Der Orkan "Kyrill" wird die Versicherungsbranche nach Experteneinschätzung insgesamt zwischen vier und acht Milliarden Euro kosten. "Der Wintersturm war der schlimmste Sturm in Europa seit acht Jahren", sagte Peter Dailey, Chef der Forschungsabteilung Atmospheric Science bei der US-Gesellschaft AIR. Das Unternehmen aus Boston ist auf Katastrophenmodellierungen spezialisiert. Damit könnte es sein, dass "Kyrill" in Europa einer der teuersten Winterstürme der Geschichte war.
"Katrina" kostete 62 Milliarden Euro
Für Deutschland hatte der Branchenverband GDV zuletzt die Belastung für die Versicherer auf rund eine Milliarde Euro geschätzt. Prognosen der einzelnen Assekuranzen werden im Laufe dieser Woche erwartet. Durch "Kyrill" verloren europaweit mindestens 39 Menschen ihr Leben, elf davon in Deutschland. Hunderttausende mussten hier zu Lande ohne Strom auskommen. Zahlreiche Straßen waren gesperrt, viele Züge konnten wegen blockierter Gleise nicht fahren.
Bislang galt "Lothar" als teuerster europäischer Wintersturm aller Zeiten. Er hatte 1999 - zu damaligen Preisen - für einen versicherten Schaden von 5,9 Milliarden Dollar gesorgt. Der volkswirtschaftliche Schaden lag nach Angaben der Münchener Rück, dem weltweit zweitgrößten Rückversicherer, bei 11,5 Milliarden Dollar. Zum Vergleich: Der Hurrikan "Katrina", der 2005 die US-Metropole New Orleans zerstörte, belastete die Assekuranzen - als teuerster Sturm aller Zeit - mit 62 Milliarden Dollar und die Volkswirtschaft mit 129 Milliarden.
62 Bäume zerstört
Auch vier Tage nach dem Orkan sind die Folgen des verheerenden Unwetters vielerorts noch zu spüren gewesen. In den Wäldern begannen die Aufräumarbeiten, nachdem "Kyrill" in Europa etwa 62 Millionen Bäume umgeknickt hatte. Experten schätzen den Schaden in der deutschen Forstwirtschaft auf rund eine Milliarde Euro.
In den Wäldern Nordrhein-Westfalens richtete der Sturm den größten jemals festgestellten Schaden an. Nach Schätzungen des Landesbetriebs Forst und Holz fällte er in diesem Bundesland 25 Millionen Bäume (zwölf Millionen Kubikmeter Holz). Deutschlandweit liegen 20 Millionen Kubikmeter am Boden, europaweit 30 Millionen Kubikmeter. Bei der deutschen Forstwirtschaft hat "Kyrill" nach Angaben des Deutschen Forstwirtschaftsrats (DFWR) einen Schaden von rund einer Milliarde Euro angerichtet. Selbst bei stabilen Holzpreisen würden die Waldbesitzer etwa ein Drittel weniger Erlöse für das Sturmholz bekommen, sagte der DFWR-Geschäftsführer Stephan Schütte in Bonn.