Der milliardenschwere Übernahmekampf des Software-Riesen Microsoft um den Internet-Konzern Yahoo geht in eine neue Runde: Yahoo lehnte die Megaofferte am Montag als zu niedrig ab. Das Unternehmen sei damit "deutlich unterbewertet". Yahoo werde weiter alle strategischen Optionen prüfen - dazu zähle auch ein Schulterschluss mit dem Online-Dienst AOL. Ein langes Tauziehen ist somit möglich.
Microsoft kann nun sein Angebot erhöhen. Analysten halten dies angesichts der prall gefüllten Kassen des Giganten für denkbar. Der Konzern kann zugleich versuchen, die Yahoo-Aktionäre gegen den Widerstand der Unternehmensspitze auf seine Seite zu ziehen. Erste größere Investoren sowie eine Gruppe von früheren und derzeitigen Yahoo-Mitarbeitern hätten bereits Interesse an einem Verkauf ihrer Anteilsscheine signalisiert. Eine Reihe von Großinvestoren ist zudem an beiden Unternehmen beteiligt.
Die Dominanz von Google brechen
Mit dem Kauf will Microsoft die Dominanz des Rivalen Google bei der Online-Suche und der Internet-Werbung brechen. Der Konzern hatte Anfang des Monats 31 Dollar je Aktie geboten und Yahoo ursprünglich mit 45 Milliarden Dollar bewertet. Yahoo selbst will keinen Preis unter 40 Dollar akzeptieren. Dies würde den problembeladenen Konzern auf über 50 Milliarden Dollar taxieren.
Die Absage von Yahoo werten viele Analysten als Versuch, den Preis zumindest in die Höhe zu treiben, sollte sich eine Übernahme am Ende nicht vermeiden lassen. Die Aktie stieg zum Handelsauftakt prompt um gut zwei Prozent auf 29,85 Dollar. Microsoft-Titel verloren dagegen rund 1,5 Prozent auf 28,15 Dollar.
An einer Abwehrstrategie wird gearbeitet
Als Abwehrstrategie lotet Yahoo Berichten zufolge unter Hochdruck eine Kooperation mit Google oder auch mit dem Internet-Angebot AOL des US-Medienriesen Time Warner aus. Eine Gegenofferte zu Microsoft, die den Preis weiter nach oben treiben könnte, liegt bisher nicht auf dem Tisch.
Der Verwaltungsrat habe mit externen Beratern das von Microsoft nicht abgestimmte Angebot eingehend geprüft, teilte Yahoo am Sitz in Sunnyvale (Kalifornien) weiter mit. Das Gremium sei einstimmig der Meinung, dass die Offerte nicht im besten Interesse des Unternehmens und seiner Aktionäre sei. Der Vorschlag bewerte unter anderem Marke, Nutzerzahlen und Wachstumspotenzial nicht ausreichend. Die Mitglieder des Verwaltungsrates wollen nach zuletzt telefonischen Beratungen in dieser Woche auch persönlich zusammentreffen.
Kritik von Aktionären
Microsoft wolle Yahoo möglichst einvernehmlich mit der Führung kaufen, hieß es bei Analysten. Andernfalls drohe die Abwanderung vieler wichtiger Mitarbeiter. Yahoo steht nach einem erneuten Gewinneinbruch derzeit vor dem Abbau von 1000 seiner weltweit 14.300 Stellen. Auch Aktivitäten in Europa sind auf dem Prüfstand.
Zudem zeigt Yahoos Abwehrfront erste Risse. Am Sonntag sprach sich eine Aktionärsgruppe zum ersten Mal öffentlich gegen die ablehnende Haltung der Unternehmensführung aus. "Wir wollen nicht, dass Yahoo unter dem derzeitigen Direktorium und Management unabhängig bleibt", schrieb am Sonntag der Leiter der Organisation Yahoo Plan B, Eric Jackson, in seinem Blog. Zu der Gruppe gehören 100 derzeitige und ehemalige Yahoo-Beschäftigte, die zusammen 2,1 Millionen der insgesamt 1,4 Milliarden Aktien des Konzerns halten. Jackson kritisierte, dass Firmenchef Terry Semel zu wenig unternehme, um den Aktienkurs zu steigern.