Lebensmittelkonzern Ukraine erklärt Unilever zum Kriegsfinanzier – so rechtfertigt der Langnese-Konzern sein Geschäft in Russland

Das blaue U im Logo des Konzerns Unilever
Der Konzern Unilever strebt mehrere Veränderungen in seiner Marketing-Strategie an
© Daniel Reinhardt/dpa
Nach dem Angriff auf die Ukraine haben sich unzählige Unternehmen aus Russland zurückgezogen. Der Langnese-Konzern Unilever macht dort aber weiter Geschäfte – und muss sich harte Vorwürfe der Ukraine gefallen lassen.

Geradezu fluchtartig haben viele Unternehmen mit dem Angriff auf die Ukraine ihre Zelte in Russland abgebrochen. Selbst wer nur einige Wochen brauchte, musste sich dem Ärger der Kunden stellen. Doch Unilever ist auch fast anderthalb Jahre nach Kriegsanfang auf dem russischen Markt vertreten. Nun erhebt die Ukraine schwere Vorwürfe gegen den Konzern.

Unilever auf Liste der Kriegsfinanziers

Die Firma hinter beliebten Marken wie Rexona, Dove, Knorr und Langnese ist offiziell auf die Liste der Unternehmen gelandet, die Russlands Krieg finanzieren. Die vom ukrainischen Außenministerium und der Nationalen Behörde zur Korruptionsbekämpfung geführte Liste nennt Unternehmen und Konzerne, die weiterhin in Russland aktiv sind. Und mit ihren Steuerzahlungen direkt in die Kriegskasse einzahlen.

Das geht aus einer Studie der Kiew School of Economics hervor. Demnach ist Unilever einer der größten ausländischen Steuerzahler in Russland. Etwa 300 Millionen Euro zahlte das Unternehmen nach eigenen Angaben im letzten Jahr an den russischen Staat, insgesamt zahlten die 1146 dort weiter aktiven ausländischen Unternehmen 2022 3,5 Milliarden Euro an Steuern in Russland, so die Studie. Auch Procter & Gamble, Nestlé und Pepsi gehören zu den größten weiter dort aktiven Unternehmen.

Das sagt Unilever zur Russland-Entscheidung

Bereits im Frühjahr hatte Unilever versucht, diese Entscheidung zu rechtfertigen. "Wir verurteilen weiter den Krieg in der Ukraine als einen brutalen und sinnlosen Akt der Gewalt durch den russischen Staat", heißt es dort. Einfach das Geschäft einzustellen sei aber "nicht so einfach". Das Unternehmen will nach eigenen Angaben weder riskieren, die eigenen Angestellten vor Ort im Stich zu lassen, noch eine Übernahme durch den russischen Staat in Kauf nehmen, wenn ein vollständiger Verkauf zu Debatte stünde. Also hat man sich nach eigenen Angaben dafür entschieden, "das Geschäft unter strengen Einschränkungen fortzführen".

Im Klartext heißt das: Unilever führt keine Waren mehr nach Russland ein, importiert nichts mehr von dort. Auch Werbung würde keine mehr geschaltet. Die vor Ort hergestellten Waren und Produkte werden aber weiter im Land verkauft. "Um das klarzustellen: Wir finden keine der Lösungen erstrebenswert", betont der Konzern. Man ziehe aber diesen Weg den anderen beiden klar vor. "Wir verstehen aber Aufrufe, Russland zu verlassen", betonte das Unternehmen auf Anfrage der britischen "BBC" am Dienstag.

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Dem Image des Konzerns schadet die Entscheidung allerdings allemal. In der Londoner Innenstadt hatten am Montag Demonstranten gegenüber dem Firmensitz ein Plakat aufgebaut, das an eine Werbekampagne der Seifenmarke Dove erinnert. In Anlehung an die berühmte Diversitäts-Kampagne der Marke zeigte es ukrainische Soldaten in weißer Kleidung, die ihre Protesen der im Einsatz verlorenen Gliedmaßen präsentieren. "Dove - Hilft den russischen Krieg in der Ukraine zu finanzieren" prangte daneben. Der Adressat des Plakats war klar: Hein Schumacher hatte am Montag seinen neuen Job als neuer CEO des Unternehmens angetreten. Und dürfte sich wenig über die Aktion gefreut haben.

mma

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