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Wohnungskonzern Wohngarantie für Senioren: Wie Vonovia das miese Image loswerden will

Vonovia
Vonovia konnte sich zuletzt über prächtige Geschäftszahlen freuen.
© Marcel Kusch/ / Picture Alliance
Seit Jahren kassiert Vonovia Kritik: überteuerte Mieten, schlechte Instandsetzung und überzogene Nebenkostenabrechnungen. Nun geht der Wohnungskonzern in die Charme-Offensive und garantiert älteren Mietern, dass sie in ihrer Wohnung bleiben können. Oder ist dieses Manöver nur Augenwischerei?

Die vergangenen Wochen waren für Vonovia eigentlich recht erfreulich: Der Bochumer Wohnungskonzern, hinter dem Aktionäre wie der US-Investmentfonds Black Rock oder der britische Hedgefonds Lansdowne stecken, konnte sich über steigende Einnahmen freuen und auch gleich das zu erwartende Ergebnis für das Jahr 2019 nach oben schrauben. In den ersten drei Monaten 2019 erhöhte sich das operatives Ergebnis von Vonovia im Jahresvergleich um ein Fünftel auf 303,6 Millionen Euro. Die Mieteinnahmen stiegen im ersten Quartal bei einem weiterhin geringen Leerstand um ein Fünftel auf 505 Millionen Euro. Die durchschnittliche Miete erhöhte sich auf 6,56 Euro pro Quadratmeter - das waren sechs Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Wie kaum ein anderer Großkonzern profitiert Vonovia von den stetig steigenden Mieten.

Und genau das sorgt für Ärger. In Berlin will eine Initiative solche Großvermieter enteignen, die Mietervereine in Deutschland treffen sich mit dem Konzern regelmäßig vor Gericht wieder, Mieter beschweren sich über Abzocke bei den Nebenkosten. So sehr der Konzern auch über seine Mehreinnahmen jubeln kann - das Image ist eine völlige Katastrophe.

Das will man in Bochum offenbar ändern und geht in die Charme-Offensive. Im Vorfeld der Hauptversammlung ließ Vorstandschef Rolf Buch die Nachrichtenagenturen dpa-afx und dpa wissen, dass er ein Herz für Rentner hat. "Wir geben Mietern ab 70 die Garantie, dass sie ihre Wohnungen nicht verlassen müssen", so Buch. Er sicherte den älteren Mietern zu, "dass ihre Wohnung bei Veränderung der ortsüblichen Vergleichsmiete bezahlbar bleibt".

Inwieweit Vonovia nun die Mieten der Senioren ab 70 Jahre einfriert und gar nicht mehr erhöht oder nur eine etwas geringere Mieterhöhung in den kommenden Jahren für diese Mieter anstrebt, sagte Buch nicht. Und: Vonovia hat rund 64.000 Wohneinheiten im Portfolio, bei denen dem Konzern eine Beschränkung der Mietkündigung auferlegt ist. "Diese Beschränkungen umfassen die Kündigung wegen Eigenbedarfs und wegen angemessener wirtschaftlicher Verwertung", heißt es bei Vonovia dazu. "Teilweise sei auch lebenslanger Kündigungsschutz vorgesehen."

Offenbar verfügt der Konzern über einen nicht unerheblichen Wohnungsbestand, der unter besonderem Schutz steht. Und der Anteil dieser Wohnungen am Gesamtportfolio, das rund 400.000 Wohnungen ausmacht, ist nicht unerheblich: Mehr als 16 Prozent machen diese Wohnungen aus. Inwieweit hier auch Senioren wohnen, ist nicht bekannt. Darüber hinaus gibt es noch rund 75.000 Wohnungen, bei denen Mieterhöhungen beschränkt sind. 

Bestandsschutz als Image-Politur

Solche Klauseln legt sich Vonovia nicht selbst auf, sondern "in vielen Fällen sind bei Übertragung von Portfolios als Ganzes oder Teilen bis hin zur Veräußerung einzelner Wohneinheiten die vorgenannten Pflichten von Erwerbern mit der Verpflichtung zur Weitergabe an etwaige weitere Erwerber zu übernehmen", erklärt Vonovia. Kurz gesagt: Vonovia hat Wohnungen gekauft, die mit besonderen Vorschriften geschützt wurden. So kaufte die Deutsche Annington, das Vorgänger-Unternehmen der Vonovia, im Zuge einer großen Privatisierungswelle öffentlicher Wohnungsunternehmen im Jahr 2001 rund 65.000 alte Eisenbahnerwohnungen. "2003 kamen 10.000 Wohnungen der Kieler Heimbau AG dazu, 2004 4.500 Werkswohnungen von RWE. 2005 schließlich folgten 152.000 Wohnungen der Viterra AG, der Immobilientochter des Energieunternehmens Eon", berichtet die "taz". Offenbar wurden einige dieser Immobilienpakete nur unter Auflagen verkauft. Es braucht nicht viel Phantasie, um zu erkennen, dass in diesen Wohnungen mit Sicherheit noch ehemalige Mitarbeiter der Deutschen Bahn wohnen und ihren Lebensabend verbringen. 

Dass Vorstandschef Buch die omnipräsente Kritik an seinem Unternehmen keine Freude macht, ist verständlich. Ob der von ihm versprochene Bestandsschutz der älteren Mieter am miesen Image viel ändern wird, ist kaum zu erwarten. Interessanter wird es sein, wie sich der Konzern, der am Donnerstag eine Rekord-Dividende von 1,44 Euro pro Stückaktie an seine Aktionäre ausschütten will, künftig auf dem angespannten Wohnungsmarkt verhält. Der Bestandsschutz von älteren Mietern, die ohnehin in geschützten Wohnungen leben, kann man nur als Image-Politur begreifen.

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