaktionär der Continental AG zu werden und dafür mehr als 30 Prozent der Anteile zu erwerben", teilte Schaeffler mit. Das fränkische Familienunternehmen wies damit ein Angebot von Conti-Chef Manfred Wennemer über eine Beteiligung an dem hannoverschen Automobilzulieferer von lediglich bis zu 20 Prozent zurück. Damit dürften die Hoffnungen Wennemers, eine Kontrolle von Continental durch den Wälzlagerhersteller abwenden zu können, gesunken sein.

"Diese strategische Beteiligung ist notwendig, um eine stabile Aktionärsstruktur der Continental AG zu erreichen, um unsere Ziele umsetzen zu können und damit unsere Investition in das Unternehmen langfristig abzusichern", erklärte Schaeffler. Auch eine Erhöhung der mehr als elf Milliarden Euro schweren Übernahmeofferte schloss Schaeffler aus. "Unseren Angebotspreis halten wir für angemessen, und wir erwarten, dass er für die Aktionäre interessant ist".

Das Familienunternehmen zeigte sich jedoch offen für Gespräche mit Wennemer. Der Conti-Chef hatte in zahlreichen Interviews am Wochenende versöhnlichere Töne angeschlagen und Gesprächsbereitschaft signalisiert. "Wir stehen einem Großaktionär nicht im Wege, wenn er sich an die Spielregeln und Gesetze hält", sagte Wennemer der "Welt am Sonntag". Er hatte die Schaeffler-Gruppe scharf kritisiert, ihn nicht rechtzeitig von ihrem Vorhaben informiert zu haben. Den Einsatz so genannter Giftpillen, um eine Übernahme etwa durch eigene Zukäufe deutlich zu verteuern oder durch den Verkauf von wertvollen Geschäftseinheiten unattraktiv werden zu lassen, schloss Wennemer aus. "Wir werden nichts tun, was nicht im Interesse unserer Mitarbeiter, unserer Kunden und unserer Eigentümer ist."

Continental wehrt sich

Der Chef des weltweit viertgrößten Autozulieferers zeigte sich unterdessen zuversichtlich, die feindliche Übernahme durch das fränkische Familienunternehmen abwehren zu können. "Wir haben wirklich gute Chancen, zu gewinnen", sagte Wennemer der "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" (FAS). Seine Hoffnung ruht unter anderem auf der Finanzaufsicht Bafin. "Es gibt durchaus Fälle, wo die Finanzaufsicht solche illegalen Fälle abgewehrt hat", sagte er. Wie Schaeffler sich angeschlichen habe, verstoße gegen deutsches Recht, meint Wennemer.

Schaeffler hat sich über verschiedene Finanztransaktionen wie Aktien-Käufe, Optionen und Swap-Geschäfte Zugriff auf 36 Prozent der Conti-Aktien gesichert und würde damit über eine Kontrollmehrheit auf der Hauptversammlung verfügen. Erst am Dienstag hatte die Gesellschaft aus Herzogenaurach bei Nürnberg eine Übernahmeofferte über gut elf Milliarden Euro - oder 69,37 Euro je Aktie - für den knapp dreimal größeren Reifenhersteller vorgelegt. Allerdings liegt dieser Preis unter dem Schlusskurs der Conti-Aktie vom Freitag in Höhe von 71,97 Euro.Wennemer sieht die Offerte als zu niedrig an. Experten gehen davon aus, dass Schaeffler keine Mehrheit an Conti anstrebt. Denn bei einem Eignerwechsel hätten die Banken von Continental das Recht, die als günstig geltende Finanzierung des elf Milliarden Euro teuren VDO-Kaufs neu zu verhandeln.

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Reuters/DPA