Die Manager der Wall-Street-Banken wurden am Mittwoch von einem zehnköpfigen Gremium zu ihrer Rolle vor der schwersten Rezession seit den 30er Jahren befragt. Zu den vorgeladenen Zeugen gehörten neben JP-Morgan Chef Jamie Dimon auch der ins Feuer der Kritik geratene Goldman Sachs-Chef Lloyd Blankfein. Antreten mussten auch John Mack, Chairman von Morgan Stanley, und Brian Moynihan, Chef der Bank of America.
Die Top-Banker entschuldigten sich zunächst nicht für die Verluste, die sie den Steuerzahlern und Kunden mit der Ausgabe von giftigen Wertpapieren eingebrockt hatten. US-Präsidialamtssprecher Robert Gibbs forderte eine Entschuldigung der Banker. Einige Bankenchefs agierten, als ob sich seit der Finanzkrise nicht verändert habe, sagte Gibbs.
Goldman-Chef Blankfein erklärte, dass sein Institut im "Strudel des Marktes" gefangen gewesen sei. Goldman habe lediglich die Wünsche seiner professionellen Investoren nach hohen Risiken erfüllt. Er bedauere die Folgen der Krise. Bei seiner Anhörung unterbrach Blankfein mehrmals barsch den Vorsitzenden der Financial Crisis Inquiry Commission (FCIC), den ehemaligen Finanzminister von Kalifornien, Phil Angelides. Die Ergebnisse der Befragungen sollen dem Kongress und US-Präsident Barack Obama spätestens am 15. Dezember 2010 übergeben werden. Der Kongress hatte den überparteilichen Untersuchungsausschuss eingesetzt, um die Ursachen der Finanzkrise zu erforschen.
JPMorgan-Chef Jamie Dimon verteidigte zudem die heftig kritisierte Zahlung von Boni an erfolgreiche Mitarbeiter. Die Vergütungspraktiken bei seinem Institut "waren und bleiben angemessen", sagte Dimon. Die umstrittene Bündelung von Geschäfts- und Investmentbanken in Großinstituten habe nicht zur Finanzkrise beigetragen. In der Wirtschaft seien Banken jeder Größe nötig.
Bank-of-America-Chef Moynihan sah die Ursachen der Krise in der komplexen finanziellen Verbindung großer Geldhäuser. Er forderte Veränderungen in der Bankenaufsicht. Morgan-Stanley-Chairman Mack sagte, dass die Krise fundamentale Fehler im Finanzsystem ans Licht brachte.
Der Untersuchungsausschuss wurde in Anlehnung an die Pecora-Kommission eingesetzt, die den Crash an der Wall Street im Jahr 1929 untersuchte. Ihre Ergebnisse führten damals zur Schaffung der Börsenaufsicht SEC und zu anderen Reformen.
Am Donnerstag sind Vertreter von Regierung und Behörden mit ihren Aussagen an der Reihe: Justizminister Eric Holder, die Chefin der Börsenaufsicht SEC, Mary Schapiro, und die Vorsitzende des staatlichen Einlagensicherungsfonds FDIC, Sheila Bair.
US-Präsident Barack Obama wird nach Angaben des Präsidialamts am Donnerstag eine neue Abgabe für die US-Finanzbranche ankündigen. Die Regierung will damit bis zu 120 Milliarden Dollar einnehmen und so die Verluste aus dem Rettungsprogramm Tarp ausgleichen. Obama will mit einer Reform verhindern, dass das Finanzsystem erneut an den Rande des Zusammenbruchs gerät.