Kaufkraft sinkt weiter Inflation in der Türkei kratzt an 50-Prozent-Marke

Zwei Frauen betrachten durch die Scheibe einer Wechselstube die Währungskurse, eine fasst sich ins Gesicht
Eine Wechselstube in Istanbul. Die Inflation und der Wertverlust der Lira gegenüber Dollar und Euro ist das wichtigste politische Thema in der Türkei.
© Serkan Senturk / Picture Alliance
Die Inflationsrate in der Türkei ist weiter in die Höhe geschnellt. Inzwischen hat sie beinahe 50 Prozent erreicht. Die Kaufkraft der Türkinnen und Türken ist deutlich geschwächt.

Die zuletzt bereits massiv gestiegene Inflationsrate in der Türkei ist im Januar weiter in die Höhe geschnellt. Wie das türkische Statistikamt am Donnerstag mitteilte, lagen die Verbraucherpreise um 48,7 Prozent über dem Wert des Vorjahresmonats. Die Inflation erreichte damit den höchsten Wert seit April 2002. Im Dezember 2021 hatte sie bereits bei 36,1 Prozent und damit dem höchsten Stand seit Oktober 2002 gelegen.

Die neuen Zahlen wurden nur wenige Tage nach der Entlassung des Leiters der nationalen Statistikbehörde durch den türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan veröffentlicht. Erdogan, ein erklärter Gegner hoher Zinsen, hatte inmitten der Debatte über den rasanten Anstieg der Inflationsrate am Samstag den bisherigen Behördenchef Sait Erdal Dincer durch den früheren Vize-Chef der türkischen Bankenaufsicht, Erhan Cetinkaya, ersetzt. 

Opposition in der Türkei zweifelt die offiziellen Zahlen an

Erdogan nannte keinen Grund für die Entlassung Dincers. Dieser war aber Anfang Januar nach der Veröffentlichung der Inflationsrate für Dezember in die Kritik geraten. Erdogan warf Dincer Medienberichten zufolge vor, das Ausmaß der wirtschaftlichen Krise in der Türkei übertrieben dargestellt zu haben. Die Opposition zweifelte die offiziellen Zahlen zur Inflation indes an und mutmaßt, dass der tatsächliche Anstieg der Lebenshaltungskosten sogar mindestens doppelt so hoch sei. 

Die Kaufkraft der Türkinnen und Türken ist in jedem Fall deutlich geschwächt und die Inflation ist mittlerweile eines der wichtigsten Themen der türkischen Politik geworden. Staatspräsident Erdogan verfolgt dabei eine Strategie, die der gängigen Ökonomenlehre widerspricht, denn er lehnt eine Erhöhung der Leitzinsen zur Eindämmung der Inflation strikt ab. Erdogan möchte hingegen über niedrige Zinsen Kredite und Investitionen ankurbeln – damit allerdings erhöht sich die Geldmenge im Umlauf weiter.

AFP
key

PRODUKTE & TIPPS

Kaufkosmos

Mehr zum Thema