In den Bochumer Opel-Werken wird weiterhin nicht gearbeitet. Die Frühschicht nahm die Produktion zunächst nicht auf. Der Betriebsrat will den Mitarbeitern nach eigenen Angaben über den Stand der Dinge informieren. Die Belegschaft solle entscheiden, ob die Produktion wieder aufgenommen wird. Die Mitarbeiter fordern weiterhin vom Management die Zusicherung, dass es keine betriebsbedingten Kündigungen in Bochum geben wird.
Wegen des Streiks gehen im Opel-Werk im belgischen Antwerpen allmählich die Teile aus. Die Fabrik bekommt aus Bochum unter anderem Fahrwerksteile zugeliefert. Die Früh- und die Spätschicht könnten noch normal arbeiten, sagte Werksprecher Marco Van Riel. Für die Nachtschicht würden die Teile jedoch knapp. Am späten Nachmittag soll den Angaben zufolge über das weitere Vorgehen entschieden werden.
Verhandlungen in Rüsselsheim
Im eskalierenden Konflikt um drohende Massenentlassungen bei Opel suchen Management und Betriebsrat der deutschen General-Motors-Tochter eine rasche Verhandlungslösung. "Oberste Priorität hat es jetzt, die Thematik auf den Verhandlungsweg zu bringen", sagte der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Klaus Franz. Die Gespräche sollen bereits am Montag in Rüsselsheim beginnen und nach Angaben der IG Metall am Donnerstag fortgesetzt werden. GM hatte am Donnerstag radikale Sparpläne angekündigt: Demnach sollen bis 2006 europaweit 12.000 Stellen gestrichen werden, 10.000 davon - fast jeder dritte Arbeitsplatz - an den deutschen Opel-Standorten.
Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) rief die Beschäftigten in Bochum auf, am Montag die Produktion wieder aufzunehmen. "Die Arbeitnehmer, die vor den Toren stehen, verbessern die Chancen, dass der Standort erhalten wird, nicht", sagte er in der ARD. Ungeachtet dessen harrten auch in der Nacht zum Montag rund 300 Opel-Mitarbeiter vor den Werkstoren in Bochum aus.
Franz kritisiert Arbeitsniederlegungen
Dem "Handelsblatt" sagte Franz, schon vor dem Beginn der Verhandlungen zeichne sich eine Annäherung ab. Vorbild für eine Lösung auch bei Opel ist für Franz der in einem fast 30-stündigen Verhandlungsmarathon am Donnerstag geschlossene Beschäftigungspakt zwischen dem KarstadtQuelle-Vorstand und den Arbeitnehmern des Handelsriesen. Allerdings befürchtet Franz, dass die seit Tagen anhaltende Blockade des Bochumer Opel-Werkes eine Verhandlungslösung erschweren könnte. Die Arbeitsniederlegungen in Bochum seien emotional zwar zu verstehen. "Wir brauchen jetzt aber eine intelligente Strategie auf der Arbeitnehmerseite, die Verhandeln und Kämpfen gleichzeitig einschließt."
Zu möglichen Spielräumen, den Stellenabbau zu begrenzen und Massenentlassungen zu verhindern, gab es am Wochenende in der Öffentlichkeit noch keine konkreten Signale aus dem GM-Management. GM-Vize-Europachef Carl-Peter Forster brachte eine Auffanggesellschaft ins Gespräch. "Wenn es uns gelingt, die betreffenden Mitarbeiter in Beschäftigungsgesellschaften zu überführen, können wir betriebsbedingte Kündigungen vermeiden", sagte Forster der "Welt am Sonntag". Damit wären die Arbeitsplätze zwei Jahre garantiert, allerdings bei deutlichen Lohneinbußen. Die Belegschaft in Bochum sprach sich am Sonntag bereits dagegen aus. Dies sei nur ein verzögerter Weg in die sichere Arbeitslosigkeit.
Henderson: Keine Alternative zu Sparkurs
GM-Europachef Fritz Henderson bekräftigte im "Spiegel", die geplanten Einsparungen von 500 Millionen Euro jährlich seien ohne Werksschließung zu schaffen. Auf die Frage, wie lange Opel ohne den angekündigten Sanierungskurs durchhalten könne, sagte er der "Bild am Sonntag": "Gar nicht mehr." Auf die Opel-Standorte könnten sogar noch härtere Schnitte zukommen: "Wenn sich die Autowirtschaft weiter verschlechtert, müssen wir weiter nachjustieren." GM ließ keinen Zweifel daran, dass vor allem das Bochumer Werk gefährdet ist: "Die Gefahr einer Schließung ist nicht vom Tisch", sagte Henderson. "Wenn wir jetzt nicht schnell und schlau handeln, hat Bochum keine Zukunft", unterstrich Forster.