Eltern im Konsumrausch Einkaufscenter-Weihnachtsmann: "Am schlimmsten sind Fünfjährige, die um Telefone betteln"

Moderne Weihnachtsmänner müssen mehr Geschenke schleppen als früher
Moderne Weihnachtsmänner müssen mehr Geschenke schleppen als früher
© picture alliance/Bildagentur-online
Weihnachten ist eigentlich ein Fest der Liebe. Doch in den letzten Jahrzehnten ist es zum Geschenkemarathon verkommen, sagen mehrere Miet-Weihnachtsmänner im Gespräch mit einer britischen Zeitung. Einer beschwert sich über Mädchen, die selbst zu Puppen werden und über Siebenjährige mit iPads.

In einer Woche ist Weihnachten, und somit haben auch sie wieder Hochkonjunktur: Die Weihnachtsmänner in Einkaufscentern. Sie sollen den Kids eine Freude bereiten und sich ihre Wünsche anhören. Doch die werden von Jahr zu Jahr unverschämter, findet Ron Horniblew. Er muss es wissen: Der 82-Jährige arbeitet seit 53 Jahren als Miet-Weihnachtsmann in Großbritannien.

In letzter Zeit stünden immer häufiger teure elektrische Geräte ganz oben auf dem Wunschzettel. Am schlimmsten seien Fünf- und Sechsjährige, die um Telefone betteln, erklärt der Santa-Veteran in der "Daily Mail". Alle ihre Freunde hätten Telefone, behaupten die Kinder. "Aber ich entgegne ihnen: Wozu brauchst du ein Telefon?" Die Kinder sollten sich lieber auf dem Spielplatz mit ihren Freunden unterhalten, statt sie anzurufen, findet der 82-Jährige.

Konsum statt Besinnlichkeit

Horniblew ist schon so lange im Geschäft, dass er sich noch an Zeiten erinnert, als sich ein Kind über eine Orange im Weihnachtsstrumpf freute. Mit seiner jahrzehntelangen Erfahrung konnte er sehr genau beobachten, wie sich das Werteverhältnis bei Geschenken verschoben hat - und dass die ursprüngliche Bedeutung von Weihnachten kaum noch eine Rolle spielt. Das Fest der Besinnlichkeit ist zum Konsumrausch verkommen.

Horniblew gibt die Schuld aber nicht den Kindern, sondern deren Eltern. Er ist überzeugt davon, dass die Kinder viel zu viele Geschenke bekommen. Einmal war er am Weihnachtsmorgen in ein Haus eingeladen und kam kaum durch das Wohnzimmer, weil so viel "Spielzeug und Plastikramsch" auf dem Boden herumlag, erzählt er der "Daily Mail". Doch die Kinder würden immer mehr erwarten: "Sie reißen ein Geschenk auf, sagen 'Oh ja', dann fragen sie schon 'Wo ist das nächste?' Das ist traurig. Ich glaube, das ist nicht gut für die Kinder."

Mittlerweile gehe es nur noch um Kommerz, findet Horniblew - deshalb hat er vor fünf Jahren auch den Mantel des Einkaufscenter-Weihnachtsmanns an den Nagel gehängt. Seitdem konzentriert er sich auf kleinere Besuche in Krankenhäusern und in den Wohnungen der Menschen.

Kritik an den Eltern

Ähnliches berichten auch andere Weihnachtsmänner, mit denen die "Daily Mail" gesprochen hat. Vor dreißig Jahren wünschten sich die Kinder Puppen, Teddys oder Schlitten, berichtet etwa Ray, ein Teppichverleger im Ruhestand, der seit 55 Jahren den Weihnachtsmann mimt. "Ich kann mich nicht mehr erinnern, wann mich ein Kind zuletzt um einen Schlitten gebeten hat."

Die Kinder würden heute alles wollen, was sie im TV sehen, berichtet er. "Sie bekommen von der TV-Werbung eine Hirnwäsche verpasst. Sie wollen, was auch immer ihre Freunde haben."

Die Mädchen werden selbst zu Puppen

Ken Moxley, Polizist im Ruhestand und seit 30 Jahren im Weihnachtsmann-Geschäft, nimmt ebenfalls die Eltern in die Pflicht: "Ich bin nicht per se gegen Gadgets - ich glaube, sie können sehr nützlich sein -, aber sobald die Kinder sieben werden, fragen sie nach Smartphones. Und normalerweise haben sie dann schon ein iPad." Der neueste Schrei seien Lautsprecher, mit denen man reden könne - etwa Amazons Echo. "Ich liebe Technologie, aber sie muss beaufsichtigt werden. Einige Eltern kümmern das nicht. Das verwirrt mich."

Früher stand bei Weihnachten auch die Familie mehr im Mittelpunkt. Auf vielen Wunschzetteln standen Brettspiele ganz oben. Heute würden sich die Kids nur noch Gadgets wünschen, um unterhalten zu werden - ohne selbst etwas tun zu müssen. Mädchen seien am schlimmsten, findet Moxley: "Früher wollten sie Puppen, die sie anziehen konnten. Heute wollen sie sich selbst einkleiden." Sie wollen schon im jungen Alter Make-up, Ohrringe und Tattoos, manchmal schon mit sieben oder acht Jahren.

Ken Moxley versucht, dem bei seinen eigenen Enkeln entgegenzuwirken. Er will die Kids nicht mit "sinnlosem Plastik" versauen, das nach ein paar Wochen sowieso nur noch im Zimmer herumliegt. "Ich habe mit meinen Kindern abgesprochen, dass ich die typischen Enkel-Dinge nicht kaufe und stattdessen den gemeinsamen Urlaub bezahle." So steht auch die gemeinsame Zeit wieder im Vordergrund.