Mit einer Expo-Ausstellung der Superlative in Shanghai will China der Welt seine wirtschaftliche Macht demonstrieren. Am Freitag öffnen sich die Tore der Schau in der reichsten und modernsten Metropole der Volksrepublik. Trotz Wirtschaftskrise stellt die Expo 2010 mit Investitionen von 4,2 Milliarden Dollar selbst die Olympischen Spiele in Peking vor zwei Jahren in den Schatten. Laut Medienberichten dürften die Kosten inklusive aller Bauprojekte aber eher bei 58 Milliarden Dollar liegen. Deutschland ist mit dem Pavillon "Balancity" auf einer Grundstücksfläche von 6000 Quadratmetern vertreten - es ist der größte Pavillon, den die Bundesrepublik je auf einer Expo im Ausland errichtet hat.
Die Veranstalter rechnen mit 70 Millionen Besuchern - bei der Expo in Hannover vor zehn Jahren waren es letztlich rund 18 Millionen, obwohl damals mehr als doppelt so viele Gäste erwartet worden waren.
China ist das erste Schwellenland, das eine Weltausstellung ausrichtet. Auch deshalb hat die Führung in Peking alles unternommen, um mit der sechsmonatigen Schau unter dem Motto "Better City, better Life" die Welt zu beeindrucken. Neue Straßen und U-Bahnlinien wurden gebaut, um die Besucher durch die Millionenmetropole zu den zwei riesigen Geländen auf beiden Seiten des Flusses Huangpu zu bringen. "Dies ist ein sehr wichtiger Augenblick. Wir haben uns darauf jahrelang vorbereitet", sagte Hong Hao, der Vize-Chef der Expo, der Nachrichtenagentur Reuters. Zur Ausstellungseröffnung am Freitag werden unter anderem Frankreichs Staatschef Nicolas Sarkozy, der russische Präsident Dmitri Medwedew und EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso erwartet.
Dem in die Jahre gekommenen Expo-Konzept will China zu neuem Glanz verhelfen. Zugleich bemüht sich das Riesenreich, sein Bild im Ausland aufzubessern, das zuletzt durch den Streit um die Internetzensur mit dem Suchmaschinenbetreiber Google und den Prozess gegen Mitarbeiter des Bergbaugiganten Rio Tinto gelitten hat.
Allerdings werden trotz der Anstrengungen nicht alle Länderpavillons zur Eröffnung fertig sein. Und auch nicht jeder Chinese ist ungeachtet der intensiven Propaganda im Staatsfernsehen glücklich mit den Bemühungen. So verließen viele Test-Besucher hungrig und erschöpft das Ausstellungsgelände, das inklusive des Flussareals mehr als fünf Quadratkilometer umfasst. Der Shanghaier Blogger Han Han wies zudem auf die explodierenden Kosten in der Stadt infolge der Expo hin. "Unsere Lebenshaltungskosten sind fünfmal so hoch wie eure, aber unsere Gehälter sind ein Fünftel von dem, was ihr bekommt", wandte er sich ironisch an die ausländischen Besucher und fügte hinzu: "Wir leben aber noch und freuen uns voller Glück auf unsere Freunde aus aller Welt."